02. März 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Dessau-Roßlauer HV – TSV Bayer Dormagen 20:28 (12:14). Es war wohl die Blaupause für das, was Trainer unter einer geschlossenen Mannschaftsleistung verstehen. Dass die Dormagener teil eins ihrer Reise nach Sachsen-Anhalt und Sachsen am Mittwochabend komplett ungefährdet abschlossen, war unter dem Strich keineswegs selbstverständlich. Erster Grund: Mit dem 1:4 (7.) und 2:5 (9.) ging der Auftakt einigermaßen daneben. Zweiter Grund: Ab der 21. Minute musste Dormagen, das die Partie inzwischen zum 9:7 (20.) gedreht hatte, ohne Kapitän Patrick Hüter auskommen, dessen Foul gegen Dessaus Timo Löser die Unparteiischen mit der Roten Karte ahndeten. Den Ausfall Hüters, hinten wie vorne eine feste Größe im System von Trainer Dusko Bilanovic, steckten die Gäste allerdings unbeeindruckt weg. Obwohl es immer wieder Längen in der Partie gab, blieb Bayer nach dem Wechsel jederzeit Herr der Lage und gewann in der Höhe verdient. Der Lohn stellte sich schnell ein: Durch den zweiten Sieg hintereinander (zuletzt 33:27 gegen die SG BBM Bietigheim) steigerte die Mannschaft ihr Konto auf 23:13 Zähler, zog am HC Elbflorenz Dresden (22:16) vorbei auf Rang fünf und hat nun sogar den Vierten VfL Lübeck-Schwartau (24:14) wieder direkt im Blick.
Weil der Start in den Abend in erster Linie ein Fehlerfestival war, griff Bilanovic nach dem 1:4 bereits in der siebten Minute zu einer Auszeit. Tatsächlich wurde es ab dem 2:5 (9.) rasch besser und vier Tore in Folge brachten das 6:5 (15.). Entscheidend für den Umschwung: Der erneut starke Keeper Sven Bartmann und ein klares Plus an Leidenschaft rührten einen defensiven Beton an, gegen den die Hausherren dauerhaft keine Lösungen mehr fanden. Das frühe Aus für Patrick Hüter brachte Dormagen nur bis zum 10:11 (25.) durcheinander, ehe erneut die Sicherheit der Abwehr zur Wende führte – 13:11 (29.), 14:12 (30.)
Die unter dem Strich wenig sehenswerten ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte, in der sich beide Seiten immer wieder die Bälle schenkten, gehörten letztlich ebenfalls den Dormagenern – 17:13 (37.). Für das 18:14 (43.) ließ sich Bayer anschließend relativ lange Zeit, ehe der Express immer schneller wurde. Mit dem 21:16 (48.) von André Meuser und dem 22:16 (49.) durch Aaron Seesing gab es kaum noch Zweifel am Sieg, der auf der Zielgeraden beinahe zweistellig geworden wäre – obwohl da André Meuser nicht mehr auf dem Feld stand. Dem Linkshänder hatten die Unparteiischen nach der dritten Zeitstrafe (49.) ebenfalls die Rote Karte gezeigt. Dass auch Meusers Fehlen nicht wirklich ins Gewicht fiel, hatte viel mit der überzeugenden Vorstellung von Efthymios Iliopoulos zu tun: Er sprang mit sieben Toren glänzend ein und war damit der beste Werfer eines Teams, das seinem Namen vollauf gerecht wurde. Dormagen ist unter dem Strich offensichtlich bereit für den zweiten Teil seiner Dienstreise nach Sachsen-Anhalt und Sachsen, die bereits am Donnerstagabend die schwierige Aufgabe beim Siebten EHV Aue bringt.
Dafür nahmen die Mannschaft aus Dessau einiges an Zuversicht mit – und die Stimmung war auf der Rückfahrt zum Hotel nach Leipzig ausgelassen-fröhlich. „Wir hatten uns vorgenommen, dass wir in einer Saison nicht zweimal gegen eine andere Mannschaft verlieren“, erklärte Trainer Bilanovic, „dass wir gewinnen, war mir klar. Wir hatten dann eine super Abwehr und Sven hat gut gehalten.“ In der Auszeit brauchte er aus seiner Sicht nur darauf hinzuweisen, dass sich ein ähnlicher Verlauf wie beim 21:24 vom ersten Spieltag bitte nicht wiederholen solle – und die Mannschaft schien sich zunehmend wieder dran zu erinnern, was damals passiert war. Der Rest war eine Mischung aus Leidenschaft und Spielfreude – wie beim Kempa-Trick, als Ian Hüter das Zuspiel von Benjamin Richter in der Schlussphase zum 26:18 (56.) verwertete. „Für heute dürfen die Jungs feiern“, kündigte Bilanovic an – ohne damit zu viel an Freizeit anzukündigen. Bereits am Mittwoch soll es vielmehr mit der üblichen Besprechung und einer Trainingseinheit weitergehen.
TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Juzbasic – Reuland (2), Seesing (2), Senden (1), Meuser (5), Juric, Richter (6/5), Iliopoulos (7), I. Hüter (3), Reimer, Skroblien, P. Hüter (1), Johannmeyer, Sterba (1), Grbavac.