2. Bundesliga
Schmerzhaft: Dormagen verteilt Geschenke in Sachsen
TSV Bayer verliert beim EHV Aue mit 28:29. Fürs Team von Trainer Dusko Bilanovic war definitiv mehr drin.

Ausgebremst: Alexander Senden (links) erzielte zwar sieben Treffer, konnte die Niederlage der Dormagener in Aue aber auch nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

EHV Aue – TSV Bayer Dormagen 29:28 (14:15). Fünf Sekunden waren noch zu spielen und André Meuser, Dormagens bester Spieler an diesem Abend, versuchte noch einen Pass zu Ian Hüter, der sich in der Nähe des Kreises aufhielt. Der Pass kam allerdings nicht an – und so stand der TSV Bayer plötzlich mit leeren Händen da. Und das Fazit am Ende der 60 Minuten: Viel überflüssiger geht es kaum. Die Dormagener scheiterten nicht an einem übermächtigen Gegner, sondern in erster Linie an sich selbst. Dass die realitätsfremden Kommentare des übertragenden Senders den Erfolg der Hausherren ernsthaft als verdient bezeichneten, wird Trainer Dusko Bilanovic mit seinem Team vermutlich eher verschmerzen können als den Ärger darüber, nichts Zählbares mit auf die Heimfahrt zu nehmen. Keine 48 Stunden nach dem 28:20 beim Dessau-Roßlauer HV verpassten die Dormagener eine günstige Gelegenheit, ihre Dienstreise nach Sachsen und Sachsen-Anhalt zu veredeln. In der Tabelle ist der TSV (jetzt 23:15 Punkte), dem ein Erfolg den Sprung auf Rang vier gebracht hätte, trotzdem weiter Fünfter vor Aue (22:14). 

Dass die Führung am Ende der ersten Halbzeit nur bei einem Treffer lag, hatten sich die Gäste alleine zuzuschreiben – weil sie sich zunehmend der Fehlerquote der Hausherren anpassten. Bis zum 2:3 (7.) lag die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic durchgängig hinten, ehe sie durch konsequentes Zupacken in der Abwehr und konsequente Ausnutzung der Chancen die Kontrolle übernahm – 5:3 (9.), 8:5 (13.), 11:6 (17.). Es folgte jene Phase, in der Dormagen mit den eigenen Möglichkeiten schlampiger umging und dem EHV ein paar Bälle schenkte – 12:11 (24.). Die von Bilanovic beantragte Auszeit (24.) produzierte zuerst ein paar Sekunden darauf ein Stürmerfoul und damit letztlich den Ballbesitz-Wechsel zum 12:12, ehe Alexander Senden dreimal mit viel Selbstbewusstsein auftrat – 13:12 (25.), 14:12 (26.), 15:13 (28.). Und passend: Beim 14:15-Anschluss (29.) für Aue war der TSV Bayer mit einem Fehler ebenfalls nicht unbeteiligt.

 

Die Partie schien Dormagen mit dem 17:19 (38.) und 18:21 (43.) komplett zu entgleiten, zumal in den ersten 13 Minuten der zweiten Hälfte lediglich zwei magere Treffer gelangen. Es spricht für die Moral der Mannschaft, dass keiner ans Aufgeben dachte – und so entwickelte sich ab dem 21:21 (45.) ein Krimi auf Augenhöhe. Vornehmlich die treffsicheren Rückraumspieler Senden und Meuser waren dafür verantwortlich, dass die Hoffnung zumindest auf ein Unentschieden in einer streckenweise von zerfahrenen Aktionen geprägten Auseinandersetzung erhalten blieb. Bayer glich ein 25:27 (55.) und 26:28 (58.) noch aus, bevor Kevin Roch 14 Sekunden vor Schluss das 29:28 für Aue gelang. Der Rest war ein verzweifeltes Anrennen ohne Happy End. Und Dormagen wurde das seltsame Gefühl nicht los, dass mehr drin gewesen wäre.

Trainer Bilanovic war nachher weit davon entfernt, der Mannschaft einen Vorwurf zu machen: „Ich bin stolz auf die Jungs. Sie haben alles gegeben und sich mit allem gewehrt.“ Dass es dennoch nicht reichte, führte er unter anderem auf einen Mangel an Konstanz und einen Mangel an Cleverness zurück – besonders in jener Phase, als die Entscheidung möglich gewesen wäre. „Wir haben das Spiel durch unsere Fehler aus der Hand gegeben“, fand der TSV-Coach, „und es ist auch nicht das erste Spiel, in dem uns die Cleverness fehlt.“ Doppelt beachtlich sei der Kraftakt trotzdem gewesen – weil das Team mit den Aufgaben gegen die SG BBM Bietigheim (26. Februar), in Dessau (Dienstag) und jetzt in Auge innerhalb von nur sechs Tagen drei fordernde Aufgaben zu absolvieren hatte. Umso lieber hätten alle Dormagener auf der Heimreise wenigstens einen Zähler im Bus gehabt.

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann – Reuland (1), Seesing (1), Senden (7), Meuser (9), Juric, Richter (3/2), Iliopoulos, I. Hüter (3), Reimer, Skroblien, P. Hüter (1), Johannmeyer, Sterba (2), Grbavac (1).