17. März 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Und sie bewegt sich doch. Irgendwie jedenfalls. Dabei geht es in erster Linie gar nicht darum, dass die Regionalliga Nordrhein am Ende dieser für viele so frustrierenden Saison 2020/2021 vielleicht doch einen Meister ermittelt hat. Der Kern der Aussage ist vielmehr jener: Der Handball muss, wenn er nicht zunehmend von der Bildfläche verschwinden will (wovon auszugehen ist), mal wieder auf sich aufmerksam machen. Das ist in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr zu einem Wettrennen mit der Zeit geworden. Lässt sich da überhaupt noch was machen? Antwort: Sicher. Der OSC Rheinhausen zeigt, dass es Ideen geben kann, um wenigstens ein Lebenszeichen zu senden – und eben nicht alles als schicksalhafte Fügung hinzunehmen. Am Donnerstag wollen Trainer Thomas Molsner und seine Spieler zurück aufs Feld. In die Halle. Für den Handball.
Möglich macht das dem OSC, der nicht nur in der Pandemie in engem Kontakt zu Stadt und Stadtsportbund Duisburg steht, eine Sondergenehmigung – die in diesem Fall von der aktuell gültigen Corona-Schutzverordnung des Landes NRW abweicht. Danach ist der reine Amateur-Sport in der Halle zum größten Teil nach wie vor untersagt. Drei Punkte sind die Eckpfeiler für die Ausnahme zugunsten der Handballer. Erstens: Der Verein um seinen Vorsitzenden Klaus Stephan hat ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeitet und vorgelegt. Zweitens: Die in Planung befindliche Aufstiegsrunde führt einen der Teilnehmer (den Gewinner) in den Einflussbereich des Deutschen Handball-Bundes – der die 3. Liga mit zumindest hier und da vorhandenen halb-professionellen Strukturen verantwortet. Drittens: Der OSC erfährt jetzt nur die gleiche Behandlung wie die Fußballer des VfB Homberg, die ebenfalls in der 4. Liga zu Hause sind und dort mitten im Spielbetrieb stehen. Und Regionalliga ist eben Regionalliga.
Trainer Thomas Molsner begrüßt, dass sich der OSC Rheinhausen entschlossen hat, den Re-Start zu probieren – der ja mit erhöhten Kosten unter anderem für regelmäßige Tests verbunden ist: „Wir wollen der Mannschaft wirklich gerne ermöglichen, dass es ein sportliches Ende der Saison gibt. Das ist auch für unser Umfeld sehr wichtig.“ Als Coach einer leistungsorientierten Mannschaft sieht er die Entwicklung trotzdem aus verschiedenen Blickwinkeln. „Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Molsner, „es ist schön, wieder zu spielen. Aber der rein sportliche Wert dürfte eher gering sein. Im Grunde kannst du das losen.“ Nur zwei der offenen Fragen: Wer findet einen vernünftigen Rhythmus und kommt mit dem ungewöhnlichen Rahmen am besten zurecht? Welche Spieler werden letztlich an Bord sein? Was passiert, wenn eine Partie coronabedingt ausfallen muss?
Nach Molsners Auffassung ist eine Vorbereitung von rund sechs Wochen unerlässlich, um nicht wegen der hohen körperlichen Beanspruchung in der Sportart Handball ein zu hohes Verletzungsrisiko für die Spieler einzugehen. Deshalb gilt der Grundsatz: Es geht in einer besonderen Art des „Return to Play“ vorsichtig los. Zum Auftakt am Donnerstag werden vermutlich erst mal zahlreiche Gespräche zu führen und organisatorische Fragen zu klären sein. Wenn das dann mit den sechs Wochen als belastbare Größe gilt, ergibt sich folgende Rechnung: Donnerstag, 18. März 2021, plus 42 Tage = Donnerstag, 29. April 2021. Danach könnte die (freiwillige) Aufstiegsrunde am Wochenende vom 1./2. Mai beginnen. Was die Rheinhausener durchaus sehen: Nicht jeder Verein kann jetzt das Handball-Comeback in Angriff nehmen. „Wir haben diese Möglichkeit, andere nicht“, weiß Molsner.
Grundsätzlich liegt der Ball für die nächsten Schritte im Übrigen sogar bei Handball Nordrhein, das den Regionalliga-Spielbetrieb für die Klubs aus Niederrhein und Mittelrhein durchführt. Von dort gibt es bisher jedoch noch keine Entscheidung darüber, wie ein Saison-Fortsetzung in Sachen Aufstieg aussehen könnte. Die jüngste Wasserstandsmeldung stammt von Mitte Februar und hatte als wichtigsten Inhalt: Neun Vereine würden an einer Aufstiegsrunde teilnehmen. Alles Weitere werde in einer nächsten Online-Konferenz beziehungsweise einem Online-Staffeltag besprochen. Nur zur Erinnerung: Es eilt ein kleines bisschen, weil am 30. Juni offiziell die Saison und dann unter anderem gerne manche Spielerverträge enden. Ganz nebenbei: Dem OSC Rheinhausen mit dem Vorsitzenden Stephan, Trainer Molsner (beide im Übrigen als Lehrer besonders mit der Corona-Problematik vertraut) und dem Sportlichen Leiter Olaf Mast geht es keineswegs darum, selbst in den Fahrstuhl nach oben zu klettern. Das ist in der Entwicklung des Vereins eher mittelfristig vorgesehen und käme zurzeit wohl zu früh. Für den Handball ist es dagegen spät genug. Und wenn am Ende der eine oder andere zuschauen muss, wie tatsächlich einer aufsteigt: Wem schadet es?