2. Bundesliga
Tolle Moral: Gummersbach zieht Kopf aus der Schlinge
Der Aufstiegskandidat machte in Hüttenberg aus dem 20:23 in den letzten sechs Minuten einen 24:23-Sieg.

Pure Erleichterung; Janko Bozovic (links), der nach einer Roten Karte zwei Drittel des Spiels verpasste, und Kapitän Timm Schneider (Nummer 19) waren heilfroh, dass der VfL das Ruder herumreißen konnte. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Hüttenberg – VfL Gummersbach 23:24 (13:13). Der Traum von der Rückkehr in die Bundesliga schien für die Gummersbacher fast endgültig erledigt zu sein. Nach dem 25:32 beim Letzten TuS Fürstenfeldbruck und dem 22:29 beim Ersten Handball Sport Verein Hamburg war die dritte Niederlage hintereinander so gut wie besiegelt. Sechseinhalb Minuten vor dem Ende erhöhte Vit Reichl für die um den Klassenerhalt kämpfenden Hausherren auf 23:20. Nur noch wenig deutete auf den Sieg hin, den der VfL für ein Comeback im Kampf um den Aufstieg so dringend brauchte. Dass der überschaubare Rest der Partie doch die Wende brachte, spricht für eine intakte Moral der Gäste – die in den verletzten Alexander Hermann und Ellidi Vidarsson von Beginn an auf zwei wichtige Stammkräfte verzichten mussten. Dafür zum ersten Mal mit von der Partie: Julian Köster (20), den die Gummersbacher im Winter vom Zweitliga-Konkurrenten TSV Bayer Dormagen ins Oberbergische gelotst hatten. Der 20-Jährige erzielte beim Debüt direkt zwei Treffer – und der zweite dürfte Gold wert sein mit dem Blick auf die kommenden Wochen. Köster gelang in der letzten Minute das 24:23, das Gummersbach den Erfolg  brachte und das Konto auf 31:9 Punkte schraubte. Der VfL hat dadurch weiterhin wenigstens Sichtkontakt zu den Hamburgern (37:5) und den Anschluss zum TuS N-Lübbecke (ebenfalls 31:9), der momentan über das bessere Torverhältnis den zweiten zum Aufstieg berechtigenden Platz belegt.

Der Auftakt in die Partie drohte die Gäste erneut in Verzweiflung zu stürzen, weil wenig passte – 2:6 (13.). Den 5:8-Rückstand (17.) verkürzten Timm Schneider (18.) und Lukas Blohme (20.) zum 7:8, ehe mit der Roten Karte gegen Janko Bozovic (21./Foul an Hüttenbergs Hendrik Schreiber) neues Ungemach drohte. Der Linkshänder war jetzt der dritte Spieler aus der ersten Sieben, der den Gummersbachern nicht mehr zur Verfügung stand – ausgerechnet in einer Phase, in der sowieso nicht viel lief. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson musste sich wiederholt neu sortieren und Rechtsaußen Lukas Blohme wechselte in den Rückraum. Erstaunlich: Der VfL lag nur fünf Minuten später mit 12:10 vorne, nutzte jetzt seine Chancen konsequent und strahlte hin und wieder sogar Spielfreude aus. Nur hin und wieder – denn allein die letzten 60 Sekunden vor der Pause ließen aus dem 13:11 (29.) das 13:13 werden. 

Bis zum 16:15 (35.) legten die Gäste im Duell auf Augenhöhe jeweils vor, ehe sie sich das nächste Mal fast komplett aus dem Abend verabschiedeten – 16:19 (41.) nach sechs Minuten ohne eigenen Treffer. Nächster Nackenschlag: Ab der 42. Minute ging es für den verletzten Lukas Blohme nicht mehr weiter, sodass nun überhaupt kein Linkshänder mehr für den Rückraum zur Verfügung stand.

Übers 17:21 (42.) und 18:22 (49.) begaben sich beide Mannschaften dennoch in eine nervenaufreibende Schlussphase, in der der VfL eine seiner bis dahin größten Schwächen ablegte. Nachdem Timm Schneider, Raul Santos, Lukas Blohme und Julian Köster jeweils einen Siebenmeter vergeben hatten, trat wiederum Santos an – und verwandelte zum 21:23 (56.), Zusammen mit starken Paraden von Torhüter Matthias Puhle sowie den Toren von Jonas Stüber zum 22:23 (57.) und Tobias Schröter zum 23:23 (59.) leitete dieser Strafwurf das Happy End ein. Vielleicht ist das Glück ja tatsächlich zurück in Gummersbach – und die Mannschaft kann sich an diesem hart erkämpften, fast schon unmöglich erscheinenden Erfolg aufrichten.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter (3), Fanger (1), Köster (2), Blohme (2/1), Kontrec, Häseler, Schneider (4), Herzig (4), Meinhardt (3), Santos (4/2), Kiesler, Haller, Stüber (1), Bozovic.