2. Bundesliga
Stimmt der Kurs wieder? Nur Gummersbach kann eine Antwort geben
Nach dem Happy End von Hüttenberg will der VfL gegen Hamm im Kampf um den Aufstieg nachlegen.

Volle Kraft voraus: Linksaußen Malte Meinhardt ist beim VfL Gummersbach mit 24 Jahren fast schon einer der älteren Jungen – die in Hüttenberg nicht unwesentlich an der Wende beteiligt waren. (Foto: Thomas Schmidt)

Vielleicht ist der Patient auf dem Weg der Besserung. Oder sogar schon über den Berg? Der VfL Gummersbach, zuvor mit den Niederlagen beim Letzten TuS Fürstenfeldbruck (25:32) und beim Ersten Handball Sport Verein Hamburg (22:29) ins Schlingern geraten, konnte immerhin mit dem 24:23 beim TV Hüttenberg den Weg in eine möglicherweise folgenschwere Serie/Krise verhindern. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson bewies in Hessen auf jeden Fall, dass sein Zusammenhalt intakt ist, weil es in den letzten sechs Minuten ein 20:23 zum Sieg drehte. Dass dabei gleich vier Stammkräfte aus der erfahrenen ersten Sieben nicht mehr mitmachen konnten und ein paar Jüngere in die Bresche sprangen, dürfte für Sigurdsson eine durchaus wichtige Erkenntnis gewesen sein. Was der Erfolg wert war, werden allerdings erst die nächsten Aufgaben zeigen – in denen sich der VfL für den weiteren Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga erneut keinen Ausrutscher leisten darf. Hinter Hamburg (37:5 Punkte) liefern sich momentan der TuS N-Lübbecke und Gummersbach (jeweils 31:9) ein Fernduell um Platz zwei. Sigurdssons Mannschaft wird wohl auch am Mittwochabend gegen den Zehnten ASV Hamm-Westfalen (20:18) beide Zähler holen müssen, um das Rennen weiter offen zu gestalten. N-Lübbecke, das in den vergangenen Wochen sehr stabil wirkt (sieben Spiele ohne Niederlage), gilt gegen den Zwölften SG BBM Bietigheim als Favorit.

Die Statistik zur Gummersbacher Wende in Hüttenberg ist aufschlussreich. Das 21:23 (56.) erzielte Raul Santos (28), einen der verbliebenen Akteure aus der Kategorie erfahren, per Siebenmeter. Das 22:23 (57.) steuerte Kreisläufer Jonas Stüber bei (21), ehe in Tobias Schröter (28) wieder einer mit mehr Routine zur Stelle war – 23:23 (59.). Und das Schlusswort gehörte kurz darauf wieder einem Jungen, der bis vor Kurzem beim Klassen-Konkurrenten TSV Bayer Dormagen unter Vertrag stand und erst im Winter ins Oberbergische kam: Julian Köster (21) krönte sein Comeback nach langer Verletzungspause und sein Debüt für Gummersbach mit dem 24:23 (60.).

Warum die personelle Lage so eng aussah? Bereits vor dem Anpfiff fielen die verletzten Alexander Hermann (29) und Ellidi Vidarsson (22) aus, der in den vergangenen Start-Aufstellungen immer der einzige Vertreter der Altersklasse U 23 gewesen war. In der 21. Minute erwischte es Janko Bozovic (35), der wegen eines Fouls die Rote Karte sah, und in der 42. Minute musste Lukas Blohme (26) wegen einer Verletzung runter. Damit fehlten den Gästen gleich ihre vier besten Werfer, die bis dahin zusammen klar über 300 Tore erzielt hatten. Neben Kapitän Timm Schneider (vier Treffer) sprangen diesmal andere in die Bresche – vor allem Fynn Herzig (vier), der nach einer langen Verletzungspause gleichfalls ein starkes Comeback hinlegte, Malte Meinhardt (drei) und Julian Köster (zwei).

Beim Blick auf Hamm-Westfalen, das in dieser Saison die höheren Erwartungen noch nicht erfüllen konnte, dürfte den Gummersbachern wohl schnell der 17. Oktober 2020 wieder einfallen. Damals gab es in Hamm eine schmerzhafte 25:27-Niederlage – die allerdings der Wendepunkt zu einer Serie von neun Siegen hintereinander war. Beim VfL ist nun offensichtlich der Wille vorhanden, jenes Ergebnis aus dem vergangene Herbst zu korrigieren. Gleichzeitig wissen alle, dass die Gäste mit Vorsicht zu genießen sind, zumal der März für den ASV bisher durchaus erfreulich lief – 30:30 gegen den TV Großwallstadt, 25:20 gegen die SG BBM Bietigheim, 28:26 gegen die DJK Rimpar Wölfe. „Wir müssen gegen Hamm auf jeden Fall eine Schippe drauflegen“, findet vermutlich nicht nur Fynn Herzig, „wir müssen von Anfang an so da sein wie in den letzten Minuten gegen Hüttenberg und alles über die vollen 60 Minuten reinwerfen.“ Der Patient ist tatsächlich nur dann auf dem Weg der Besserung, wenn ihm das gelingt.