Regionalliga
Thema Aufstiegsrunde: Nordrhein braucht Mathe-Genies
Nach einer Verbands-Mitteilung bleibt die Qualifikation für die 3. Liga ein Thema. Über das Wie weiß aber keiner richtig Bescheid.

Ob das was wird? Trainer Dirk Wolf (rechts) und sein TV Korschenbroich würden im Prinzip gerne an einer Aufstiegsrunde teilnehmen. Ob das aus ihrer Sicht sinnvoll ist, wollen die Korschenbroicher aber noch entscheiden.  (Foto: Thomas Ellmann)

Wer da mitkommen will, muss über sehr, sehr besondere Fähigkeiten verfügen. Anständige Kenntnisse der Grundrechenarten genügen nicht, auch ein ordentliches Abitur in Mathematik oder ein späteres abgeschlossenes Studium bringen den geneigten Handballer hier nicht unbedingt weiter. Vermutlich könnten bei dieser Mitteilung an die Vereine, die der für die Regionalliga zuständige Verband Handball Nordrhein jetzt vorgelegt hat, höchstens die berühmtesten Mathematiker aller Zeiten helfen. Es müssten Spezialisten sein, die sich mit Wahrscheinlichkeiten auskennen und mit möglichst vielen Unbekannten umgehen können. Handball Nordrhein glaubt schließlich weiter an eine Aufstiegsrunde zur 3. Liga. Einzige „kleine“ Einschränkung: Dieses und jenes muss passen, diese und jene Annahmen müssen eintreffen, diese und jene Entwicklung passiert tatsächlich. Wer daran glaubt? Vermutlich in der ganzen Handball-Welt niemand – selbst die nicht, die bereit sind, für ihren gebeutelten Sport einen relativ hohen Aufwand zu treiben und ihm lieber gestern als morgen wieder etwas mehr Aufmerksamkeit verschaffen wollen.

So liest sich ein Auszug aus der Mitteilung an die Klubs: „Handball Nordrhein strebt weiterhin an, auf sportlichem Wege einen Aufsteiger zu bestimmen. Dies erfolgt auch auf Bitten des DHB. Aufstiegsrecht haben nur Mannschaften, die an einer Qualifikation teilnehmen. Die Meldefrist zur 3. Liga bleibt beim 15. Mai. Bis hierhin müssen alle notwendigen Meldeunterlagen eingereicht werden. Sportlich muss der Aufsteiger zum 15. Juni feststehen. Auf Basis der Zusagen wird Handball Nordrhein entscheiden, in welcher Form die Aufstiegsrunde/-qualifikation ausgespielt wird. Treiber sind hierbei selbstverständlich auch die pandemische Lage und die damit verbundenen Trainingsmöglichkeiten. Das nächste Treffen zwischen Vereinsvertretern und Verbänden soll nach der Rückmeldefrist stattfinden.“ Wir beginnen mit der Auslegung: Wer an der Aufstiegsrunde teilnimmt, steht endgültig erst an jenem 15. Mai fest. Jetzt wird es schon eng.

Die Beteiligten sind sich einig darüber, dass sie für den Wieder-Einstieg mindestens vier (eher zu wenig) bis sechs Wochen brauchen – um nicht die Spieler einer zu hohen Verletzungsgefahr auszusetzen. Ab heute (Sonntag, 28. März) landet der Kalender sechs Wochen und 42 Tage später beim 9. Mai. Das kann so aber nicht funktionieren, weil der Sport in NRW aktuell zum ganz großen Teil vom Lockdown betroffen und die flächendeckende Rückkehr in die Halle offensichtlich bisher unmöglich war/ist. Und der Lockdown müsste tatsächlich aller-allerspätestens mit dem 18. April wieder fallen, damit es bis Mitte Mai wenigstens für vier Wochen Vorbereitung reicht. Gleichzeitig müssten alle Aufstiegsrunden-Interessenten in vollem Umfang/ohne jede Einschränkung trainieren können. Beides ist jedenfalls höchst fraglich. Handball ist ja kein kontaktloser Sport.

Weil sich der DHB die Meldung eines Aufsteigers aus den Verbänden wohl wünscht und darüberhinaus die sportlich ermittelten Aufsteiger in die 3. Liga bis zum 15. Juni feststehen müssen, bleibt für die notwendigen Spiele ein knappes Zeitfenster von einem Monat. Das ist ebenfalls nicht viel – und ein Modus kann sogar erst feststehen, wenn die Teilnehmer an der Runde fix sind. Neun waren es in der ersten Umfrage vor einigen Wochen – darunter einige, die momentan definitiv kein realistisches Interesse an der 3. Liga haben (können). Zurück in die Halle durften zuletzt bloß Vereine wie die SG Ratingen und der OSC Rheinhausen – zu wenig für Entscheidungsspiele im Sinne einer Runde. Oder doch nicht? Lediglich ein Finale mit Hin- und Rückspiel? Warum eigentlich nicht. Natürlich wäre dort vieles dem Zufall überlassen. Aber damit wäre es fast wieder gelungen. Mal ganz unmathematisch gesprochen: Bei derart vielen Unbekannten könnte eigentlich direkt das Los entscheiden. Selbst die berühmtesten Mathematiker würden sowieso abwinken: „Das macht ihr mal schön alleine.“