2. Bundesliga
Aufstiegskampf: Wie Dormagen dem VfL helfen könnte
TSV Bayer tritt am Mittwochabend als Sechster beim Dritten TuS N-Lübbecke an. Der Zweite Gummersbach braucht einen eigenen Pflichtsieg gegen Wilhelmshaven.

Vielleicht geht da was: Trainer Dusko Bilanovic und Linus Skroblien (Nummer 6), der in Nettelstedt auf seinen Bruder Tom trifft, wissen allerdings, dass sie am Mittwochabend vor einer der höchsten Hürden in der 2. Bundesliga stehen. (Foto: Thomas Schmidt)

Jetzt hat es den Tabellenführer mal wieder erwischt. Nach 15 Spielen hintereinander ohne Niederlage. Weil sie beim Handball Sport Verein Hamburg selbst nicht wirklich damit gerechnet hatten, bis zum Ende der Saison immer als Gewinner vom Feld zu gehen, nahmen sie das 27:28 am Sonntagabend gegen den TV Großwallstadt trotzdem einigermaßen gelassen zur Kenntnis: „Es ist nichts passiert, wir machen einfach weiter.“ Tatsächlich liegen die Hamburger (37:7 Zähler) unverändert vor dem VfL Gummersbach (35:9) und dem TuS N-Lübbecke (34:10). Ab Rang vier kommen der VfL Lübeck-Schwartau (27:15), der HC Elbflorenz Dresden (26:18) und der TSV Bayer Dormagen (23:17) nicht für einen der beiden Aufstiegsplätze in Frage. Beeinflussen können aber zum Beispiel die Dormagener noch, was ganz vorne passiert – weil sie in Duellen mit den Spitzenteams oft starke Leistungen zeigen. Das hat sich in der Klasse herumgesprochen und es ist wohl eine Art der Belohnung für hohen Einsatz, dass keiner auf die Idee kommt, die Dormagener auf die leichte Schulter zu nehmen – erst recht nicht der kommende Gegner: Der TSV tritt am Mittwochabend in Lübbecke an.

Die bisherige Bilanz der Dormagener im Kalenderjahr 2021 steht bei 6:8 Punkten und zuletzt gab es gegen die Hamburger ein nicht zwingend nötiges 24:27. Dass manchmal nicht besonders viel zu den Meisterschafts-Kandidaten fehlt, belegen daneben unter anderem ein 24:24 gegen Gummersbach und ein 25:25 gegen N-Lübbecke. „Nettelstedt war für mich schon vor der Saison einer der Aufstiegsfavoriten“, sagt Trainer Bilanovic, „das ist eine auf allen Positionen gut besetzte und ganz starke Mannschaft. Die wollen nach oben.“ Sein TuS-Kollege Emir Kurtagic bestätigt, dass die Hausherren durchaus einigen Respekt vor Bayer haben: „Dormagen verfügt einfach über richtig viele gute Leute.“ Von seinen eigenen Spielern fordert er deshalb für Mittwoch „eine maximale Einstellung und die Bereitschaft, an Leistungsgrenzen zu gehen.“ Fast identisch sieht das Dusko Bilanovic: „Wir arbeiten sehr fleißig, wir bereiten uns volle Pulle vor.“

Außergewöhnlich wird die Partie bestimmt für den Mitte Februar vom Drittligisten Stralsunder SV an den Rhein gekommenen Rückraumspieler Linus Skroblien (23), der es im Familienduell mit seinem älteren Bruder Tom Skroblien (27) zu tun bekommt. Das ist nicht nur der beste Werfer des TuS N-Lübbecke, sondern mit 144 Toren zugleich der aktuell erfolgreichste Spieler der 2. Bundesliga 2020/2021. Auf Rang drei in dieser Statistik liegt im Übrigen der gebürtige Mönchengladbacher und Ex-Korschenbroicher Tom Wolf (134), der Kapitän der HSG Konstanz – der zur nächsten Saison den TuS N-Lübbecke verstärkt.

Vor der auf den ersten Blick einfacheren Aufgabe steht der VfL Gummersbach, der im dritten Heimspiel hintereinander den Wilhelmshavener HV erwartet und ohne größere Diskussionen den nächsten Sieg einfahren muss. Der WHV steht praktisch seit dem Beginn der Saison sportlich wie finanziell unter Druck und die HBL formuliert es auf ihrer offiziellen Seite für die 2. Bundesliga so: „Am Ende der Saison 2020/2021 werden dem Wilhelmshavener HV aufgrund des Wechsels des wirtschaftlichen Trägers vier Pluspunkte aberkannt.“ Das heißt nichts anderes, als dass der Verein von der Nordwestküste des Jadebusens bei zurzeit 17:29 Zählern und Platz 15 bis zum Ende der Serie am Abgrund steht – und deshalb erst recht nicht aufgeben wird. Im neuen Jahr zeigte das Team von Trainer Christian Köhrmann jedenfalls mit Siegen über die HSG Konstanz (33:32), beim ASV Hamm-Westfalen (32:31) und gegen den TuS Fürstenfeldbruck (35:32), dass mit ihm im Kampf um den Klassenerhalt weiter zu rechnen ist.

Vor etwa vier Wochen verlor der VfL beim TuS Fürstenfeldbruck (25:32) und in Hamburg (22:29), sodass die „Mission Aufstieg“ zu scheitern drohte. Abhilfe verschafften der Last-Minute-Erfolg beim TV Hüttenberg (24:23) sowie die klaren Heimsiege über Hamm-Westfalen (30:21) und den TV Emsdetten (38:30). Weil die beiden Aufstiegs-Konkurrenten parallel dazu Punkte einbüßten, sieht die Welt im Oberbergischen plötzlich wieder viel freundlicher aus – was allerdings nur dann so bleibt, wenn die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson gegen Wilhelmshaven ebenfalls gewinnt. Anschließend könnten sie sich im Oberbergischen in Ruhe danach erkundigen, was Hamburg (in Hamm) und N-Lübbecke (gegen Dormagen) am Mittwochabend abgeliefert haben. Und über Ostern hätte der spielfreie VfL die Gelegenheit, die Akkus für den fordernden Rest der Saison aufzuladen – die allein im April fünf weitere Aufgaben bringt und im Mai etwa die vielleicht entscheidende Partie in Nettelstedt. Alles zusammen wirkt ein bisschen wie die lange Ruhe vor dem Sturm.