2. Bundesliga
Blue White Dynamite: „Verrückt“ nach Gummersbach
Rund 200 Mitglieder gehören zum offiziellen Fanclub des VfL. Sie alle lieben den Traditionsverein und sie sind normalerweise dicht an der Mannschaft.

Ihr mit uns, wir mit euch: Torhüter Matthias Puhle und Lukas Blohme nutzen in normalen Zeit gerne jede Chance, nach einem Spiel gemeinsam mit den Fans zu feiern –  wie die ganze Mannschaft, die einen guten Draht zu Blue White Dynamite hat (Foto: Thomas Schmidt)

Es gibt einige Handball-Hochburgen in Deutschland. Was aber kein Fan abstreiten wird: Der VfL Gummersbach hat etwas ganz Besonderes. Die Stadt scheint Handball jeden Tag zu atmen und sticht damit aus der Masse heraus. Dank dieser außergewöhnlichen Atmosphäre fühlen sich schon seit Jahrzehnten viele mit dem VfL verbunden. Selbst hier heben sich allerdings einige noch mal ab: Was anfangs nur ein Zusammenschluss von Freunden um und für den VfL war, ist heute der offizielle Fanclub des Traditionsvereins – zum beiderseitigen Nutzen. „Blue White Dynamite“, seit 22 Jahren eingetragener Fanclub, hat mittlerweile knapp 200 Mitglieder, die im positiven Sinne VfL-verrückt sind.

In der Zeit vor Corona gab es kein Auswärtsspiel ohne die Anhänger von BWD – und selbst in der aktuell schwierigen Lage wissen die Mitglieder ihre Mannschaft zu unterstützen. Bei Heimspielen stellen sie Ordner und Trommler und lassen die Rückendeckung für die Spieler nicht von Corona stoppen. Natürlich nicht. Dass es sogar eine Liebe zum ganzen Verein ist, zeigt das Engagement auch für die Nachwuchstalente beim VfL. Blue White Dynamite organisiert im Normalfall das Catering für die Heim-Auftritte der Drittligamannschaft.

Seit einigen Jahren ist Claudia Thamm Vorsitzende des Fanclubs. „Der VfL Gummersbach ist ein Ausgleich zum Alltag. Jeder fiebert mit, als würde er selbst auf dem Platz stehen“, sagt Thamm. Eher als Scherz gemeint: „Wir schwitzen da oft mehr als die Spieler!“ Schon zu aktiven Zeiten der oberbergischen Handball-Legende Heiner Brand hatte Thamm ein Herz für den VfL – wie viele Mitglieder von BWD. Über die aktuelle Situation des Sports hinaus rückt sie dabei einen wichtigen Punkt in den Fokus, den einige Menschen vielleicht nicht so sehr wahrnehmen: „Es tut weh, dass der Zusammenhalt im Fanclub gerade maximal telefonisch möglich ist. Gerade ältere Mitglieder vermissen den Handball.“ Der Fanclub ist in Gummersbach eben zur Familie geworden, in der jeder seinen Platz hat.

Nicht da, aber immer dabei: Die Mitglieder des Gummersbacher Fanclubs sehnen sich trotzdem nach normalen Handball-Zeiten zurück. (Foto: Thomas Schmidt)

Logisch: Diese Hingabe ist den Gummersbacher Spielern und Verantwortlichen aufgefallen. Die Mannschaft kennt viele Fanclub-Mitglieder und war sich in der Vergangenheit nicht zu schade, nach einem Auswärtsspiel zusammen mit den Fans einen Abend zu verbringen. Zum alljährlichen Grilltag im Sommer und zum Adventskaffee kommen die Gummersbacher Profis nach Möglichkeit  ebenfalls. „Es bereitet große Freude, dass die Mannschaft uns so viel zurückgibt“, sagt Claudia Thamm, die beim 20. BWD-Geburtstag das gesamte VfL-Team zur Feier begrüßen konnte.

Zusammenhalt wird großgeschrieben – und das gilt selbst oder gerade für die sportlich schwierigen Jahre der jüngeren Vergangenheit in Gummersbach: „Natürlich ärgern wir uns, wenn ein Spiel danebengeht. Das gehört aber dazu. Und im Nachhinein betrachtet war es eines der schönsten Erlebnisse, mit dem Fanclub nach dem Abstieg zusammen diesem Tiefpunkt entgegenzuwirken. Unsere Gemeinschaft untereinander hat dem Frust keinen Raum gelassen“, erzählt Thamm, die dieses Erlebnis sogar über einige Touren durch Europa stellt.

Sie können anpacken: Vielleicht fordern die in der Kreisklasse aktiven ersten Herren des Fanclubs Blue White Dynamite irgendwann die Profis heraus. (Foto: BWD)

Blue White Dynamite ist zu einer echten Größe herangewachsen. Auf dem Handballfeld geht der Fanclub gerade seine ersten Schritte – denn seit zwei Jahren stellt BWD eine Mannschaft in der Kreisklasse und repräsentiert den VfL schon an der Basis des Breitensports. Was aus der Saison 2020/2021 für die Mannschaft von Trainer Andreas Hawellek geworden wäre? Die Antwort ist schwierig, denn die Blau-Weißen konnten lediglich eine Partie absolvieren – die sie beim TV Wahlscheid II mit 30:18 für sich entschieden, ehe wenig später erst die oft verlängerte Unterbrechung und später der Abbruch beschlossen wurden. Was Team und Trainer anschließend nicht mehr zeigen durften: Sie sind mit genauso viel Leidenschaft Handballer wie die Profis.

Der Fanclub bietet denen da „oben“ wirklich einen Rückhalt auf und neben dem Platz – seit nun über zwei Jahrzehnten. Vielleicht gibt es ja am Ende im nächsten Sommer doch eine große gemeinsame Aufstiegsparty. Dazu müsste der VfL „nur“ wieder erstklassig werden. Blue White Dynamite hat sich dieses Prädikat längst gesichert.