08. April 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sie arbeiten dran. Immerhin. In der nächsten Woche läuft die Frist für Vereine ab, gegenüber ihrem jeweiligen Landesverband das Interesse zur Teilnahme an einer Aufstiegsrunde für die 3. Liga zu hinterlegen. Verbindlich. Das gilt auch für die Regionalliga Nordrhein. Und es reicht nicht diese Formel: „Ich mach dann mal mit und warte ab, was draus wird.“ Wer tatsächlich dabei sein will, muss bereit sein, dass komplette Szenario für die 3. Liga abzuwickeln – die ja sowieso spätestens am 15. Mai den entsprechenden Nachweis verlangt. Dazu gehören Meldebogen, Hallen-Abnahme, Bankbürgschaft, Trainer-Anstellung. Erster Kandidat auf der Liste ist der OSC Rheinhausen, der vor drei Wochen die offizielle Rückkehr ins Training erreichte. Oberstes Ziel des OSC: Der Handball braucht ein Lebenszeichen, um nicht auf Dauer (noch) größeren Schaden zu nehmen – im Umfeld, in der Öffentlichkeit, bei der Jugendarbeit, bei den Sponsoren/Geldgebern. Mittlerweile ist klar, was sich konsequenterweise daraus ergibt: Der OSC will an der Aufstiegsrunde teilnehmen. „Wir werden mitmachen“, bestätigt der Sportliche Leiter Olaf Mast, der die zu erfüllenden Voraussetzungen keineswegs als Hexenwerk ansieht. Nach Lage der Dinge gibt es im Übrigen einen Kandidaten aus der Nachbarschaft, der die 3. Liga zumindest derzeit sogar mehr will als die Rheinhausener. TuSEM Essen II hat seinen Hut in den Ring geworfen.
„Wir wollen teilnehmen“, erklärt Trainer Nelson Weisz. Und zwar nach einer deutlichen Festlegung des Vereins keineswegs zum ausschließlichen Vergnügen: „Wir wollen auch in die 3. Liga aufsteigen.“ Vorteil der Essener: Ein Teil des Kaders hält sich im Profibereich auf und trainiert dort bei der extrem jungen Bundesliga-Mannschaft von Jamal Naji mit. Daneben gibt es aber den anderen Teil des Teams, dem es wie so vielen anderen geht: Individualtraining, Schwerpunkte Ausdauer und Kraft. „Ich hoffe, dass wir mehr Möglichkeiten bekommen“, sagt Weisz, der beinahe sehnsüchtig auf Training mit der kompletten Mannschaft wartet – die im Übrigen zum Zeitpunkt des Abbruchs in der Regionalliga-Saison 2020/2021 mit 8:0 Punkten an der Tabellenspitze lag und sich aus TuSEM-Sicht in der 3. Liga sehr gut als Unterbau für die Erste eignen würde. Denen da „oben“ drückt Nelson Weisz natürlich ebenfalls für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt alle Daumen: „Das wäre schon geil, wenn sie es schaffen.“ Und noch geiler fände er es, wenn Essen im Sommer einen Bundesligisten und einen Drittligisten hätte.
Weisz weiß, dass auf die Essener und ihre Mitbewerber eine wohl sehr kurze und gerade deshalb doppelt fordernde Zeitspanne zukommt: Als Termine für die Aufstiegsspiele bleiben praktisch nur die beiden ersten Juni-Wochen und spätestens am 15. Juni muss der Aufsteiger ermitteln sein. Wobei „muss“ nicht ganz zutreffend ist. Und es stimmt außerdem nicht, dass sich der für die 3. Liga zuständige Deutsche Handball-Bund unbedingt Aufsteiger aus den Landesverbänden wünscht oder um die Meldung solcher bittet/bettelt. Die Spielordnung sagt nur, dass ein Aufstieg möglich ist. „Jeder Landesverband, der einen Aufsteiger ermitteln kann, kann einen melden“, erklärt Drittliga-Spielleiter Andreas Tiemann. Umkehrschluss: Er muss es nicht und der DHB braucht nicht unbedingt Meldungen. Bereits jetzt umfassen die vier Gruppen in der 3. Liga 72 Vereine, zu denen sicher vier Absteiger aus der 2. Bundesliga hinzustoßen. In der Addition mit den maximal zwölf Regional-/Oberligisten ergibt das 88 Klubs – die eine ziemlich gravierende Neustrukturierung der bisherigen 3. Liga erfordern würden. Nur (wie bisher) vier Gruppen aus dann jeweils 22 Klubs? Ein ziemlich absurder Gedanke.
Worauf keiner der Landesverbände hoffen darf: Dass Abwarten reicht. Sollte im Verband X gar keine Bereitschaft/kein Drang bei den Vereinen zu einer Art Aufstiegs-Spielbetrieb vorhanden sein, gleichwohl aber das Liebäugeln mit der Trotzdem-Wahrnehmung eines Tickets für die 3. Liga, gibt es eine klare Antwort: „Du kommst hier nicht rein.“ Die Verbände tun also gut daran, ihren in Frage kommenden Vereinen den Spielbetrieb/die Runde zum Aufstieg zu ermöglichen. Tatsächlich soll ja kürzlich irgendwo in Deutschland einer auf die Idee verfallen sein, den ihm vermeintlich zustehenden Platz auszulosen. Sollte es jedoch zum Beispiel im Bereich Handball Nordrhein bei der Zusage von TuSEM Essen II und OSC Rheinhausen bleiben (wovon nicht auszugehen ist), wäre das kein Problem. Dann gäbe es vielleicht ein Hin- und ein Rückspiel sowie ein ganz speziell reizvolles Duell: Das Ruhrgebiet zeigt, dass der Handball lebt. Warum eigentlich nicht.