2. Bundesliga
Schuss in den Ofen: Gummersbach wird ein Opfer der Wölfe
Der Aufstiegskandidat findet beim 24:28 in Rimpar eine Hälfte lang gar nicht statt und verschenkt nachher die mögliche Wende.

Das darf nicht wahr sein! Ob Tobias Schröter und seine Gummersbacher nach der Niederlage in Rimpar am liebsten unerkannt die Halle verlassen hätten? (Fot0: Thomas Schmidt)

DJK Rimpar Wölfe – VfL Gummersbach 28:24 (16:10). Hatten sie etwa nicht richtig zugehört? Hatten sie vergessen, wie es vor Wochen dem Mittelrhein-Konkurrenten TSV Bayer Dormagen mit der 19:27-Pleite in Würzburg ergangen war? Hatte ihnen keiner das Video gezeigt? Sicher ist, dass der zuletzt vier Mal in Folge hintereinander siegreiche VfL im Kampf um den Aufstieg einen in dieser Form kaum zu erwartenden Rückschlag hinnehmen musste. Die Niederlage war weder unglücklich noch hatte sie etwas mit nachteiligen Entscheidungen der Unparteiischen zu tun, die es definitiv nicht schlecht mit Gummersbach meinten. Selbst das eine oder andere personelle Problem wie der Ausfall von Matthias Puhle (Magen-Darm-Infekt), der etatmäßigen Nummer eins zwischen den Pfosten, konnte kaum als Erklärung herhalten. Die Chance zum Sieg war ja sogar ohne Puhle oder die länger Verletzten Alexander Hermann und Ellidi Vidarsson da. Während Gummersbach in Unterfranken einen ziemlich gruseligen Abend erlebte, dürften sie in Ostwestfalen beim TuS N-Lübbecke beim Ansehen der Übertragung ihren Spaß gehabt haben – weil der VfL das durch den leichten Hänger des TuS entstandene Polster unnötig eingeschrumpft hat. Hinter dem Tabellenführer Handball Sport Verein Hamburg (39:7) liegen der VfL (37:11) und N-Lübbecke (36:12) wieder fast gleichauf. Dass der Druck im Kampf um einen der beiden Plätze für den Aufstieg in die Bundesliga erneut größer ist, hat sich die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson allerdings ganz alleine zuzuschreiben.

Kein Zweifel: Die erste Halbzeit war von der ersten Minute an eine Zumutung. Schon die Abwehr funktionierte nicht wirklich optimal, sodass Wölfe-Rückraumspieler Lukas Siegler bis zur 30. Minute alleine sechs Treffer für die Hausherren erzielen durfte. Dass die DJK ab dem 1:0 (3.) immer vorne lag und Gummersbach praktisch nie in die Verlegenheit kam, überhaupt mal den Ausgleich zu erzielen, hatte trotzdem mehr mit einer beklagenswerten Angriffsquote des VfL zu tun. Der Aufstiegskandidat tat vor allem zweierlei. Erstens: Er erlaubte sich Fehlversuche in Hülle und Fülle und er scheiterte immer wieder an Rimpars Schlussmann Marino Mallwitz. Zweitens: Er kam oft überhaupt nicht zum Abschluss – wegen zahlloser technischer Fehler und einiger Ballverluste. Nachdem Malte Meinhardt an Mallwitz gescheitert war und David Kovacic im direkten Gegenangriff auf 8:3 (12.) für die Wölfe erhöht hatte, war das Maß für VfL-Coach Sigurdsson zum ersten Mal richtig voll. Er nahm eine Auszeit – und sah kurz darauf, wie Lukas Blohme ebenfalls am Rimpars Schlussmann scheiterte und Siegler Sekunden darauf das 9:3 (12.) nachlegte. Immerhin: Der für Meinhardt in die Partie gekommene Linksaußen Raul Santos, der zuletzt überwiegend Zuschauer gewesen war, sorgte schnell für mehr Betrieb und trug sich bis zur Halbzeit vier Mal in die Torschützenliste ein.  Den Sechs-Tore-Rückstand zur Pause konnte er allerdings nicht verhindern, weil der VfL sich selbst die Treue hielt und das eben Aufgebaute nach dem kurzen Zwischenspurt zum 8:11 (19.) wieder zum Einsturz brachte – 9:13 (24.), 10:16 (30.).

Sigurdsson muss in der Kabine deutliche Worte losgeworden sein, weil sein Team den Kampf der leidenschaftlich ackernden Wölfe jetzt besser annahm und nach dem 10:17 (31.) so stattfand, wie es angesichts der hohen Saisonziele selbstverständlich sein sollte. Beim 16:19 (39.) und 17:20 (42.) sah es schon freundlicher aus und beim 21:21 (48.) von Lukas Blohme schien sich die Waage  zu neigen. Es sollte ein größerer Irrtum sein, denn anschließend erinnerten sich die Gäste wohl an ihre großzügige Chancenverwertung aus dem ersten Abschnitt: Tobias Schröter vergab beim Stande von 21:22 einen Siebenmeter, Tim Kontrec nur 45 Sekunden darauf einen freien Wurf – und Steffen Kaufmann nutzte das zum 24:22 (51.). Ähnlich schludrig stellten es die Gäste aus dem Oberbergischen nach dem 24:24 (55.) von Raul Santos an: Da durfte erst der Ex-Gummersbacher Yonatan Dayan das 25:24 (55.) markieren, bevor Lukas Blohme den Ball verlor (55.) und Dayan auf 26:24 (56.) erhöhte. Der Versuch, mit dem Einsatz des siebten Feldspielers auf der Zielgeraden etwas zu ändern, wirkte dann vor allem verzweifelt. Zweieinhalb Minuten vor der Schluss-Sirene besorgte Kaufmann mit dem 27:24 (57.) die Entscheidung in einer Partie, die dem über weite Strecken orientierungslos wirkenden VfL einiges an Nacharbeit abverlangen dürfte.

VfL Gummersbach: Valerio, Hasenforther – Schröter (1/1), Fanger, Köster (4), Blohme (3), Kontrec (1), Häseler (1), Schneider (1), Herzig (4), Meinhardt, Santos (6/1), Kiesler, Haller, Stüber (3), Bozovic.