09. April 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Keiner weiß was Genaues. Eigentlich sogar noch weniger. Und Prognosen darüber, wer letztlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga schafft, sind praktisch unmöglich. Das Wichtigste für fast alle Beteiligten: Es geht weiter, die seit fast einem halben Jahr andauernde und fast lähmende Untätigkeit gehört in Kürze der Vergangenheit an. Entsprechend heiß sind 14 Drittligisten aus den bisherigen vier Gruppen und zahlreichen Landesverbänden, dass sie nach Vorbereitungswochen der besonderen Art endlich wieder offizielle Spiele mit Meisterschaftscharakter bestreiten dürfen. Es geht unter anderem darum, den Handball zurück ins öffentliche Bewusstsein zu holen. Und es geht für einige nicht zuletzt darum, den Sprung nach oben zu schaffen. Zu denen mit besonders guten Chancen soll unter anderem die HSG Krefeld gehören – was den neuen Trainer Maik Pallach eher erheitert als ärgert: „Nach so einer langen Pause weißt du doch gar nicht, wie du reinkommst. Ich bin kein Tiefstapler und natürlich wünschen sich hier alle die 2. Liga zurück. Aber zunächst geht es nur darum, die Vorrunde zu überstehen. Dann schauen wir, was noch geht.“ In der „normalen“ Saison, die in Wirklichkeit alles andere als normal war, hätten viele die Krefelder in der Gruppe Mitte ziemlich weit vorne gesehen – wie den VfL Eintracht Hagen in der Gruppe Nord/West. Auch jetzt gehen sich im Übrigen die beiden West-Konkurrenten zunächst aus dem Weg: Während Hagen in der Aufstiegsrunde in der Gruppe A beginnt, sind die Eagles der Gruppe B zugeteilt. Die Reise ins Ungewisse startet am Samstagabend um 19 Uhr gegen die HSG Hanau.
Der Modus sieht vor, dass insgesamt 14 Teams zunächst in zwei Siebener-Gruppen jeweils eine Einfach-Runde ausspielen – mit drei ausgelosten Heim- und drei Auswärtspartien. Um das Viertelfinale (Zwischenrunde) zu erreichen, muss in der Addition dieser sechs Spiele mindestens der vierte Platz herauskommen. Das heißt: Ab Rang fünf geht es nicht mehr weiter. Die „Schlüsselzahlen“ fürs Viertelfinale stehen ebenfalls fest: Erster Gruppe A gegen Vierter Gruppe B, Zweiter Gruppe A gegen Dritter Gruppe B, Dritter Gruppe A gegen Zweiter Gruppe B, Vierter Gruppe A gegen Erster Gruppe B. Hier sind für Hin- und Rückspiele der 22. bis 24. Mai und der 29./30. Mai gedacht. Die verbleibenden vier Klubs ermitteln anschließend im Halbfinale am 5./6. und 12./13. Juni die beiden Aufsteiger. Für den Fall der Fälle sollen zudem nach den Vorstellungen des DHB auch die Halbfinal-Verlierer gegeneinander antreten – um einen Nachrücker zu haben, falls einer der sportlich ermitteln Aufsteiger keine Lizenz für die 2. Bundesliga bekommt. Dieses Verfahren sehen die Krefelder nur noch als Formsache an, weil ihnen die HBL längst bestätigt hat, dass die erforderlichen Unterlagen form- und fristgerecht eingegangen sind. Ganz und gar keine Formsache wird allerdings der sportliche Teil der Aufstiegsrunde, die nach dem Auftakt gegen Hanau fünf weitere hohe Hürden bereithält: 17. April (20 Uhr) beim TV Willstätt, 24. April (19 Uhr) gegen VfL Pfullingen, 1. Mai (19.30 Uhr) beim TuS Dansenberg (Kaiserslautern), 13. Mai (17 Uhr) gegen den HC Oppenweiler/Backnang, 16. Mai (15 Uhr) beim TSB Heilbronn-Horkheim.
Pallach, nach der Trennung der HSG von Felix Linden seit rund zwei Monaten im Amt, sieht in den kommenden Wochen keine einzige einfache Aufgabe auf die Eagles zukommen. Seiner Ansicht nach hat es bereits der Start gegen Hanau in sich, zumal die Gäste aus Hanau ein bisschen unter dem Radar zu fliegen scheinen – nach Pallachs Ansicht völlig zu Unrecht: „Das ist eine seit Jahren eingespielte und gut besetzte Mannschaft. Sie spielen einen disziplinierten Angriff und haben genug Power.“ Als Herzstücke im Team seines Trainerkollegen Hannes Geist sieht er die 6:0-Deckung mit einem starken Innenblock und vorne Regisseur Michael Hemmer: „Er ist immer wieder Impulsgeber.“ Hanaus Coach Geist bleibt ebenfalls kein Kompliment schuldig: „Wir treffen aus meiner Sicht auf den Favoriten in unserer Vorrundengruppe. Krefeld hat sich noch einmal verstärkt und mit Maik Pallach einen erfahrenen Mann für die Seitenlinie verpflichten können.“ Dass er der Richtige für Krefeld sei und das Personal stimme, hört Pallach naturgemäß ganz gerne. Die Favoritenrolle, die überhaupt offensichtlich niemand haben mag, lehnt er ab: „Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe.“
In Sachen Personal sollte die HSG Krefeld Niederrhein fürs Unternehmen Aufstieg gut genug ausgestattet sein, zumal der Verein den Kader tatsächlich verstärkt hat: Vom Zweitligisten Wilhelmshavener HV kam Kreisläufer Domagoj Srsen (30) und aus der BeNe-League von Sporting Pelt der niederländische National- und Rückraumspieler Robin Schoemaker (25). Beide waren Wunschspieler von Maik Pallach, der gerade für die Abwehrmitte unbedingt ein Plus an Qualität gesucht hatte – und sich im bisherigen Verlauf der Vorbereitung in dieser Maßnahme bestätigt sieht: „Sie strahlen Dominanz aus, wir stehen jetzt sehr kompakt. Da bin ich guter Dinge.“ Der verletzte Paul Skorupa wird fehlen, die ebenfalls angeschlagenen Oliver Milde und Mike Schulz sind vermutlich an Bord. Eventuelle personelle Probleme oder die hohe Qualität des Gegners ändern unter dem Strich sowieso wenig am Ziel der Eagles: „Es ist ein Heimspiel. Und wir wollen alle Heimspiele der Aufstiegsrunde gewinnen.“ Ob das funktioniert und wozu das reicht, sind dabei nur zwei der offenen Fragen. Am Samstagabend gegen 20.30 Uhr werden aber alle wenigstens ein bisschen mehr wissen.