3. Liga
Doch kein Sieg: Eagles wären fast noch abgestürzt
HSG Krefeld musste sich in Willstädt in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga nach einem 26:20 mit einem 28:28 begnügen.

Im Klammergriff: Lars Jagieniak konnte sich zwar am Kreis immer wieder befreien, aber auch seine drei Tore waren am Ende zu wenig für einen Sieg der HSG. (Foto: Michael Jäger)

TV Willstätt – HSG Krefeld Niederrhein 28:28 (13:15). Wie geht das denn? Die HSG Krefeld schien im zweiten Spiel der Aufstiegsrunde zur 3. Liga auf einen klaren und verdienten Sieg zuzusteuern. Bis auf eine kurze schwächere Phase aus der ersten Halbzeit diktierte die Mannschaft von Trainer Maik Pallach beim TV Willstädt das Geschehen. Und beim 26:20 nach dem Treffer von Kevin Christopher Brüren war vermutlich auch niemand mehr bereit, die Frage nach dem Sieger zu stellen. Trotzdem gerieten die Eagles auf der Zielgeraden erstens komplett vom Kurs ab und zweitens ernsthaft in Gefahr, die Heimreise aus Baden-Württemberg sogar mit völlig leeren Händen antreten zu müssen. In einer dramatischen Schlussphase lag die HSG plötzlich hinten – 27:28 (57.). Dann war es Oliver Krechel zu verdanken, dass die Gäste mit einem blauen Auge davonkamen, denn der Keeper verhinderte das 27:29 und ermöglichte damit im Grunde erst den 28:28-Ausgleich (60.) durch Carlos Marquis. Im Kampf um einen der ersten vier Plätze hat die HSG nach dem 27:26 vom Auftakt gegen die HSG Hanau trotz des Unentschiedens weiter alles selbst in der Hand. Auf den Plätzen eins und zwei stehen der HC Oppenweiler/Backnang und die Krefelder mit jeweils 3:1 Zählern vor dem VfL Pfullingen (2:0), dem TuS Dansenberg (2:2), Hanau (1:3), Willstätt (1:3) und Heilbronn-Horkheim (0:2). 

Trainer Pallach fühlte sich hinterher irgendwie ans Duell mit Hanau erinnert – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Damals sah es für die HSG beim 17:23 (43.) richtig schlecht aus, ehe die Partie zunehmend kippte. „Ich habe wieder eine Mannschaft gesehen, die auswärts viel befreiter auftritt“, urteilte der Eagles-Coach, „und wir haben am Anfang durch unsere kompakte Abwehr dominiert. Jetzt nehmen wir den Punkt eben mit.“ Sein Plan, dass die beiden Regisseure Marijan Basic und Carlos Marquis das Ganze aus der deutlichen Führung heraus kontrolliert nach Hause lenken sollten, geriet dafür zunehmend ins Wanken, weil der eine (Basic) nach einem Foul relativ früh die Rote Karte sah (38.) und der andere kurz darauf für zwei Minuten aussetzen musste (44.). Bis zu jenem Brüren-Treffer kurz darauf behielten die Gäste im Übrigen dennoch den Durch- und Überblick.

Der Mann der ersten Halbzeit war Robin Schoenaker, den Willstätt im halblinken Rückraum nicht in den Griff bekam. Auch deshalb setzte sich die HSG auf 10:6 ab (15.), bevor der Motor vorübergehend ein paar Aussetzer und nicht mehr genügend Ideen produzierte – 11:10 (19.), 14:13 (30.). Der von Mike Schulz verwandelte Siebenmeter brachte noch die Zwei-Tore-Führung zur Pause, ehe Krefeld nach dem Wechsel in einer von vielen Ballverlusten auf beiden Seiten geprägten Partie den deutlich schwungvolleren Start erwischte – 21:16 (38.). Übers 22:17 (39.) und 24:18 (43.) steuerte die HSG in vermeintlich ruhige Gewässer. Der Irrtum war jedoch gründlich und dass in den letzten 13 Minuten nur zwei weitere Treffer aufs eigene Konto gingen, wäre fast extrem teuer geworden. Eigene Fehler leiteten immer wieder Chancen der kämpferisch ohnehin nie nachlassenden Hausherren ein, die fast jede Einladung dankend annahmen. 

Carlos Marquis beendete die lange offensive Flaute, indem er aus dem 26:26 die 27:26-Führung machte (56.). Willstädt antwortete – 27:27 (56.), 28:27 (57.). Der Rest bot pure Aufregung und jedes Resultat wäre möglich gewesen: Moritz Barwitzki verwarf einen Siebenmeter (57.), Torhüter Krechel traf beim Wurf übers ganze Feld nicht ins leere Tor des TV, sondern nur dessen Latte (58.). Und nach dem 28:28 von Marquis bot sich Willstädt drei Sekunden vor der Schluss-Sirene eine letzte Freiwurf-Gelegenheit – die nichts mehr einbrachte. Das hätte für die Eagles auch ins Auge gehen können, doch unter dem Strich war es vielleicht nur ausgleichende Gerechtigkeit für die Portion Glück aus der vergangenen Woche. Vielleicht. Übrig blieb eher das Gefühl, dass Krefeld trotz einer Leistungssteigerung einen Sieg verschenkt hatte.

HSG Krefeld Niederrhein: Krechel, Schmidt – Milde, Basic (3), Schneider (3), Hahn (1), Schulz (3/2), Marquis (5), Braun (2), Schoenaker (6), Barwitzki, Brüren (1), Jagieniak (3), Srsen (1), Eberlein, Mirtic.