3. Liga
Wertvollster Adler: Oliver Krechel oder Carlos Marquis?
In der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga tun sich bis auf Eintracht Hagen auch die Favoriten schwer. Die HSG Krefeld Niederrhein kann sich für 3:1 Punkte in erster Linie bei zwei Spielern bedanken.

Bitte durchlassen: Carlos Marquis (Mitte) setzte sich nicht nur gegen Hanau dort für seine Krefelder ein, wo es schmerzhafte Zweikämpfe geben kann, sondern auch in Willstädt. (Foto: Michael Jäger)

Die Aufstiegsrunde der Drittligisten zur 2. Bundesliga ist zwei Spieltage alt und noch lässt sich höchstens in Ansätzen erkennen, wer am Ende das Rennen machen könnte. Manches spricht etwa dafür, dass in der Gruppe A tatsächlich der VfL Eintracht Hagen die Nase vorn behält, denn die Mannschaft von Trainer Stefan Neff holte als einziger der 14 teilnehmenden Klubs bislang zwei Siege – 32:26 gegen den VfL Potsdam, 30:26 beim TuS Vinnhorst im Duell zweier vorher zu Favoriten erklärten Teams. Um im Bild zu bleiben: Wahrscheinlich sind die Hagener jetzt der richtige Top-Favorit, zumal sie aus ihren Ambitionen nach oben sowieso nie ein Geheimnis gemacht haben. Hinter der Eintracht ist jedenfalls schon früh niemand mehr verlustpunktfrei: 1. Hagen 4:0, 2. HC Empor Rostock, 3. VfL Potsdam, 4. MTV Braunschweig, 5. Eintracht Hildesheim alle 2:2, 6. TuS Vinnhorst, 7. TuS Spenge beide 0:2. Am kommenden Wochenende dürfen sich die spielfreien Hagener nun in aller Ruhe ansehen, was die Mitbewerber um die vier ersten Plätze anstellen, die in die Zwischenrunde führen. Was besonders komfortabel ist: Die Eintracht, die erst am 1. Mai gegen Hildesheim wieder ins Geschehen eingreift, bleibt auf jeden Fall an der Tabellenspitze. Das wiederum ist ein Bild, von dem der West-Konkurrent HSG Krefeld Niederrhein in der Gruppe B der Qualifikation allenfalls träumen kann.

Bei den Eagles sind ein paar Dinge bemerkenswert. Zumindest der Großteil der Konkurrenz sieht die Adler ebenfalls in der Rolle des Favoriten, wenn nicht sogar in der des „Top-Favoriten“. So oder ähnlich war es vor dem Auftakt gegen die HSG Hanau, als die Hausherren ihrem dringenden Wunsch nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga aber höchst selten gerecht wurden und beim 27:26 nur sehr mühevoll eine Heimniederlage verhinderten (sechs Tore Rückstand). Dafür ließ sich die Mannschaft von Trainer Maik Pallach in Willstädt eine klare Führung (sechs Tore) nehmen und war später froh, auf der Heimreise wenigstens das 28:28 im Gepäck zu haben. Die 3:1 Punkte sind als Ausbeute immerhin in Ordnung und reichen zu Rang zwei hinter dem HC Oppenweiler/Backnang (3:1). Auf Rang drei folgt der VfL Pfullingen (2:0), der jetzt mit einem überraschenden 34:24 einstieg – gegen den TuS Dansenberg (Vierter/2:2), der im Prinzip ebenfalls besonders gute Aufstiegs-Aussichten haben soll. Den Krefeldern bietet sich am nächsten Samstag direkt die Chance, sich in der Halle Glockenspitz selbst ein Bild von den Qualitäten des VfL zu machen. Ein Sieg wäre wohl ein Meilenstein – für beide. Auf den Rängen fünf, sechs und sieben folgen in Hanau (1:3), Willstätt (1:3) und Heilbronn-Horkheim (0:2) drei Mannschaften mit einem negativen Konto.

Wenn nach jeder Partie der Aufstiegsrunde jeweils ein „Spieler des Spiels“ zu nominieren wäre, würden die Krefelder wohl ohne jedes Zögern ihren Keeper Oliver Krechel ganz hoch einsortieren. Der Schlussmann, der nach dieser Saison zum TV Emsdetten wechselt, hielt sowohl gegen Hanau als auch in Willstätt richtig stark – und das jeweils über 60 Minuten. Interne Konkurrenz dürfte ihm allerdings Carlos Marquis machen, der mit Krechel eins gemeinsam hat: Der junge Spielmacher (19), erst im vergangenen Sommer aus der A-Jugend des TSV Bayer Dormagen gekommen, verlässt die HSG ebenfalls wieder (Studium). Seine Ausbeute als Teilzeit-Arbeiter mit deutlich weniger Einsatz-Minuten: Zwei Treffer gegen Hanau, fünf in Willstädt. Es waren außergewöhnlich wichtige dabei – wie das 27:26 (56.) und 28:28 (60.) beim TuS oder das 23:24 (54.) und 27:26 (60.) gegen die HG. Das heißt doch: Sobald Carlos Marquis in der letzten Minute eines bis dahin nicht entschiedenen Spiels an den Ball kommt, müssen künftig beim Gegner alle Alarmglocken schrillen. Sollte das weiter ganz oder halbwegs gut enden, hätten sie bei den Eagles wahrscheinlich wenig dagegen.