2. Bundesliga
Gummersbach mit Beton, Dormagen mit Pech
Der VfL holt am Mittwochabend ein verdientes 33:23 gegen die Rimpar Wölfe, der TSV Bayer verliert dramatisch gegen Ferndorf - 26:27.

Geht doch! Janko Bozovic war mit acht Treffern (darunter fünf per Siebenmeter) der erfolgreichste Werfer der klar verbesserten Gummersbacher. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – DJK Rimpar Wölfe 33:23 (16:13). Im Oberbergischen verzichteten sie am Mittwochabend darauf, vor Begeisterung abzuheben, aber die zuletzt zweimal hintereinander überraschend ausgerutschten Gummersbacher durften immerhin sehr erleichtert durchatmen. Der ebenso verdiente wie aufgrund der überlegen geführten zweiten Halbzeit hohe Erfolg gegen die Gäste aus Unterfranken war der erste Teil der Revanche-Tour – nach dem 24:28 vor einer Woche im Nachholspiel bei den Wölfen und dem 25:27 zuletzt im Nachholspiel gegen den Nachbarn TuS Ferndorf. Mit 39:13 Punkten hat das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson außerdem wieder den direkten Kontakt zum Spitzenreiter Handball Sport Verein Hamburg (42:10) und zum Zweiten TuS N-Lübbecke (40:12), die gemeinsam mit dem VfL in einem Dreikampf um die beiden Aufstiegsplätze stehen. Teil zwei des Unternehmens Widergutmachung wollen die Gummersbacher nun am kommenden Samstag in der Schwalbe-Arena gegen Ferndorf bestreiten, das ebenfalls am Mittwochabend auch den TSV Bayer Dormagen überraschte (27:26).

Nach dem 5:3 (8.) schien der diesmal offensichtlich mit mehr Leidenschaft ausgestattete VfL vorübergehend wieder vom Kurs abzukommen – 5:5 (9.), 7:8 (15.), 8:9 (19.). Julian Köster (19.) und die Flügelzange mit dem vor der Pause besonders starken Mathis Häseler (20./rechts) sowie Raul Santos (21./links) sorgten mit einer Dreier-Serie allerdings fürs 11:9 – wobei besonders der Santos-Treffer ganz nach dem Geschmack von Trainer Sigurdsson gewesen sein dürfte. Das Prinzip: Ballgewinn, schneller Gegenstoß, Tor. Die Wölfe fanden fortan nicht mehr besonders viele Antworten – im Gegenteil. Und vor allen Dingen der Start in die zweite Hälfte muss Rimpar wie die Höchststrafe vorgekommen sein, weil die Hausherren in ihrer seit Langem besten defensiven Phase nahezu Beton anrührten. Übers 18:13 (37.) und 22:14 (42.) war die Frage nach dem Sieger früh beantwortet, zumal Gummersbach noch immer ein paar Ungereimtheiten einstreute und ein paar Chancen ausließ – aber auf der anderen Seite viele Patzer der Wölfe konsequent für sich nutzte und in Sachen Einstellung nicht nachließ. Passend zum aus VfL-Sicht gelungenen Abend waren zwei ganz späte Szenen: Kapitän Timm Schneider traf nach einer Ball-Eroberung mit dem 31:21 (58.) ebenso in den leeren DJK-Kasten wie der für die letzten zehn Minuten eingewechselte VfL-Torhüter Diogo Valerio, der das 33:22 (60.) mit einer Parade selbst vorbereitet hatte.

Sigurdsson zeigte sich hinterher vor allem sehr erleichtert, dass seine Mannschaft zumindest über weite Strecken jene für den Kampf um den Aufstieg erforderlichen Tugenden wieder hervorgeholt hatte. „Wir sind natürlich sehr, sehr zufrieden, denn wir haben nach den letzten schwierigen Wochen heute viel besser gespielt. Mit unserer Abwehr- und Angriffsleistung bin ich sehr zufrieden. Am Anfang hatten wir noch Probleme in der Abwehr. Da hat Rimpar nah am Zeitspiel clevere Tore erzielt. Die ersten Minuten der zweiten Halbzeit waren entscheidend, als wir uns mit sechs, sieben Toren absetzen konnten. Ich freue ich mich sehr für die Jungs, die gut gekämpft und verdient gewonnen haben.“ Daran ließ Rimpar-Kollege Ceven Klatt ebenfalls keinen Zweifel: „Gummersbach hat es gut gemacht und verdient gewonnen.“ Dass Wölfe-Kapitän Patrick Schmidt ab der elften Minute nicht mehr mitmachen konnte, war vielleicht eine Erklärung für den späteren Verlauf – und in erster Linie war das Ergebnis trotzdem das Produkt einer klaren Gummersbacher Steigerung.

VfL Gummersbach: Valerio (1), Puhle – Schröter (1), Fanger, Vidarsson (1), Köster (2), Blohme, Kontrec (1), Häseler (5/1), Schneider (3), Herzig (1), Meinhardt (4), Santos (3), Haller, Stüber (3), Bozovic (8/5).

 

So ein Mist: Torhüter Sven Bartmann konnte die Dormagener Niederlage mit seinen Paraden auch nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – TuS Ferndorf (13:14). Das Problem mit der Konstanz – da ist es wieder. Nach den Erfolgen bei der HSG Konstanz (25:20) und gegen den EHV Aue (28:26) setzte es im gefühlt ewig verlegten Nachholspiel gegen den TuS Ferndorf eine Niederlage. Dormagen verpasste dadurch die Chance, weiter zum Vierten HC Elbflorenz Dresden aufzuschließen (32:20 Zähler), und liegt nun als Fünfter auch nach Minuspunkten im Hintertreffen (29:21). Der VfL Lübeck-Schwartau (28:22) und der TV Großwallstadt (27:23) sind als Sechster und Siebter ebenfalls nicht weit zurück.

Dormagen tat sich von Beginn an schwer. Die Gäste entwischten der TSV-Deckung regelmäßig und Keeper Sven Bartmann verhinderte mit sechs Paraden in der ersten Halbzeit, dass es noch schlimmer kam. Nach dem 4:3 (8.) für den TSV durch Ante Grbavac kamen die Gäste erst richtig in Fahrt – 6:4 (10.). Danach kam der große Knall – aber nicht auf, sondern neben dem Spielfeld. Hinter Bartmanns Tor krachte die Hallenbeleuchtung von der Decke auf den Boden hinter die Werbebande. Glück für alle: Niemand wurde verletzt. Ein Weckruf für die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic war das aber nicht, denn Ferndorf erhöhte auf 9:6 (15.). Folglich griff der TSV-Trainer zur Auszeit, um seine Mannschaft wachzurütteln: Bayer glich zum 9:9 (20.) aus. Bis zur Pause blieb das Spiel eng, mit leichten Vorteilen für den TuS – 11:11 (24.), 11:13 (27.), 11:13 (27.), 13:14 (30.).

Die zweite Hälfte war eine Achterbahn der Gefühle – mit einem dramatischen und für Dormagen unglücklichen Ende. Ferndorf legte erneut drei Treffer vor (43./19:16), ehe Bayer einen mächtigen Zwischenspurt startete: Die Hausherren eroberten jetzt einen Ball nach dem anderen und Ian Hüter traf sogar zum 21:19 (47.). Bilanovic konnte stolz auf die Nehmerqualitäten seiner Mannschaft sein, die lange dem Rückstand hinterhergelaufen war. Womit vielleicht keiner gerechnet hatte: Ferndorf schlug zurück – 22:21 (49.). Bis zur Schlusssirene war übers 24:24 (54.), 25:25 (56.) und 26:26 (58.) kein Sieger in Sicht. In ihrem letzten Angriff scheiterten die Ferndorfer am Pfosten und Dormagen hatte beim 26:26 ein paar Sekunden vor dem Ende alle Trümpfe in der Hand. Ganz bitter: Statt des Siegtreffers gab es einen Ballverlust und den entscheidenden Gegenstoß zum 26:27. Zeit für eine erneute Antwort war einfach keine mehr da.

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann – Seesing (1), Richter (5/3), Iliopoulos (1), I. Hüter (3), Reimer (2), Skroblien, Görgen (2), Noll, P. Hüter (3), Wilhelm, Sterba (2), Grbavac (5), Mast (2).