30. April 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sie haben noch alles versucht, ihn irgendwie doch loszueisen und einen Halt in Deutschland zu ermöglichen. Aber es bleibt dabei: Neuzugang Robin Schoenaker, erst vor ein paar Wochen von Sporting Pelt aus der BeNe-League verpflichtet, wird für die Nationalmannschaft der Niederlande bei der EM-Qualifikation im Einsatz sein. Dort war die Mannschaft von Erlingur Richardsson am Donnerstagabend in der Türkei im Einsatz und am Sonntag tritt sie in der Heimat (Almere) gegen Polen an. Überraschend kommt die Dienstreise des 25-Jährigen nicht für die HSG Krefeld Niederrhein und deren Trainer Maik Pallach: „Wir wussten das im Vorfeld.“ Deshalb drückt er jetzt seinem für Abwehr und Angriff wichtigen Spieler die Daumen, dass die Niederlande ihre guten Chancen für die zweite EM-Qualifikation (nach 2020) in der Geschichte des Verbandes nutzen können. Schoenaker wird im Gegenzug vermutlich sehr sorgfältig verfolgen, wie die Krefelder am Samstagabend beim TuS Dansenberg (Kaiserslautern) in der Aufstiegsrunde der Drittligisten zur 2. Bundesliga abschneiden. Die Rechnung ist einfach: Sollten die aktuell nach drei Partien mit 5:1 Punkten ausgestatteten Eagles ihren nächsten Sieg schaffen, haben sie bei 7:1 Zählern mindestens Rang vier in der Gruppe B der Vorrunde und dadurch ein Ticket fürs Viertelfinale sicher. Auf der anderen Seite gibt es ausreichend Hinweise dafür, dass auf Krefeld erneut eine besonders schwierige Aufgabe wartet.
Maik Pallach ist erst seit Februar als Trainer in der Halle Glockenspitz tätig. Und an der Geschichte vom 10. Oktober 2020 war er direkt nicht beteiligt, sodass er sich auf Gespräche und Video-Material stützen musste, um diese Frage zu klären: „Was war denn da los?“ Einfache Antwort: Die HSG Krefeld verlor in der Hinrunde 2020/2021 beim TuS Dansenberg. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit (14:15) stand später ein 28:34 auf der Anzeigetafel, weil die Gäste in der entscheidenden Phase überhaupt keine passende Antwort mehr finden konnten. „Wir haben darüber gesprochen, wie wir aufgetreten sind“, berichtet Pallach, der vom damaligen Ergebnis naturgemäß nicht besonders angetan ist – und jetzt eine klare Steigerung erwartet. Die dürfte auch notwendig sein, zumal der TuS im Kampf ums Weiterkommen mit 2:2 Zählern gerade wohl den größeren Druck hat – was vor allem am überraschenden 24:34 beim VfL Pfullingen lag. Der Knackpunkt kam hier nach rekordverdächtig frühen 44 Sekunden mit der Roten Karte gegen Jan Claussen, den Dreh- und Angelpunkt in der Mannschaft von TuS-Trainer Steffen Ecker. Krefeld rechnet vorsichtshalber mit erst recht bestens motivierten Gastgebern, von denen Pallach sportlich sowieso eine Menge hält: „Sie haben viel Qualität im Kader, den einen oder anderen mit Zweitliga-Erfahrung, einiges an Wurfgewalt aus dem Rückraum und gute Mittelmänner.“
Selbstvertrauen beziehen die Eagles unter anderem aus der Aufwärts-Entwicklung seit dem Beginn der Aufstiegsrunde, denn das jüngste 34:30 gegen Pfullingen war die bislang stabilste Leistung – unter anderem mit einem erneut sehr starken Carlos Marquis (19) der in der Mitte der ersten Halbzeit für den viel erfahreneren Marijan Basic (34) ans Regiepult kam. Marquis setzte direkt wieder viele Impulse, erzielte acht Treffer und ist mit insgesamt 15 Toren der beste Krefelder im Kampf um den Aufstieg. Mindestens so wichtig wie eine gute Angriffsquote dürfte allerdings eine kompakte Abwehr sein, in der Neuzugang Domagoj Srsen (vom Zweitligisten Wilhelmshaven gekommen) durch den Schoenaker-Ausfall als zentraler Deckungsspieler noch intensiver gefordert sein wird. An der Einstellung aller hat Pallach keinerlei Zweifel: „Ich denke, der Preis, den wir gewinnen können, ist sehr hoch. Wir wollen ungeschlagen bleiben. Gleichzeitig können wir einem direkten Konkurrenten große Probleme machen.“ Welcher Gegner später nach überstandener Vorrunde im Viertelfinale eventuell am günstigsten oder ungünstigsten wäre, liegt dabei im Moment noch ziemlich weit weg – weiter jedenfalls als das immerhin etwas mehr als 300 Kilometer entfernte Dansenberg.