2. Bundesliga
Wer steigt auf: Hamburg? Nettelstedt? Gummersbach?
Das Restprogramm der Aufstiegs-Kandidaten ist vergleichbar schwierig. Der VfL hat aber nur noch drei Heimspiele.

Schattenmänner: Kapitän Timm Schneider, der in der Ferne vielleicht den Weg nach oben erkennt, und Janko Bozovic (von rechts) würden den VfL Gummersbach mit ihrer Routine und Übersicht liebend gerne zurück in die Bundesliga führen. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Saison 2020/2021 in der 2. Handball-Bundesliga neigt sich ganz allmählich ihrem Ende entgegen und im letzten Viertel werden alle Entscheidungen fallen. Angesichts der Umstände, unter denen die 19 Klubs diese Spielzeit bestreiten, ist sie schon jetzt eine ganz besondere. Dabei geht fast ein bisschen unter, dass sich bereits seit Wochen drei Schwergewichte des deutschen Handballs ein enges Rennen um die zwei begehrten Tickets für die 1. Bundesliga liefern. Der aktuelle Spitzenreiter HSV Hamburg (42:10 Punkte) war vor noch gar nicht allzu langer Zeit mal Deutscher Meister (2011) und Champions League-Gewinner (2013). Der Tabellenzweite TuS N-Lübbecke (42:12) ist ebenfalls alles andere als ein Unbekannter: Er war zum Beispiel 1981 DHB-Pokalsieger und Gewinner im Europapokal der Pokalsieger. Beim Dritten VfL Gummersbach (41:13) ist sowieso die Tradition zu Hause. In der selbsternannten „Heimat des Handballs“ sehnen sie sich danach, den Abstieg von 2019 zu reparieren und als Gründungsmitglied in die beste Liga der Welt zurückzukehren.

Das gemeinsame Problem: Nur zwei der drei Teams können es schaffen. Bis zum Jahreswechsel deutete viel darauf hin, dass Hamburg und Gummersbach ihre Leistung am konstantesten abrufen würden. Der VfL erlebte die Neujahrsnacht mit 23:3 Punkten als „gefühlter“ Tabellenführer und Hamburg lag mit 26:4 Zählern nur vorne, weil es bereits zwei Partien mehr ausgetragen hatte. In der Folge geriet die „Mission Aufstieg“ im Oberbergischen aber mehr als einmal ins Wanken. Die Niederlage im Topspiel in Hamburg (3. März/22:29) hätte alleine vermutlich keine größeren Sorgenfalten ausgelöst. Aber die Leistungen gegen den TV Großwallstadt (17. Februar/28:29), beim TuS Fürstenfeldbruck (26. Februar/25:32), bei der DJK Rimpar Wölfe (8. April/24:28) und beim TuS Ferndorf (13. April/25:27) gehörten teilweise in die Kategorie „bedenklich“. Die Konsequenz: Vom schönen Vorsprung ist nichts mehr übrig und zurzeit hängt der VfL seinem Ziel um genau einen Zähler hinterher.

Die gute Nachricht für die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson: Sie hat weiterhin alles selbst in der Hand. Weil zum Restprogramm auch das Rückspiel in Nettelstedt gehört (Hinspiel 27:24 für Gummersbach), wären neun Siege aus den letzten neun Partien gleichbedeutend mit dem Aufstieg – egal, was die Konkurrenz macht. Wir bieten allerdings eine Wette an: Weder Hamburg noch der TuS N-Lübbecke oder der VfL werden ohne weiteren Ausrutscher durch den Rest der Saison kommen. Dazu ist die Liga letztlich zu ausgeglichen und Mannschaften wie Lübeck, Bietigheim oder Elbflorenz Dresden sind zu stark. Und dass die mit so viel Leidenschaft um den Klassenerhalt kämpfenden Teams aus Ferndorf, Konstanz oder Fürstenfeldbruck nicht im Vorbeigehen zu bezwingen sind, sollte inzwischen ebenfalls der Letzte begriffen haben.

Vielleicht ein Nachteil für die Gummersbacher: Sechs der letzten neun Aufgaben sind auswärts zu absolvieren und die Mannschaft kann nur noch drei Mal auf die bisher so gute Heimbilanz bauen (14 Siege in 15 Spielen). Ansonsten ist das Restprogramm der Top-Teams vergleichbar und es bietet nach der kommenden Länderspielpause ab dem 7. Mai mindestens im Wochenrhythmus jeweils ein spannendes Fernduell. Das Motto: Ausrutschen verboten. Im Oberbergischen wären sie vermutlich gut beraten, sich noch nicht zu sehr auf das Topspiel in Nettelstedt am 28. Mai vorzubereiten. Die Hausaufgaben vorher heißen ThSV Eisenach (8. Mai), HC Elbflorenz (12. Mai), SG BBM Bietigheim (16. Mai) und Dessau-Roßlauer HV (20. Mai). Und wer auch immer nach dem 28. Mai die Nase vorne hat, steht dann noch vor vier weiteren Prüfungen. Womöglich dauert es tatsächlich bis zum 26. Juni 2021, bevor klar ist, wer sich demnächst mit den Großen aus Kiel, Flensburg oder Mannheim messen darf. Dann bliebe von der Zweitliga-Saison 2020/2021 mehr in Erinnerung als Quarantäne und Terminhatz – ein würdiges sportliches Finale.

Das Restprogramm der Aufstiegskandidaten:

VfL Gummersbach

8. Mai: ThSV Eisenach (A)
12. Mai: HC Elbflorenz (H)
16. Mai: SG BBM Bietigheim (A)
20. Mai: Dessau-Roßlauer HV (A)
28. Mai: TuS N-Lübbecke (A)
4. Juni: TSV Bayer Dormagen (H)
12. Juni: EHV Aue (A)
18. Juni: HSG Konstanz (H)
26. Juni: TV Großwallstadt (A)

TuS N-Lübbecke

7. Mai: TV Großwallstadt (H)
12. Mai: VfL Lübeck-Schwartau (A)
15. Mai: ASV Hamm-Westfalen (H)
22. Mai: TV Emsdetten (A)
28. Mai: VfL Gummersbach (H)
4. Juni: Wilhelmshavener HV (A)
11. Juni: Dessau-Roßlauer HV (H)
19. Juni: DJK Rimpar Wölfe (A)
26. Juni: TuS Ferndorf (H)

HSV Hamburg

Termin offen: TV Hüttenberg (A)
9. Mai: Wilhelmshavener HV (H)
12. Mai: TV Emsdetten (A)
16. Mai: TuS Ferndorf (H)
23. Mai: Dessau-Roßlauer HV (A)
28. Mai: ThSV Eisenach (H)
4. Juni: DJK Rimpar Wölfe (A)
13. Juni: HC Elbflorenz (A)
22. Juni: ASV Hamm-Westfalen (H)
26. Juni: SG BBM Bietigheim (A)