2. Bundesliga
Murfuni fordert Gummersbach, Dormagen zieht um
Eisenachs Coach drückt dem VfL die Daumen - nur diesmal nicht. TSV Bayer ist gegen Fürstenfeldbruck in Leverkusen zu Hause - und muss aufpassen.

Er ist die Wand: Gummersbachs Torhüter Matthias Puhle ließ in der Hinrunde beim 33:24 vor der Pause nur acht Eisenacher Tore zu. ThSV-Linksaußen Ivan Snajder (beim Wurf) kam damals mit seinen Würfen insgesamt drei Mal an Puhle vorbei – der seinen Kasten jetzt am liebsten wieder komplett abdichten würde. (Foto: Thomas Schmidt)

ThSV Eisenach – VfL Gummersbach. Das wird für alle Beteiligten ein besonderer Samstagabend. Garantiert – auch für die Gastgeber aus Thüringen. Erstens: Der ThSV kehrt nach einer Quarantäne wieder ins Meisterschafts-Geschehen der 2. Bundesliga zurück, in dem er zuletzt am 3. April mit einem 28:25 über den ASV Hamm-Westfalen auf sich aufmerksam machte. Anschließend fielen die Partien beim TV Emsdetten und gegen den TV Großwallstadt coronabedingt aus, ehe es die Eisenacher mit einem „Verdachtsfall im Mannschaftsumfeld“ selbst traf und das Spiel beim Wilhelmshavener HV ebenfalls nicht stattfinden konnte. Zweitens: ThSV-Trainer Markus Murfuni, der Ur-Gummersbacher, trägt den VfL in seinem Herzen. Und wer den 44-Jährigen kennt, weiß eins genau: Er erzählt das nicht nur, er meint es zu hundert Prozent so, er drückt dem VfL die Daumen für die Rückkehr in die 1. Bundesliga. Trotzdem wird Murfuni zusammen mit seiner Mannschaft ab 19.30 Uhr alles tun, um den im Kampf um den Aufstieg unter Druck stehenden Gummersbachern das Leben so schwer wie möglich zu machen. Das ist sein gutes Recht und sogar seine Pflicht als Chefcoach eines Klubs, der Rang zwölf und 23:27 Punkte durchaus noch nicht als Ruhekissen für einen gemütlichen Rest der Saison ansieht. Deutlich angespannter dürften trotzdem die Gummersbacher sein, die sich in ihrer „Mission Aufstieg“ keine weitere Niederlage erlauben dürfen. Davon gab es in den bisher 14 Begegnungen im Kalenderjahr 2021 bereits fünf – zu viele.

Besonders belastend fürs Konto waren die Ausrutscher beim TuS Fürstenfeldbruck (25:32), bei der DJK Rimpar Wölfe (24:28) und beim TuS Ferndorf (25:27). Da fand das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson phasenweise einfach nicht statt. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass der VfL nur eins dieser Resultate hätte verhindern müssen – und er stünde deutlich besser da als mit 41:13 Punkten auf Rang drei hinter dem Handball Sport Verein Hamburg (42:10) und dem TuS N-Lübbecke (42:12). Dass die vergangenen Auftritte eher bescheiden waren und nichts mit gehobenen Ansprüchen zu tun hatten, ist den Gummersbachern natürlich klar. „Wir haben auswärts zuletzt keine guten Leistungen gezeigt“, sagt etwa Rückraumspieler Fynn Herzig. Wie alle im Team weiß er darüber hinaus, dass der Tabellendritte den kommenden Gegner auf keinen Fall unterschätzen darf – selbst nach dem 33:24 in der Hinrunde nicht, als schon die erste Hälfte (18:8) die Frage nach dem Sieger beantwortete.

„Wir müssen es in Eisenach schaffen, genau das gleiche Gesicht zu zeigen, wie wir es sonst bei den Heimspielen machen, und mit genau dem gleichen Mut und Selbstvertrauen spielen“, betont Herzig, „dann bin ich mir sicher, dass wir uns die beiden Auswärtspunkte holen.“ Am Samstagabend gegen 21 Uhr wird feststehen, ob seine Vermutung eingetroffen ist. Im Fernduell um die beiden ersten Plätze legt im Übrigen der TuS N-Lübbecke vor, der bereits am Freitagabend auf den TV Großwallstadt trifft. Erst am Sonntag wird sich dann bei der Partie der Hamburger gegen den Wilhelmshavener HV endgültig zeigen, was das Wochenende insgesamt für den VfL Gummersbach wert war.

 

Freistil-Ringen? Ian Hüter (Nummer 14) und seine Dormagener gerieten zuletzt beim 26:27 gegen den TuS Ferndorf immer wieder ziemlich stark unter Druck. Im nach Leverkusen verlegten Heimspiel gegen Fürstenfeldbruck hofft der TSV auf ein befreiendes Ende mit mehr Glück. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – TuS Fürstenfeldbruck. Der Gegner ist Letzter. Er liegt auch in den meisten Statistiken hinten. Unter anderem in der separaten Heim- und Auswärtstabelle. Trotzdem hat sich der Aufsteiger TuS Fürstenfeldbruck in bisher 27 Spielen der Saison den Respekt der Konkurrenz erworben. Das wird die Mannschaft von Trainer Martin Wild vielleicht trotzdem nicht vor dem Abstieg bewahren, weil 13:41 Punkte keine besonders gute Plattform für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt abgeben. Und auf der anderen Seite steht der TSV Bayer Dormagen vor dem Heimspiel am Freitagabend um 19 Uhr mit Rang sechs und 29:21 Zählern so viel besser da, dass er nur diese Feststellung treffen kann: „Wir sind der Favorit.“ Das sagt TSV-Trainer Dusko Bilanovic, der ganz bestimmt nicht im Ruf steht, überhaupt mal einen der Bayer-Kontrahenten zu unterschätzen – den TuS sowieso nicht. Tatsächlich gibt es ja eine Reihe von Gründen dafür, dass in Dormagen einige Alarmglocken schrillen sollten. 

In unguter Erinnerung werden Team und Trainer den 5. Dezember 2020 haben, als es in der Nähe von München trotz wie immer sorgfältiger Vorbereitung eine 28:30-Niederlage gab. Damals waren die Dormagener ziemlich geknickt – und sie konnten noch nicht ahnen, dass sie sich etwas später in guter Gesellschaft befinden würden. Am 26. Februar zerlegte der TuS zum Beispiel den Aufstiegskandidaten VfL Gummersbach mit 32:25 und am 9. April bezwang er den aktuellen Spitzenreiter Hamburg mit 29:27. Zuletzt verpasste Fürstenfeldbruck gegen den Zweiten TuS N-Lübbecke beim 21:22 nur um eine Sekunde ein Unentschieden: Es war eine der vielen Niederlagen mit nur einem Tor Unterschied. Alle drei Top-Teams hatten riesige Probleme mit der Leidenschaft und der meist sehr offensiven Abwehr des TuS, die sich Bilanovic im Video-Studium erneut genau angeschaut hat: „Darauf müssen wir uns sehr intensiv vorbereiten.“ Dass Einstellung und Einsatz bei den Gastgebern stimmen, setzt er ohnehin voraus.

Nach dem 26:27 gegen den TuS Ferndorf vom 21. April war Improvisation gefragt. Weil sich während des Spiels ein Element der Deckenbeleuchtung gelöst hatte und auf den Boden gekracht war, wird aus Sicherheitsgründen die gesamte Technik überprüft – und die Halle steht momentan weder fürs Training noch für Spiele zur Verfügung. Beim zweiten Punkt fand sich in der Nähe eine schnelle Lösung: Der TSV weicht gegen Fürstenfeldbruck in die Ostermann-Arena in Leverkusen aus. Bei Punkt eins verlegten Bilanovic und seine Spieler ihre Einheiten an die frische Luft. „In der ersten Woche haben wir draußen trainiert“, berichtet Bilanovic, „wir haben etwas für die Kondition getan. Die Akkus sind wieder voll.“ Der Kader dürfte ebenfalls etwas kompletter sein als zuletzt im Duell, aber Dormagen hat längst nicht alle Mann an Bord. Linksaußen Joshua Reuland (Kreuzband) etwa wird fehlen. Während Bilanovic darüber hinaus auf den Wieder-Einstieg von Alexander Senden hofft, sieht er keine echte Möglichkeit fürs Comeback von André Meuser. Einfachste Idee: „Das ist eine Chance für andere, sich zu zeigen.“