2. Bundesliga
Happy End: Joker Görgen erlöst Dormagen
TSV muss am Freitagabend beim 30:27 über den TuS Fürstenfeldbruck bis zum Schluss viel investieren.

Die Hände zum Himmel: Auch Trainer Dusko Bilanovic wirkte nach der Schluss-Sirene im Spiel gegen Fürstenfeldbruck erleichtert. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – TuS Fürstenfeldbruck 30:27 (16:15). Die Partie wird kaum jemals für einen Schönheitspreis vorgeschlagen. Auf der anderen Seite war der hart erarbeitete Erfolg der Dormagener durchaus nicht selbstverständlich, weil sie größere personellen Lücken im Aufgebot lassen mussten: Verletzte Stammkräfte wie Linkshänder André Meuser, Alexander Senden oder Joshua Reuland nahmen nur eine Zuschauerrolle hinter der Auswechselbank ein. Im rechten Rückraum blieb dem TSV sogar nicht viel anderes, als mit Rechtshändern über die 60 Minuten zu kommen. Die Ausnahme mit entscheidender Wirkung streute TSV-Coach Dusko Bilanovic auf der Zielgeraden ein, als Fürstenfeldbruck beim Stande von 27:26 (55.) für Bayer drauf und dran war, auf einmal die Wende zu schaffen. Plötzlich stand in Moritz Görgen doch ein Linkshänder im rechten Rückraum auf dem Parkett – einer, der sonst eher als Rechtsaußen unterwegs ist. Das hielt Görgen allerdings keineswegs davon ab, nach dem 28:26 (57.) von Ian Hüter selbst das 29:26 (58.) hinterherzulegen und kurz darauf den Siebenmeter herauszuholen, den Benjamin Richter zum 30:26 (59.) unterbrachte. Bilanovic war stolz auf den Einsatz des Teams und begeistert darüber, dass der „Trick“ mit Görgen funktioniert hatte: „Moritz war unser Joker.“ Positiver Neben-Effekt in der Tabelle: Dormagen steigerte sich durch den Erfolg auf 31:21 Punkte und ist zumindest vorübergehend wieder Fünfter.

Es konnte ja nach dem Turbo-Start nicht ewig so gehen, dass praktisch jeder Wurf zu einem Treffer führt – wie in den ersten sieben Minuten, als die Hausherren das frühe 0:1 (1.) übers 4:1 (4.) in eine 7:3-Führung gedreht hatten. Schwierigkeiten mit der für ihr beherztes Auftreten bekannte Deckung der Gäste aus Bayern schienen wie aus einer fremden Welt zu stammen, sollten sich aber später zunehmend bemerkbar machen. Der ganz tief im Abstiegskampf steckende TuS begann Stück für Stück mehr an der Partie teilzunehmen, obwohl Dormagens Keeper Sven Bartmann mit seinem 8:5 (11.) in den hier verwaisten Kasten des TuS erneut ein Ausrufezeichen setzte. Und nachdem Jakub Sterba zum 12:8 (17.) getroffen und Benjamin Richter per Siebenmeter auf 14:9 (22.) erhöhte hatte, schienen sich die Dinge erneut zugunsten des TSV Bayer zu entwickeln. Möglicherweise wäre das Team von Trainer Dusko Bilanovic tatsächlich mit einem beruhigenden Vorsprung in die Pause gegangen – wenn es sich in der ersten Hälfte nicht zwei letzte Minuten mit viel Chaos und einigen Fehlern geleistet hätte. Dass aus dem 16:13 (29.) erst das 16:14 (29.) und kurz darauf das 16:15 (30.) wurde, konnte Kapitän Patrick Hüter hörbar kaum glauben: „Das darf nicht wahr sein.“ Beim Gang in die Kabine hätte er am liebsten vor Wut in einen der am Spielfeldrand stehenden Stühle gebissen. Das konnte sich Hüter zwar verkneifen, doch richtig gut gelaunt wirkte er immer noch nicht. Bilanovic fand es ebenfalls schade, wie „wir die fünf Tore Vorsprung aus der Hand gegeben haben“.

Fürstenfeldbruck blieb sich nach der Pause selbst treu – unbequem durch eine von offensiv bis sehr offensiv wechselnde Defensive, kampfstark und nie aufgebend. Selbst das 22:17 (40.), 23:18 (41.), 24:22 (44.) oder 26:22 (48.) ließ Dormagen noch nicht aufatmen, zumal ein paar unglücklich wirkende Aktionen vorne ein spannendes Finale einläuteten. Dass die Hausherren später beide Zähler feiern konnten, ging unter dem Strich trotzdem in Ordnung und nicht nur auf das Konto des Top-Jokers Görgen. Bester Dormagener war an diesem Freitagabend, für den Bayer aus der gesperrten eigenen Halle ins benachbarte Leverkusener Ostermann-Forum umziehen musste, der mit sechs Toren erfolgreichste Werfer Ian Hüter, der bisweilen für zwei ackerte und sich voll verausgabte. Hinten leistete sein Bruder Patrick als Chef der Abwehr ähnlich wertvolle Dienste – und so brauchte er sich bei der Schluss-Sirene keinen passenden Stuhl auszusuchen, um etwa vorhandenen Frust abzubauen.

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann (1) – Seesing (2), Richter (6/5), I. Hüter (6), Reimer, Skroblien (2), Görgen (1), P. Hüter (4), Wilhelm, Sterba (1), Grbavac (4), Mast (3).