Endrunde Deutsche Meisterschaft
Dormagen ohne David Röhrig ins Viertelfinale
Der Trainer der A-Jugend befindet sich in Quarantäne und sah das ungefährdete 36:30 bei TuSEM Essen von zu Hause aus.

Schade drum: Trainer David Röhrig kann seine Mannschaft zurzeit nur aus dem Home Office durch die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft begleiten. In Gedanken sitzt er natürlich mit auf der Bank. (Foto: Thomas Schmidt)

TuSEM Essen – TSV Bayer Dormagen 30:36 (11:21). Ausgerechnet einer, der seiner Mannschaft den Vergleich mit den Besten des deutschen Handballs auf der Zielgeraden einer schwierigen Saison so sehr  gönnt, konnte nicht dabei sein. Außerdem wird Dormagen das Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft ebenfalls ohne Trainer David Röhrig bestreiten, der sich zurzeit in coronabedingter Quarantäne befindet und bereits am Sonntag bloß zuschauen durfte. „Ich werde auch die nächsten Spiele verpassen“, bestätigte Röhrig, an dessen Stelle Peer Pütz die Verantwortung übernahm – was sich als Lösung aufgedrängt hatte. Als „Leitender Trainer Leistung“ verantwortet Pütz ohnehin die Arbeit der Nachwuchs-Teams ab der C-Jugend, als Trainer des B-Jugend ist er das direkte Bindeglied zum Unterbau in der A-Jugend und als Co-Trainer des Zweitliga-Teams das Bindeglied zum Unterbau für den Profi-Bereich. Deshalb gibt es einen ständigen Austausch mit Röhrig und der Mannschaft, die vor einer Woche mit einem 28:18-Erfolg über die TSG Hanau in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gestartet war und jetzt in Essen (29:21 in Hanau) ungefährdet den Gruppensieg sowie das Ticket fürs Viertelfinale holte.

Vor allem in den ersten neuneinhalb Minuten kamen die körperlich klar unterlegenen Essener nicht hinterher, weil Dormagen eine sehr stabile Deckung stellte und vorne beinahe jede sich bietende Gelegenheit nutzte – 8:3 (10.). Beim 9:13 (21.) und 10:14 (24.) war TuSEM auf vier Treffer dran, ehe der TSV mit einem 7:1-Lauf bis zum 21:11 (30.) die Entscheidung herbeiführte. Als die Gäste nachher gegen nie aufsteckende Hausherren zu sehr in den Sorglos-Modus schalteten, nahm Pütz beim Stande von 25:20 (44.) eine Auszeit, die bis zum 31:27 (53.) eine eher überschaubare Wirkung zeigte – ohne dass der Erfolg ernsthaft in Gefahr geriet. Spätestens mit dem 34:27 (57.) waren dann selbst die letzten kleinen Zweifel abgehakt. Auffällig bei den Dormagenern: Alle Feldspieler trugen sich in die Torschützenliste ein. Auffällig bei den Essenern: Die Mannschaft von Trainer Lukas Ellwanger blieb zuerst vorwiegend durch  den schon in der Bundesliga eingesetzten Spielmacher Nils Homscheid (zwölf Treffer/sechs per Siebenmeter) in der Partie, während in der zweiten Halbzeit vor allem Rechtsaußen Jona Reidegeld auf sich aufmerksam machte (sechs Tore/alle nach dem Wechsel).

Schon am Donnerstag geht es mit einer happigen Aufgabe weiter: Gegner im Viertelfinale ist schließlich die SG Flensburg-Handewitt – die fürs Hinspiel zuerst Heimrecht hat und Bayer damit zunächst eine mehr als 550 Kilometer weite Anreise, die am Mittwoch auf dem Programm steht. Dass die Aufgabe sportlich eine extreme Herausforderung wird, ist sowieso klar: Die SG gewann 2018/2019 die Meisterschaft und bekam den Titel in der abgebrochenen Saison 2019/2020 gemeinsam mit Berlin zuerkannt. Was sich daraus ergibt, beschreibt Pütz in einer Mischung aus Gelassenheit und Zuversicht: „Es ist nicht so, dass wir als klarer Favorit hinfahren. Aber wir sehen uns nicht chancenlos.“ Im Übrigen ist er der Meinung von David Röhrig, der mit der Mannschaft unbedingt dieses Viertelfinale erreichen wollte: „Auch solche Spiele bringen die Jungs weiter.“ Sein Beitrag in der Vorbereitung auf Flensburg: Röhrig bearbeitet unter anderem Video-Material und tauscht sich mit Pütz ständig über mögliche Ideen für eine gute Vorstellung aus. Das Ziel aller ist es, mit einem anständigen Ergebnis in das für Sonntag angesetzte Rückspiel gehen. Welche Aussichten die Dormagener wirklich haben? Im Moment steht es 0:0.

TuSEM Essen: Solbach Domingo (1), Haberkamp – Brill, Homscheid (12/6), Reidegeld (6), Neher (2), Ernst (3), Weiß, Buschhaus (2), Kämper (2), Wellershaus (1). S. De Vries (1).

TSV Bayer Dormagen: Wollert, Ludorf, Bang – Kremp (2), Speth (2), Hinrichs (4/2), Wilhelm (5), Köster (4), Leitz (5), Schmidt (1), Seesing (7), Steinhaus (3), Werschkull (1), Schoss (2).