11. Mai 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ob dieses Ergebnis fast auf den Tag genau fünf Monate später noch als Maßstab taugt? Am 11. Dezember 2020 gewann der TSV Bayer Dormagen dank der bis dahin besten Saisonleistung mit 27:19 gegen den höher eingeschätzten ASV Hamm-Westfalen. Dabei konnte sich Trainer Dusko Bilanovic über einen Abend voller Leidenschaft im gesamten Team freuen und sich auf ein paar besonders wertvolle Eckpfeiler verlassen: Torhüter Martin Juzbasic hielt zum Beispiel überragend, während Linksaußen Joshua Reuland zwölf Tore erzielte (sechs per Siebenmeter) und Linkshänder André Meuser immerhin vier. Unter anderem diese drei fehlten aber zuletzt beim 30:27 über den TuS Fürstenfeldbruck – und Bilanovic rechnet auch nicht damit, dass einer dieser drei oder einer der anderen wie Alexander Senden aus dem reichhaltig gefüllten Lager der Verletzten/Angeschlagenen zurückkommt. Weil die Lage angespannt bleibt, ist der TSV-Coach mit einer Prognose vor dem Auftritt am Mittwochabend in Hamm lieber ziemlich vorsichtig: „Das wird sehr schwierig für uns. Hamm ist der Favorit. Sie haben eine auf jeder Position gut besetzte Mannschaft und viele erfahrene Leute.“
Die Situation in der Tabelle sagt über die Kräfteverhältnisse etwas anderes. Dormagen steht als Fünfter mit 31:21 Punkten weit besser da als erwartet, denn Ziel war zumindest vor der Saison „nur“ ein stabiler einstelliger Platz. Hamm-Westfalen dagegen steht als Elfter mit 23:27 Zählern nicht annähernd da, wo es sich selbst erwartet hatte – was viel weiter oben wäre. Den durchaus hohen Ansprüchen wurde das Team des neuen Trainers Michael Lerscht allerdings nur selten gerecht und nun lief es für den ASV sogar doppelt unglücklich. Erst gab es am 18. April beim HC Elbflorenz Dresden eine knappe 21:22-Niederlage, ehe kurz darauf die Nachricht positiver Corona-Tests im Dresdener Kader kam. Folge: Hamm begab sich umgehend in Quarantäne. Weil sich ein paar Tage darauf bei ASV-Spielern ebenfalls positive Tests ergaben, mussten Spieler und Trainer bis zum 5. Mai warten, ehe sie zurück in die Halle durften. Dormagen geht wohl mit Recht davon aus, dass der Gegner beim Comeback erst recht versuchen wird, die damalige Pleite zu korrigieren.
Der TSV hat trotzdem die Absicht, seine aktuell günstige Position zu festigen: „Wir fahren da nicht hin, um die Punkte einfach abzuliefern.“ Obwohl das Restprogramm mit weiteren zehn Spielen anspruchsvoll wirkt und bei 20 zu vergebenden Punkten viel passieren kann, wollen Team und Trainer den Blick nach oben nicht lassen. Klar: Als Gefahr für die drei Erstplatzieren Handball Sport Verein Hamburg (44:10 Punkte), TuS N-Lübbecke (44:12) und VfL Gummersbach (43:13) kommt Dormagen nicht in Frage – wohl aber als Kandidat für Rang vier, den zurzeit Dresden einnimmt (32:20). Gleichzeitig ist das Polster zu den Klubs ab Platz sechs gewachsen, weil der VfL Lübeck-Schwartau (30:26) und der TV Großwallstadt (27:25) jetzt Niederlagen hinnehmen mussten. Bietigheim (27:27) und Aue (26:30) als Achter und Neunter liegen noch klarer zurück, sodass aus Bayer-Sicht die Tür für eine Position in der oberen Hälfte weit geöffnet ist.
Lediglich eine Zuschauerrolle hat am Mittwochabend der VfL Gummersbach, dessen Heimspiel gegen Dresden auf den 16. Juni verlegt wurde. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hätte natürlich wenig dagegen, wenn die Aufstiegskonkurrenten Hamburg (beim TV Emsdetten) und TuS N-Lübbecke (beim VfL Lübeck-Schwartau) Federn lassen würden. Im Grunde weiß der Isländer allerdings sehr genau, dass die Gummersbacher vorwiegend auf sich selbst schauen und die eigenen Aufgaben lösen müssen – wie am vergangenen Samstag jene beim ThSV Eisenach (35:27). Bei der inzwischen vier Mal hintereinander siegreichen SG BBM Bietigheim muss Gummersbach dann am Sonntag bestätigen, dass es rechtzeitig zum beginnenden Endspurt im Kampf um den Aufstieg zurück zu stabiler Form gefunden hat. Bisher ist die Auswärtsbilanz (15:11 Zähler) nicht überwältigend.