2. Bundesliga
Ein Richter allein zu wenig für Dormagen
Der TSV Bayer hatte in Hamm viele Lücken zu stopfen und verlor mit 23:28. Zwingend notwendig war die zu hohe Niederlage trotz aller Probleme nicht.

Rein damit: Benjamin Richter hatte mit zwölf Toren nur für seine persönliche Statistik einen tollen Abend. Viel Lieber wären ihm zwei Punkte in Hamm gewesen. (Foto: Thomas Schmidt)

ASV Hamm-Westfalen – TSV Bayer Dormagen 28:23 (15:11). Auf der einen Seite war es so, dass beide Seiten personell alles andere als komplett antreten konnten – die Hausherren im Anschluss an eine lange Meisterschaftspause (Quarantäne), die Dormagener wegen zahlreicher verletzungsbedingter Ausfälle. Dann wurde der Kader des TSV im Laufe der Partie sogar weiter ausgedünnt, weil Abwehrchef Patrick Hüter in der 21. Minute beim Stande von 8:10 vom Feld humpelte und anschließend nicht mehr zur Verfügung stand. Trainer Dusko Bilanovic, der plötzlich wieder um eine Alternative ärmer war, dürfte die Niederlage allerdings nicht allein mit all diesen Widrigkeiten erklären – weil trotzdem durchaus ein besseres Ergebnis möglich gewesen wäre. Warum es nicht reichte, lag unter anderem daran, dass die Gäste über weite Strecken als der TSV Richter daherkamen. Rückraumspieler Benjamin Richter war es eindeutig, der Bayer in der oft einem Fehlerfestival ähnelnden Partie hielt – die ohne seine zwölf Treffer wohl viel früher verloren gewesen wäre. In der Tabelle rutschte Dormagen durch die Niederlage mit jetzt 31:23 Zählern auf Rang sechs ab, weil der VfL Lübeck-Schwartau (32:26) mit 33:30 gegen den Zweiten TuS N-Lübbecke gewann und zumindest vorübergehend auf den fünften Platz vorbeizog.

Bilanovic‘ Team erzielte nur einmal die Führung – in der zweiten Minute per Siebenmeter nach dem Foul von Jakub Sterba. Torschütze zum 1:0? Natürlich Benjamin Richter, der beim 5:6 (16.) bereits seinen vierten Treffer an diesem Abend erzielte und sich vorne oft wie ein Alleinunterhalter betätigte. Richtig in die Verantwortung ging im Angriff nur noch Ian Hüter, der in der Regel im rechten Rückraum aushalf – weil dort in André Meuser und Efthymios Iliopoulos beide Linkshänder fehlten. Dass die Dormagener gerade hier erneut improvisieren mussten, kam der robust zupackenden Hammer Abwehr zusätzlich entgegen. Hinter dieser Deckung stand zudem  in Jan-Jörg Wesemann ein Keeper, dem die Statistiker später eine überragende Quote von 40 Prozent gehaltener Bälle bescheinigten. Bei Bayer kamen Sven Bartmann (17,39) und Christian Ole Simonsen (20) nicht annährend zu einem ähnlichen Wert – und dass Dormagen das Torhüter-Duell so klar abgeben musste, passte am Mittwoch irgendwie zum gesamten Abend.

Der TSV verkürzte vor der Pause auf 11:13 (27.), kassierte nun jedoch drei Gegentore hintereinander und lag am Anfang der zweiten Hälfte mit 11:16 (32.) hinten. Immerhin: Übers 14:19 (39.), 15:20 (42.) und 16:21 (44.) kämpfte sich Dormagen zurück – 19:22 (50.), 21:23 (51.). 22:23 (54.). Typisch: Zwischen diesen beiden Treffern, mit denen der Anschluss gelang, trieben beide Seiten die Fehlerquote in eine irrwitzige Höhe. Direkt anschließend kam Pech hinzu, weil der freie Rechtsaußen Jakub Sterba mit seinem Wurf nicht am Keeper, sondern am Pfosten scheiterte – und Jo Gerrit Genz ein paar Sekunden darauf auf 24:22 (54.) für Hamm erhöhte. Als dem TSV ein weiterer technischer Fehler unterlief, war erneut Genz zur Stelle – 25:22 (56.). Das 23:25 (57.) von Ian Hüter blieb kurz darauf das letzte Lebenszeichen der Dormagener, die mit dem 23:26 (58.) von Merten Krings geschlagen waren und zwei weitere Gegentreffer hinnehmen mussten. Dass die Niederlage bei der Schluss-Sirene zu hoch ausfiel, dürfte kein besonders großer Trost sein. Und ein Benjamin Richter (fast) alleine kann es eben auch nicht richten. 

TSV Bayer Dormagen: Simonsen, Bartmann – Seesing, Richter (12/5), Steinhaus, I. Hüter (4), Reimer, Skroblien (1), Görgen, P. Hüter, Wilhelm (1), Sterba (1), Grbavac (1), Mast (3).