Deutsche Meisterschaft A-Jugend
Dormagen steht mit einem Bein im Halbfinale
Für den Auftritt bei der SG Flensburg-Handewitt trieben Team und Trainer einen hohen Aufwand - der durch ein 40:32 belohnt wurde.

Hier ist die Faust! Christian Wilhelm und einige andere A-Jugendliche des TSV Bayer Dormagen sind zurzeit erfolgreich unterwegs. Dafür brauchen sie fast die Fähigkeit, sich an zwei Orten gleichzeitig aufzuhalten. (Foto: Thomas Schmidt)

SG Flensburg-Handewitt – TSV Bayer Dormagen 32:40 (16:19). Damit dürften selbst die kühnsten Optimisten kaum gerechnet haben. Aber die Mannschaft von (Interims-)Trainer Peer Pütz, der den wegen seiner Corona-Quarantäne zu Hause die Daumen drückenden Chefcoach David Röhrig vertrat, ließ tatsächlich von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran, sich so teuer wie möglich verkaufen zu wollen. Mittendrin und nicht nur irgendwie dabei: Sören Steinhaus, Christian Wilhelm und Aaron Seesing – die erst am Abend zuvor im Zweitliga-Kader gestanden hatten und deshalb erst in Flensburg zur vorgefahrenen Mannschaft gestoßen waren. Wie? Pütz, „Leitender Trainer Leistung“ für den älteren Nachwuchs und oben“ in der 2. Bundesliga der Co-Trainer von Dusko Bilanovic, betätigte sich nebenbei als Nacht-Chauffeur. „Wir sind mit den Jungs direkt nach dem Spiel in Hamm nach Flensburg gefahren. So ging das dann einigermaßen“, berichtete Pütz, der in Schleswig-Holstein trotz der vorherigen Strapazen feststellen durfte, dass alle Dormagener hellwach waren.

Steinhaus, Wilhelm und Seesing (gegen Hamm viel länger als geplant im Einsatz) gehörten zu einer perfekt motivierten und bis ins Detail stark auf den Gegner eingestellten Mannschaft, die über die gesamten 60 Minuten alles in der Hand hatte. Das Tor zum Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft steht nun offen wie ein Scheunentor – und die Dormagener müssen jetzt „nur“ das Rückspiel am Sonntag (13 Uhr, Ostermann-Forum in Leverkusen) ordentlich hinter sich bringen. Klar: Theoretisch wäre sogar eine Niederlage mit sieben Toren Differenz erlaubt. Doch praktisch ist davon auszugehen, dass der Bayer-Nachwuchs den überzeugenden Auftritt im Norden unbedingt bestätigen will.

„Natürlich sind wir mit dem Spiel und dem Ergebnis sehr zufrieden“, sagte Peer Pütz, „gerade am Anfang haben wir wieder eine sehr gute Abwehr gestellt und sind dadurch sehr gut ins Spiel gekommen.“ Weil die SG keine Antworten fand, nahm deren Coach Michael Jacobsen beim Stande von 6:3 (12.) für die Gäste eine Auszeit – ohne dass sich an den Kräfteverhältnissen viel änderte. Beim 15:8 (24.) und 16:9 (25.) führte der TSV jeweils mit sieben Toren Differenz, ehe Flensburg kurz vor der Pause auf 16:18 (28.) verkürzen konnte und für die zweite Hälfte neu hoffen durfte. „Wir hatten zwischendurch ein bisschen Probleme mit dem Rückzug, sodass Flensburg einige Tore im Tempospiel gemacht hat. Generell haben die ja auch sehr gute Spieler, Es ist schwierig, die das ganze Spiel über auszuschalten“, meinte Pütz, der allerdings nicht unruhig werden musste. Dormagen setzte sich im zweiten Durchgang schnell wieder ab – 23:18 (34.), 27:21 (41.). Nach dem 30:23 (43.) brachte spätestens das 34:25 (50.) bereits zehn Minuten vor Schluss die Entscheidung zugunsten der Dormagener, die den Erfolg als Team mühelos über die Runden brachten. 

Das registrierte zu Hause nicht zuletzt David Röhrig, der seiner Mannschaft aus der Ferne schnell ein dickes Lob machte: „Nicht dabei zu sein tut wirklich weh. Zum Glück machen die Jungs das so super!“ Sicher ist nun, dass sich Röhrig am Sonntag erneut mit einer Zuschauer-Rolle im Home Office begnügen muss. Sicher ist zudem, dass er gemeinsam mit Peer Pütz digital-fernmündlich die taktische Vorbereitung aufs Viertelfinal-Rückspiel ausarbeiten wird – und zwar sehr intensiv, weil der hohe Sieg in Flensburg keine Garantie, sondern „nur“ eine tolle Basis fürs Weiterkommen ist. Und sicher ist darüber hinaus noch, dass sich alle Beteiligten ein paar Gedanken über die Belastungssteuerung für Aaron Seesing, Christian Wilhelm oder Sören Steinhaus machen. Im Zweitliga-Kader ist das Personal schließlich unverändert knapp und bereits am Samstag steht das Heimspiel gegen den TV Emsdetten auf dem Programm. Sollte es wieder zu Doppel-Einsätzen kommen, fielen wenigstens die „Taxikosten“ weg.

TSV Bayer Dormagen: Bang – Rehfus (2), Hinrichs (7/1), Wolfram, Wilhelm (2), Köster (5), Leitz (10), Links (1), Seesing (4), Steinhaus (5), Werschkull, Schoss (4).