2. Bundesliga
Gummersbach: Heimat des Handballs, Heimat der Rasenmäher
VfL geht mit SABO als neuem Hauptsponsor in die nächste Saison. Beide Seiten wollen davon profitieren.

Rollentausch: VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler (links) scheint sich am Rasenmäher ähnlich wohlzufühlen wie Sabo-Chef Fatmir Veselay mit einem Handball. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Es war bis zuletzt ein ziemlich gut gehütetes Geheimnis. Und der Zeitpunkt, sich in die Karten schauen zu lassen, hätte aufgrund passender Ergebnisse in den vergangenen Wochen auch nicht viel besser passen können beim VfL Gummersbach. Die spielerisch übersichtlichen acht Wochen zwischen Mitte Februar und Mitte April mit fünf teilweise sehr schmerzhaften Niederlagen scheinen inzwischen fast aus einer anderen Welt zu stammen. Just zu dem Zeitpunkt, ab dem der VfL seine Durststrecke hinter sich zu lassen begann, tat ihm die Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg den einen oder anderen Gefallen, indem sie ihrerseits ein paar Zähler abgab – Hamburg sogar fünf in den jüngsten sechs Spielen, der TuS N-Lübbecke vor allem die beiden vom 30:33 am vergangenen Mittwoch beim VfL Lübeck-Schwartau. Daraus folgt: Gummersbach (45:13 Punkte) ist als Dritter hinter Hamburg (46:12) und Nettelstedt (46:14) bei seiner „Mission Aufstieg“ wieder voll im Geschäft. Zu den hohen Ambitionen und dem dringenden Wunsch, nach dem Abstieg von 2019 in die Erstklassigkeit zurückzukehren, passt jetzt der am Montagabend vorgestellte „Neuzugang“, der nichts mit dem spielenden Personal zu tun hat: Aus Gummersbach kommt ein neuer Hauptsponsor hinzu – einer, der im Oberbergischen zu Hause ist wie der an Tradition reiche Klub selbst: Der VfL sieht sich als Heimat des Handballs, Sabo ist – um im Bild zu bleiben – die dazu passende Heimat der Rasenmäher. Was die jüngst unterzeichnete Vereinbarung dann doch fast wieder mit einer Spieler-Verpflichtung zu tun hat: Der Vertrag gilt für zunächst drei Jahre bis 2024 – und darüber hinaus liga-unabhängig, weil ja trotz der günstiger gewordenen Vorzeichen bei Weitem keine Garantie für den Aufstieg vorhanden ist. Sabo ist nach Torhüter Tibor Ivanisevic (HSG Wetzlar), Stepan Zeman (HSC Coburg) und Linksaußen Hákon Daði Styrmisson (ÍBV Vestmannaeyjar/Island) der vierte Neuzugang für die kommende Saison. Und nach Ansicht der Gummersbacher Verantwortlichen durchaus ein sehr wertvoller.

Dass beide Seiten jetzt ausgerechnet in einer immer noch von vielen Unwägbarkeiten geprägten Zeit der Pandemie zueinander fanden, ist aus Sicht der Beteiligten auch kein Zufall. Fatmir Veselaj, der die offiziellen Titel CEO Sabo und Associate Director Mutares trägt (Beteiligungsgesellschaft aus München, seit dem vergangenen Jahr Sabo-Eigentümer), weist auf die sich ähnelnde Vergangenheit hin: „Die Partnerschaft ist der Beleg für eine erfolgreiche Neu-Ausrichtung zweier Partner, die in naher Vergangenheit existenzbedroht waren. Die Partnerschaft mit dem VfL Gummersbach ist eine Investition in die Zukunft der Sabo, die wir als Eigentümerin voll unterstützen. Ich bin sehr stolz darauf, zwei traditionsreiche, bodenständige und in der Region fest verwurzelte Partner zusammenbringen zu können.“ VfL-Geschäftsführer Christoph Schindler äußert sich ähnlich – in einer Mischung aus Stolz, Erleichterung und Zufriedenheit: „Ein solches Engagement in diesen Zeiten ist außergewöhnlich. Darüber freuen wir uns sehr. Aber es ist natürlich nicht so, dass wir jetzt nur fragen müssen, welchen Spieler wir holen wollen. Es ist nicht plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber das gibt uns Planungssicherheit und ich bin sicher, dass es Signalwirkung hat.“

Wie in solchen Fällen nicht anders zu erwarten: Über das finanzielle Volumen des Sabo-Engagements schweigen sich Veselay und Schindler intensiv aus. Klar ist trotzdem, dass es sich um ein beträchtliches Engagement handeln muss – von dem sich die Hauptdarsteller eine Menge versprechen. Natürlich würde es perfekt passen, sollte der VfL in den nächsten Wochen bis zum Ende der Saison einen der beiden zum Aufstieg berechtigenden Plätze für sich buchen. Dass Team, Trainer, Vorstand und neuer Hauptsponsor begeistert davon wären, im nächsten Jahr wieder die ganz Großen der Branche wie SG Flensburg-Handewitt oder THW Kiel in der Schwalbe-Arena zu empfangen, versteht sich von selbst. Für den Moment laufen die Dinge immerhin ganz gut und es hätte kaum einen besseren Zeitpunkt geben können, sich in die Karten schauen zu lassen.