3. Liga
Es kann nur einen geben: Eagles oder Eintracht?
Die beiden West-Vertreter HSG Krefeld Niederrhein und Hagen kämpfen im Viertelfinale ums Weiterkommen in der Aufstiegs-Qualifikation.

Verhindert: Marijan Basic (beim Wurf) sollte in Krefeld der Spielmacher sein, der in wichtigen Momenten seinen Überblick und seine individuelle Klasse einbringt. Nun bremst ihn aber eine Muskelverletzung aus – was die Eagles hart trifft. (Foto: Michael Jäger)

Sie gehörten in den vergangenen Monaten zu denen, die mit der Dauer-Unterbrechung der Saison zunehmend wenig anfangen konnten. Die Drittligisten HSG Krefeld Niederrhein und VfL Eintracht Hagen waren sich mit ein paar anderen einig: Wenn es eine Chance gibt, für den und mit dem Handball noch einmal ein Lebenszeichen zu senden, sollten wir sie unbedingt nutzen. Und wenn es eine Chance zum Aufstieg gibt, diese vielleicht auch. In einer normalen Saison wären sich die beiden West-Vertreter dabei gar nicht ins Gehege gekommen: Die Neuordnung der 3. Liga ließ die Hagener in der Gruppe Nord-West und sortierte die aus der 2. Liga abgestiegenen Krefelder in die Gruppe Mitte ein. Weil aber die aktuelle Serie so wenig normal ist, laufen sich Eagles und Eintracht jetzt doch über den Weg – im Viertelfinale der Aufstiegs-Qualifikation, das aus zwei Gruppen die jeweils vier besten Mannschaften erreichten. Die HSG kam als Dritter der Gruppe B weiter, Hagen als Zweiter der Gruppe A. Nach dem Hinspiel am Samstag (19 Uhr) in der Krefelder Glockenspitz-Halle und dem Rückspiel am 29. Mai (19 Uhr) in der Krollmann-Arena wird feststehen, wer im Halbfinale auftaucht – und erst dort werden die Tickets für den Fahrstuhl nach oben verkauft. Eine andere Übersetzung: Wer im Viertelfinale ausscheidet, muss 2021/2022 einen neuen Anlauf zur 2. Bundesliga unternehmen. 

In einem Punkt haben alle Viertelfinalisten immerhin Klarheit: Die Lizenzierungs-Kommission der HBL teilte am Mittwoch mit, dass sie die Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der möglichen künftigen Drittligisten abgeschlossen habe – mit durchweg positiven Ergebnissen. Heißt übersetzt: Die Lizenz für die 2. Bundesliga ist da. Was jetzt fehlt: Die sportliche Qualifikation muss folgen. Und wenn es alleine nach den Auftritten aus der Vorrunde geht, nimmt der VfL Eintracht Hagen das Viertelfinale mit wenigstens leichten Vorteilen auf. In 9:3 Punkten enthalten sind die 24:27-Niederlage beim HC Empor Rostock und ein erstaunlicheres 28:28 in eigener Halle gegen die ausgeschiedene Eintracht Hildesheim, aber auch das 32:26 gegen den Gruppensieger VfL Potsdam. Dass die Mannschaft von Trainer Stefan Neff weiterkommt, stand nie in Frage – was bei den Krefeldern durchaus ein bisschen anders war, weil es das Team von Trainer Maik Pallach zu oft spannend machte und die Qualifikation tatsächlich erst am letzten Spieltag mit dem 31:27 beim Tabellenletzten TSB Heilbronn-Horkheim sicherte.

Während die Eagles von vornherein immer wieder zu hören bekamen, sie gehörten zum engeren Favoritenkreis, durften sich die Krefelder über ein besonderes Etikett freuen. „Hagen ist der absolute Top-Favorit für den Aufstieg“, sagt unter anderem HSG-Coach Pallach. Er begründet das so: „Sie sind eingespielt, sie haben voll durchtrainiert.“ Dass die Hagener die 3. Liga unbedingt verlassen wollen und über einen zweitliga-tauglichen Kader verfügen, steht sowieso fest. Gleichzeitig sind sie bei der Eintracht nicht so vermessen, dass sie im Viertelfinale an einen gemütlichen Spaziergang glauben – obwohl die beiden Duelle von der Entfernung her (keine 100 Kilometer zwischen beiden Hallen) den geringsten Aufwand aller Viertelfinalspiele bringen. „Sportlich ist es eine große Herausforderung. Krefeld hat als letztjähriger Zweitliga-Absteiger große Ambitionen, direkt wieder aufzusteigen“, findet Eintracht-Trainer Stefan Neff, „jetzt geht es um alles oder nichts.“ Dass er den Versuch unternimmt, die Last der Favoritenrolle zu verteilen, ist zulässig. Dass Neff seine Hagener darüber hinaus zu höchster Konzentration auffordern wird, steht auf der anderen Seite ebenfalls fest: „Wir gehen hochmotiviert und mit viel Selbstvertrauen in die Spiele.“

Krefeld bezieht seine Zuversicht zunächst daraus, das Minimalziel für die Aufstiegsrunde erreicht zu haben. „Wir gehören jetzt zu den acht besten Drittligisten in Deutschland“, meint Pallach. Dass die Eagles bisher kaum alle Puzzleteile an den richtigen Platz legen konnten, will er trotzdem nicht ignorieren: „Wir schaffen es immer wieder, uns das einmal Erarbeitete durch zwei oder drei Fehler kaputtzumachen.“ Das wird sich die HSG gegen Hagen kaum erlauben dürfen, sie wird vielmehr am Leistungslimit auftreten müssen. „Wir brauchen zweimal 60 Minuten, die nahezu perfekt sind“, vermutet Pallach, für den der Erfolg am vergangenen Wochenende in Horkheim im Nachhinein noch richtig teuer wurde. Regisseur Marijan Basic (34), dessen Erfahrung gerade gegen Hagen so wichtig gewesen wäre, erlitt einen Muskel-Bündelriss und der junge Matija Mircic (21) eine Bänderverletzung. Andere wie die Neuzugänge Domagoj Srsen (Rücken) und Robin Schoenaker (Schulter) absolvierten in dieser Woche lediglich ein Schonprogramm, sodass es für die HSG im Viertelfinale erst recht auf Feuer und Leidenschaft ankommt. „Wir hoffen noch einmal auf zwei tolle Spiele. Jeder will noch einmal richtig Gas geben und wir werden alles versuchen“, betont Pallach. Es geht schließlich auch um Werbung und ein Lebenszeichen für den Handball.