21. Mai 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Lübeck-Schwartau – TSV Bayer Dormagen 27:32 (13:15). Trainer Dusko Bilanovic hatte nicht zu viel versprochen und offensichtlich kennt er seine Mannschaft ganz gut. Mit Schwankungen ist wohl immer zu rechnen, sodass durchaus mal eine 30:25-Führung in den letzten fünf Minuten nicht ausreichend sein kann und am Ende bloß ein 30:30 auf der Anzeigetafel steht. So geschah es erst am vergangenen Wochenende gegen den um den Klassenerhalt kämpfenden TV Emsdetten – was für die Aufgabe beim deutlich weiter oben platzierten VfL Lübeck-Schwartau nicht unbedingt auf einen Erfolg schließen ließ. Doch die Dormagener kümmerten sich am Freitagabend (wieder) nicht um mögliche Prognosen, personelle Schwierigkeiten oder die Qualität des mit ihnen um den fünften Platz streitenden Kontrahenten aus Schleswig-Holstein. Durch den Erfolg überholte der TSV Bayer (34:24 Punkte) sogar den bisherigen Vierten HC Elbflorenz Dresden (32:22) und er liegt nun ziemlich klar vor dem Sechsten Lübeck (32:30).
Die Gäste, erst am Spieltag angereist, wirkten von der ersten Minute an hellwach und gerieten kein einziges Mal ins Hintertreffen. Lübeck glich beim 6:6 (14.) und 7:7 (17.) jeweils noch aus, doch die Gäste fanden durchgängig gute Antworten – obwohl sie im rechten Rückraum erneut ohne Linkshänder auskommen und dort improvisieren mussten. Entscheidend in die richtige Richtung bog Dormagen, das sich auf eine leidenschaftlich arbeitende Abwehr und einen sehr guten Torhüter Sven Bartmann verlassen konnte, allerdings erst nach der Pause ab, als aus dem 15:13 (30.) das 18:16 (36.) und wenig später mit einem 6:3-Lauf die beruhigende 21:16-Führung wurde (43.). Das Polster erreichte mit dem 26:20 (51.) 0der 28:22 (54.) jeweils sechs Treffer, sodass Lübeck am Ende in seiner allgemeinen Ratlosigkeit zu einer offenen Manndeckung griff – um zu stoppen, was sich nicht aufhalten ließ. Selbst nach dem 30:27 (58.) kam nie das Gefühl auf, dass der Sieg der Gäste in Gefahr geraten könnte.
Dusko Bilanovic war nachher der Stolz auf den couragierten Auftritt seines Teams anzumerken. „Ich bin sehr zufrieden, vor allem mit der Abwehr. Wir haben die starken Angreifer der Lübecker im Griff gehabt und wir haben das Torhüter-Duell gewonnen. Als wir ein paar technische Fehler gemacht haben, sind uns trotzdem wieder die richtigen Antworten eingefallen. Wir haben geduldig auf unsere Chance gewartet. Das war gut so, denn Lübeck ist immer brandgefährlich. Wir haben nicht damit gerechnet, dass das heute so ausgeht.“ Eine ganz besonders wichtige Führungskraft in einer insgesamt entschlossen wirkenden Mannschaft war (mal wieder) Benjamin Richter, der auf der Zielgeraden seiner Zeit in Dormagen (wechselt zurück in die 3. Liga zum Longericher SC) offensichtlich zur besten Form gefunden hat und sich selbst mit 13 Treffern (sieben per Siebenmeter) zum auffälligsten Spieler des Abends kürte.
Die Deutschland-Reise ging nach der Partie in Schleswig-Holstein erst richtig los für die A-Jugendlichen Aaron Seesing und Christian Wilhelm, die Bilanovic wieder in seinen Zweitliga-Kader eingebaut hatte. 500 Kilometer am frühen Freitag hoch in den Norden, 500 Kilometer am späten Freitag zurück, Ankunft im Rheinland mitten in der Nacht, kurzer Wäsche-Wechsel, ein wenig Schlaf und dann die 300 Kilometer lange Fahrt nach Östringen – ein happiges Programm ohne Pause für die Spieler und Bilanovic‘ Co-Trainer Peer Pütz, der bei der A-Jugend erneut den zum letzten Mal zu Hause in Corona-Quarantäne steckenden Coach David Röhrig vertritt. Die Vorbereitung auf das Halbfinal-Hinspiel am Samstag (16 Uhr) bei den Rhein Neckar Löwen haben Pütz und Röhrig, die auch privat befreundet sind, im intensiven Fern-Austausch miteinander abgestimmt, sodass beide die Mannschaft als optimal vorbereitet sehen. Ein klarer Favorit ist zumindest auf den ersten Blick nicht zu erkennen und Löwen-Trainer Daniel Haase hat nicht erst seit den überzeugenden Viertelfinal-Auftritten des TSV gegen die SG Flensburg-Handewitt viel Respekt vor dem Kontrahenten: „Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe zwischen zwei starken Mannschaften.“ Das sehen die Dormagener ähnlich – und sollte im Anschluss ans erste Halbfinale alles offen sein, dürfte das Rückspiel am 30. Mai (17 Uhr) ein weiterer echter Höhepunkt sein. David Röhrig ist zuversichtlich, dass er dann wieder an Bord sein darf. Und vielleicht geht die Deutschland-Reise ja weiter bis ins Finale. Nach Berlin zum Beispiel, zu den Füchsen mit Trainer Bob Hannig. Irgendjemand sollte vorsichtshalber frühzeitig heraussuchen, wo das Zweitliga-Team an den betreffenden Terminen unterwegs ist.
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Bartmann – Seesing (1), Senden (3), Richter (13/7), Wilhelm, I. Hüter (3), Reimer (1/1), Skroblien, Görgen, P. Hüter (2), Sterba (2), Grbavac (3), Mast (4).