3. Liga
Das wars schon mit dem Aufstieg: Hagen zerlegt Eagles
Chancenlose HSG Krefeld verliert im Viertelfinal-Hinspiel der Zweitliga-Qualifikation gegen haushoch überlegene Eintracht mit 21:35.

Ich will nur noch weg hier: Krefelds Rückraumspieler Kevin-Christopher Brüren schien nach einem Fluchtweg zu suchen, während Hagens Coach Stefan Neff auf dem Sprung war, auf dem Feld mit seiner Mannschaft zu feiern. (Foto: Michael Jäger)

HSG Krefeld Niederrhein – VfL Eintracht Hagen 21:35 (11:15). Es fehlt nach diesem Resultat jede Phantasie, um für die Krefelder überhaupt eine Mini-Chance auf den Einzug ins Halbfinale und damit zum Aufstieg in die 2. Bundesliga zu erkennen. Die HSG, die nach der Pause eine Demontage erlebte, wird sich sogar ein paar ernsthafte Fragen für die Zukunft stellen müssen: In ihrer aktuellen Besetzung ist die Mannschaft von Trainer Maik Pallach offensichtlich Lichtjahre davon entfernt, jenes Ziel erreichen zu können. Dass gegen Hagen der eine oder andere Spieler wie der erfahrene Regisseur Marian Basic fehlte oder angeschlagen war, taugt nicht als alleiniger Erklärungsversuch für die Pleite. Einzige logische Ursache: Es reicht einfach nicht für höhere Ansprüche. Und im Rückspiel am kommenden Samstag in Hagen geht es jetzt vor allem um einen vernünftigen Ausstieg aus der für alle schwierigen Saison 2020/2021 – die auf der anderen Seite für Hagen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitergeht. Als die Eintracht später den Bus für die Heimfahrt bestieg, dürften jedenfalls keine Zweifel am Weiterkommen im Gepäck gewesen sein. Die Mannschaft von Trainer Neff stürzte die Hausherren nach einem ausgeglichenen Beginn permanent in Verlegenheit – und sie ließ selbst dann nicht nach, als längst alles gelaufen war.

Die Eagles hatten sich wenigstens in der ersten Halbzeit zunächst nichts vorzuwerfen, weil sie die von Pallach geforderte Leidenschaft aufs Feld brachten. Das 0:1 (3.) durch Kim Voss-Fels drehten Carlos Marquis (6.), Steffen Hahn (7.) und Kevin-Christopher Brüren (8./Siebenmeter) zur 3:1-Führung, sodass Krefeld auf eine ausgeglichene Partie hoffen durfte – zumal Keeper Oliver Krechel gerade in der ersten Viertelstunde viele guten Paraden ablieferte. Das Schicksal der HSG: Die Gäste ließen sich weder vom 2:5 (12.) noch von der allgemein durchwachsenen Anfangsphase aus der Ruhe bringen – und sie hatten in Tobias Mahncke einen Torhüter zwischen den Pfosten, der Krechel mindestens auf Augenhöhe begegnete und sein Niveau sogar über die gesamte Partie durchhielt. Mit dem 6:6 (15.) gelang den Gästen wieder der Ausgleich, ehe sie ab dem 8:8 (21.) zunehmend die Kontrolle übernahmen und anschließend nicht mehr abgaben. Ein Knackpunkt waren wohl die beiden Paraden von Mahnke, der beim Stande von 12:10 (27.) und 13:10 (28.) jeweils gegen den frei vor ihm auftauchenden HSG-Rechtsaußen Steffen Hahn abwehrte. Pech hatte Krefeld auch, weil Carlos Marquis vorne ausrutschte und Kim Voss-Fels den folgenden Gegenstoß zum 15:11 (30.) am Ende der ersten Halbzeit verwertete.

Schon wieder enteilt: Hagens Abwehr mit Nick Braun (26) und Robin Schoenaker (Mitte) bekam weder Hagens Tim Stefan (rechts) noch sonst einen Hagener richtig in den Griff. (Foto: Michael Jäger)

Das große Aufbäumen oder ein Plus an Spannung fand im zweiten Durchgang nicht statt – weil den Eagles die Mittel fehlten und die Hagener immer mehr Gefallen daran fanden, doch bereits hier und jetzt die Frage nach dem Viertelfinal-Gesamtsieger zu klären. Bis zum 15:19 (38.) durch Oliver Milde hielten die Krefelder den Vier-Tore-Rückstand, bevor sie komplett den Durchblick verloren und in eine ernüchternde bis peinliche Pleite zu rutschen begannen. Typisch: Nach einer von Pallach geforderten Auszeit landete der Ball ziemlich schnell im Seiten-Aus (44.). Ab dem 15:25 (44.) bewegte sich der Rückstand durchweg im Zehn-Tore-Bereich und ab dem 18:28 (49.) blieb er konstant auf diesem Niveau und darüber. Bei den Hagenern herrschte zudem wirkliche Eintracht darüber: Das ziehen wir hier voll durch. Selbst die bedeutungslosen letzten zehn Minuten gingen mit 7:3 an die Gäste, bei denen Haupt-Torschütze Valentin Schmidt (9/davon zwei Siebenmeter) ein deutlich überlegenes Ensemble mit viel Übersicht und Torgefahr zum hohen Erfolg führte.

Hagens Trainer Neff bemühte sich nach der einseitigen Begegnung sehr darum, nicht zusätzlich Salz in die offenen Wunden der Hausherren zu streuen: „Wir haben die erste Halbzeit im Viertelfinale mit 14 Toren gewonnen. Das ist eine vernünftige Ausgangs-Position. Wir haben das Tempo in der zweiten Halbzeit noch einmal anziehen können und sehr stabil verteidigt. Wir haben viele Bälle gewonnen und viele einfache Tore gemacht. Ich glaube, das war ausschlaggebend.“ HSG-Coach Pallach redete jedenfalls nicht um den heißen Brei herum: „Das Ergebnis spricht Bände. Wir hatten uns wirklich viel vorgenommen und in der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass wir wirklich dagegenhalten wollten. In der zweiten Halbzeit war die Macht von Hagen einfach zu groß. Ohne Rückraum-Tore wird es dann auch schwer. Unsere Abwehr-Umstellung hat nicht gefruchtet. Mit 14 Toren ist es sehr deutlich geworden, aber das spiegelt das Leistungsniveau wider. Die Eintracht ist einfach diesen einen Schritt weiter als wir, wenn nicht anderthalb.“ Ernsthaften Widerspruch wird Pallach für diese Feststellung sicher nicht ernten.

HSG Krefeld Niederrhein: Krechel, Schmidt – Milde (2), Schnalle, Schneider, Hahn (4), Skorupa, Marquis (3), Braun (4), Schoenaker, Barwitzki, Brüren (5/3), Jagieniak (3), Srsen, Eberlein, Mircic.

VfL Eintracht Hagen: Mahnke, Grzesinski – Bürgin, Becker (2), Pröhl (2), Bratzke, Schmidt (9/2), Klein, Voss-Fels (3), Ridder (4), Gaubatz (3), Kister, Mestrum (4), Stefan (3), Toromanovic (5).