Deutsche Meisterschaft A-Jugend
Löwenbändiger: Dormagen träumt vom Finale
TSV macht im Halbfinal-Hinspiel dank seiner starken Abwehr aus dem 12:13 und 15:18 einen 23:20-Sieg.

Landeanflug: Die Teilnahme an der DM-Endrunde scheint Aron Seesing und der Dormagener A-Jugend fast Flügel zu verleihen. (Foto: Thomas Schmidt)

Rhein-Neckar Löwen – TSV Bayer Dormagen 20:23 (13:12). Die Dormagener wirbeln weiter durch Deutschland und das Tor zum Finale im Kampf um die Meisterschaft steht relativ weiter offen – obwohl die drei Treffer Unterschied nach dem Halbfinal-Hinspiel sicher noch keine Garantie fürs Weiterkommen sind. Beeindruckend war trotzdem, wie das Team von (Interims-) Trainer Peer Pütz, der erneut den zu Hause aus die Daumen drückenden Trainer David Röhrig vertrat (Corona-Quarantäne), nach dem Offensiv-Spektakel aus dem Viertelfinale umschalten konnte. Da hatte der TSV bei der SG Flensburg-Handewitt mit 40:32 gewonnen und in eigener Halle beim 36:36 ebenfalls ein Tor-Festival abgeliefert. Diesmal nahm der TSV von der ersten Minute den Kampf weiter hinten an und lieferte defensiv eine Demonstration der Stärke ab – angeführt vom Mittelblock mit Aaron Seesing und Christian Wilhelm, die erst am Freitagabend im Zweitliga-Team der Dormagener gestanden hatten (32:27 beim VfL Lübeck-Schwartau). 

Der Auftakt gehörte den konsequent zur Sache gehenden Gästen, die das 4:1 (4.) und 8:4 (10.) vorlegten. Weil Löwen-Trainer Daniel Haase mit Recht einigen Redebedarf sah, legte er nach dem Treffer von Christian Wilhelm für den TSV zum ersten Mal die Grüne Karte für eine Auszeit auf den Zeitnehmertisch – was sich durchaus bezahlt machen sollte, weil die Gastgeber ab jetzt deutlich bissiger wirkten. Gleichzeitig bekam Dormagen den Löwen-Regisseur noch weniger unter Kontrolle: Es war in erster Linie Mathis Blum, der Haases Team in der Partie hielt – jener Mathis Blum, der bis vor knapp drei Monaten für den TSV Bayer unterwegs war, ehe er sich zum Wechsel entschloss. Drei seiner insgesamt sieben Tore erzielte der Rückraumspieler bis zum 4:5 (8.), drei weitere vom 9:10 (20.) bis zum 12:12 (27.). Dass es zum Ausgleich und zum 12:13 (28.) kam, hatte aber auch viel damit zu tun, dass Dormagen eine Reihe guter Torchancen nur unzureichend nutzte. Und für die zweite Halbzeit war wieder alles offen.

Der Start in die zweite Hälfte war eine Kopie dessen, was der TSV am Ende des ersten Durchgangs gezeigt hatte – gute Deckung, übersichtliche Ausbeute vorne. Deshalb lag Dormagen beim 15:18 (43.) unverändert hinten, ehe ausgerechnet eine von den Löwen beantragte Auszeit den Wendepunkt markierte. Das 16:19 (47.) glich Dormagen zum 19:19 aus (51.), bevor Christian Wilhelm mit dem 20:19 (54.) durch das vierte TSV-Tor in Folge sogar die Führung erzielte. Und nach dem 20:20 (54.) versammelte Pütz sein Team zu einer letzten Auszeit – in der offensichtlich wiederum die richtigen Absprachen folgten. Punkt eins: Die Löwen schafften anschließend keinen einzigen Treffer mehr. Auf der anderen Seite sorgten Finley Werschkull (56.) und Moritz Köster (58.) fürs 22:20. Und Lennart Leitz beseitigte  mit dem 23:20 genau 34 Sekunden vor der Schluss-Sirene die letzten Zweifel am Dormagener Sieg.

Peer Pütz analysierte die 60 Minuten in Östringen sachlich: „Wir sind gut ins Spiel reingekommen, wir haben direkt im Angriff sehr gut gespielt und effektiv abgeschlossen. In der Abwehr hatten wir eine Phase, in der wir uns eingewöhnen mussten, aber dann haben wir durchgängig sehr gut verteidigt und wir hatten seit Ende der ersten Halbzeit eine sehr gute Torhüterleistung. Wir haben es nur durch unsere Abschluss-Schwäche verpasst, mit einer Führung in die Pause zu gehen. Freie und gut rausgespielte Chancen haben wir zu häufig liegen lassen.“ Dass genau dieses Problem zunächst blieb und der TSV trotzdem nicht vom Kurs abkam, fand Pütz besonders beachtlich: „Wir sind mit drei Toren in Rückstand geraten, haben uns davon aber nicht unterkriegen lassen. Wir sind ruhig geblieben und haben vorne wieder zu einer besseren Effektivität gefunden. Wir sind natürlich froh, dass wir mit einer Drei-Tore-Führung ins Rückspiel gehen.“ Und da wissen alle Beteiligten, dass sie am nächsten Sonntag (17 Uhr) erneut an die Leistungsgrenze gehen müssen. Immerhin steht das Tor zum Finale relativ weit offen.

TSV Bayer Dormagen: Bang – Rehfus (2), Kriescher, Träger, Hinrichs (4/3), Wolfram, Wilhelm (4), Köster (2), Leitz (2), Lincks (1), Seesing (3), Steinhaus (4), Werschkull (1).