2. Bundesliga
Aufstieg gefährdet: Gummersbach fährt vor die Wand
VfL kommt im Spitzenspiel beim TuS N-Lübbecke mit 27:35 unter die Räder. Fast wäre die Niederlage zweistellig geworden.

Das tut weh: Gummersbachs Kapitän Timm Schneider (rechts) musste bereits in der zweiten Minute nach einem Foul, für das sein Nettelstedter Gegenspieler Dominik Ebner die Rote Karte sah, lange behandelt werden und dann eine Viertelstunde zuschauen. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS N-Lübbecke – VfL Gummersbach 35:27  (17:11). Wenn es nur so wäre, dass die Gummersbacher ab jetzt fremde Hilfe brauchen, um den Aufstieg in die Bundesliga noch zu verwirklichen. Dann wäre dieser schmerzhafte Abend für die Gummersbacher viel einfacher zu verschmerzen. Tatsächlich war das, was sich am Mittwochabend in der „Merkur Arena“ des TuS N-Lübbecke ereignete, mehr als eine einfache Niederlage. Es war eine schallende Ohrfeige – und das ausgerechnet im Spitzenspiel, das einen entscheidenden Schritt auf dem Weg nach oben hätte bringen können/sollen. Weder vorne noch hinten konnte die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson entsprechende Lösungen finden. Und weil darüber hinaus die Keeper Matthias Puhle und Diogo Valerio klar hinter den Werten des TuS-Torhüters Aljosa Rezar blieben, war der Weg ins Desaster beinah vorgezeichnet. Die Pleite hatte natürlich erhebliche Folgen, denn hinter dem Handball Sport Verein Hamburg (50:12 Punkte) liegen die Nettelstedter (50:14) auf dem zweiten Aufstiegsplatz – und die Gummersbacher (47:15) müssen sich wenigstens vorerst hinten anstellen. Nach dem 27:24 aus der Hinrunde und diesem frischen 27:35 habe sie praktisch zwei Minuszähler auf den TuS wettzumachen, weil am Ende bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zählt. Den hat der VfL jetzt deutlich verloren.

Guter Rat war bereits am Ende der ersten Halbzeit sehr teuer, weil der VfL viel zu selten ein Mittel gegen die extrem kompromisslos zupackende Deckung der Hausherren fand. Dass Keeper Matthias Puhle mit zwei starken Paraden begann und Gummersbach trotz des vorübergehenden Ausfall seines Kapitäns Timm Schneider das 1:0 (2./Siebenmeter) von Janko Bozovic und das 2:0 (5.) von Fynn Herzig vorlegte, erwies sich bald als wenig belastbarer Vorsprung. Doppelt bitter für die Gäste: TuS-Linksaußen Tom Skroblien knallte nach seinem Treffer zum 2:2 (5.) heftig mit Puhle zusammen, der ebenfalls vom Feld gehen musste und erst 15 Minuten später zurückkehrte. Da lagen die Gäste immerhin „nur“ mit 7:11 (19.) hinten und Bozovic verkürzte einen Angriff später sogar auf 8:11 (20.). Was in dieser Form vermutlich niemand ahnte: Linkshänder Janko Bozovic war bis zum Schluss der einzige Rückraumspieler des VfL mit Wirkung (acht Treffer/drei Siebenmeter). Außerdem blieben jene drei Treffer Differenz für den Rest der Partie der geringste Rückstand: Näher kam Sigurdssons Team nie mehr heran. Ab dem 11:17 (30.) ging es im Grunde nur darum, das Ergebnis erträglicher zu gestalten.

Sicher probierte Gummersbach einiges mit wechselnden Abwehrformationen, die jedoch kaum griffen. Ein Beleg: Der ehemals für den VfL aktive Florian Baumgärtner erfreute sich bei seinen Würfen großer Freiheiten und als Sigurdsson seine Abwehr offensiver agieren ließ, gab es im Zentrum immer wieder scheunentor-artige Löcher. Gleichzeitig kamen im Angriff unglaublich viele Patzer vor – mit Fehlwürfen, Ballverlusten oder technischen Fehlern jedweder Art. Bis zum 14:20 (38.) wirkte Gummersbach trotzdem wenigstens halbwegs konkurrenzfähig, ehe der Abend zunehmend schwerer verdaulich wurde. Zwei Belege dafür, dass der Tabellendritte komplett von der Rolle war und sich später nicht mal mehr wehrte: Nach der Valerio-Parade beim Stande von 20:27 (47.) warf Schneider den Ball ins Nichts, nur zwei Minuten darauf machte es Julian Köster beim Stande von 20:28 (49.) ähnlich, als Bozovic den schlechten Pass wirklich nicht erreichen konnte. Kein Wunder: Beim 21:33 (55.) und 22:34 (56.) lag der VfL jeweils mit zwölf Toren Differenz hinten. Und dass es nicht zweistellig blieb, war in erster Linie offensichtlich nachlassender Konzentration der Gastgeber zu verdanken. Lukas Blohme durfte so in der letzten Minute aus dem 25:35 das 26:35 und 27:35 machen. Dass er dadurch als Rechtsaußen mit insgesamt neun Treffern in der internen Wertung noch den Kollegen Bozovic aus dem rechten Rückraum überholte und von Platz eins verdrängte, war unter dem Strich aber wenig wert. Gummersbach wird sich nach diesem Abend erst sammeln müssen für den Saison-Endspurt.

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter, Fanger, Vidarsson, Köster (2), Blohme (9), Kontrec, Hermann (2), Schneider (2), Herzig (2), Meinhardt, Kiesler, Haller, Stüber (2), Bozovic (8/3).