2. Bundesliga
Unnötig: Dormagen verschläft den Start in die zweite Halbzeit
TSV Bayer verliert mit 25:27 gegen Wilhelmshaven. A-Jugend geht mit einem 23:20-Polster ins zweite DM-Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen.

Abstand? Fehlanzeige! Dormagens Rückraumspieler Andre Meuser durfte gegen Wilhelmshaven selten so, wie er gerne mochte. Auch deswegen gab es für den TSV am Ende keine Punkte. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – Wilhelmshavener HV 25:27 (12:12). Die Dormagener konnten ihre Chance auf Wiedergutmachung nicht nutzen und mussten nach dem 27:35 am Dienstag beim TV Großwallstadt zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen ohne Punkte vom Platz. Möglicherweise ein ungewohntes Gefühl für den TSV, denn zwei Pleiten in Folge gab es für die Mannschaft von Trainer Dusko Bilanovic zuletzt Mitte März. In der Tabelle steht der TSV (jetzt 34:28 Punkte) trotzdem erst einmal weiter auf Platz fünf. Im Kampf um eine gute Platzierung zwischen Rang vier (derzeit HC Elbflorenz/36:24) und neun sind die Dormagener Aktien damit nach dieser Woche allerdings nicht gerade gestiegen.

In der ersten Halbzeit taten sich beide Mannschaften im Spielaufbau schwer und kamen nur selten zu klaren Abschlüssen. Bei den Gastgebern spielten sich ein paar „alte Bekannte“ in den Vordergrund: Torhüter Martin Juzbasic zeigte bei seinem ersten Dauer-Einsatz von Beginn an nach der schweren Fingerverletzung eine ordentliche Vorstellung und hielt die Dormagener in Halbzeit eins mit sechs Paraden in der Partie. Nach gut zehn Minuten merkte Bilanovic beim Stand von 3:4 womöglich, dass der TSV-Rückraum zu wenig Torgefahr ausstrahlte. Kurz danach durften die bis vor kurzem ebenfalls lange verletzten Alexander Senden (bis dahin nur in der Deckung eingesetzt) und Andre Meuser mitwirken. Die Hausherren wurden nun offensiv zumindest etwas stärker, bis zum 12:12-Pausenstand steuerten Senden drei, Meuser zwei Treffer bei.

Die Gäste aus Wilhelmshaven kamen dann allerdings deutlich besser aus der Kabine: Das 13:12 durch Patrick Hüter (31.) sollte bereits die letzte Dormagener Führung des Abends sein. Eine kurze Schwächephase mit zu vielen Fehlern bestrafte der WHV – vor allem in Person von Linksaußen Rutger ten Velde (insgesamt neun Treffer). Innerhalb von sechs Minuten lag Bilanovic‘ Team mit 13:17 (37.) hinten und beim 14:19 (40.) betrug der Rückstand bereits fünf Tore. Diese Hypothek konnte der TSV im Anschluss nicht mehr aufholen. Dabei verstand es sich von selbst, dass Aufgeben im Wortschatz der Dormagener auch in dieser Partie nicht vorkam. So keimte zum Beispiel beim 20:22 (51./durch Tim Mast) oder beim gehaltenen Siebenmeter von Sven Bartmann (53./20:23) wieder Hoffnung auf. Insgesamt hatten die Gäste aber auf alle Versuche des TSV eine Antwort. 49 Sekunden vor Schluss landete der Ball von Ian Hüter zwar im Wilhelmshavener Tor. Anstatt des 25:26-Anschlusstreffers gaben die Schiedsrichter aber zu Recht ein Stürmerfoul. Und zehn Sekunden später war die Dormagener Pleite mit dem 24:27 (60.) besiegelt.

Nach der Ein-Wochen-Dienstreise durch Deutschland mit den Aufgaben in Lübeck und Großwallstadt sowie gegen Wilhelmshaven können die meisten Spieler aus dem Zweitliga-Kader von Dusko Bilanovic den Akku für die nächste Partie aufladen. Die steht zwar erst am 4. Juni an, hat es aber gleichzeitig sportlich in sich, weil die Fahrt zum Aufstiegs-Anwärter VfL Gummersbach wartet. Ebenfalls in sich hat es die kommende Aufgabe für die Dormagener A-Jugendlichen, die am Freitagabend noch im Zweitliga-Aufgebot standen. Aaron Seesing und Christian Wilhelm treffen am Sonntagnachmittag (17 Uhr) mit ihrer A-Jugend im Halbfinal-Rückspiel um die Deutsche Meisterschaft auf die Rhein-Neckar Löwen. TSV-Trainer David Röhrig, der nach überstandener Corona-Quarantäne zurück an der Linie ist, übernimmt von seinem erfolgreichen Vertreter Peer Pütz, der die Dormagener bereits durchs Viertelfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt geführt hatte, einen 23:20-Erfolg aus dem Hinspiel.

Röhrig weiß genau, dass die drei Treffer Unterschied eine gute Ausgangslage sind – aber keine Hundert-Prozent-Garantie zum Weiterkommen, für das der TSV erneut eine überzeugende Leistung braucht. Löwen-Coach Daniel Haase brachte es am vergangenen Wochenende wohl treffend auf den Punkt: „Alles in allem ist jetzt erst die Hälfte absolviert.“ Gegen Teil zwei seines Plans werden die Gastgeber den größten möglichen Widerstand leisten: „Wir machen die Köpfe hoch, regenerieren uns und wollen das Rückspiel mit mindestens plus drei gewinnen und dann aufgrund der voraussichtlich mehr geworfenen Auswärtstore ins Finale einziehen.“ David Röhrig und sein Team haben bestimmt ganz andere Pläne, denn sie wollen ebenfalls ins Endspiel (Gegner sehr wahrscheinlich Füchse Berlin).

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen, Bartmann – Seesing (1), Senden (6), Meuser (2), Richter (3/3), Wilhelm, I. Hüter (4), Reimer, Skroblien, Görgen, P. Hüter (4), Sterba (2), Grbavac, Mast (3).