Deutsche Meisterschaft A-Jugend
Im Finale! Ludorf hält – und Dormagen jubelt
Der TSV Bayer macht das zweite Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen noch zur Zitterpartie, gewinnt aber mit 31:30.

Dormagen, wie es tanzt und feiert: Die A-Jugend des TSV Bayer hätte nach dem Erfolg über die Löwen vermutlich die ganze (Handball-)Welt umarmen können. (Foto: Heinz J. Zaunbrecher)

TSV Bayer Dormagen – Rhein-Neckar Löwen 31:30 (15:12). Plötzlich drohte es doch noch das ganz große Drama zu werden. Dormagens A-Jugend stand nach dem 23:20 aus dem Halbfinal-Hinspiel bei den Löwen bereits mit anderthalb Beinen im Finale. Gut neun Minuten vor der Schluss-Sirene führte die Mannschaft von Trainer David Röhrig nach dem Treffer von Aaron Seesing außerdem mit 25:22 (51.) und der Rest schien eine Formsache zu sein. Dann passierte in einer wilden Schlussphase das: Die Gäste erzielten innerhalb von weniger als 180 Sekunden das 25:25 (53.) und sie blieben mit neuem Rückenwind richtig hartnäckig – 26:26 (54.), 27:27 (55.), 28:27 (56.). Direkt darauf nahm Röhrig einen Torwart-Wechsel vor und brachte Benjamin Ludorf für Jonas Bang. Ob er geahnt hatte, dass er dadurch praktisch den Sieg und das Weiterkommen retten sollte? Beim Stande von 28:27 verloren die Hausherren in Überzahl den Ball und Niklas Michalski (Löwen) machte sich zum Tempogegenstoß davon – wo er vorne frei zum Wurf kam. Und an Ludorf scheiterte. Erst jetzt sorgten die Hausherren gegen offensichtlich konsternierte Gäste mit vier Toren hintereinander zum 31:28 (60.) für die Entscheidung. Kurz darauf durften sich Röhrig und sein Team zum Siegerkreis versammeln und den Einzug in die beiden Endspiele feiern. Dort werden am 5./6. und 12./13. März die Füchse aus Berlin (Titelverteidiger) der Gegner sein.

Röhrig, der zum ersten Mal nach seiner Corona-Quarantäne wieder an der Linie stand, sah zunächst eine konzentriert und leidenschaftlich arbeitende Abwehr mit einem sehr stabilen Mittelblock um Aaron Seesing und Christian Wilhelm. Ab dem 3:3 (9.) ließ die Deckung fast nichts mehr zu, sodass es übers 6:3 (16.) in einer zunächst extrem torarmen Partie bis zum 11:6 (24.) nach einer klaren Angelegenheit aussah. Anschließend muss Röhrigs Team in der folgenden Auszeit (25.) etwas gründlich falsch verstanden haben, denn die folgenden Fehler, Fehlwürfe und Ballverluste waren so wohl kaum abgesprochen. Kurz vor der Pause musste der TSV nach einem 1:5-Lauf bis zum 12:11 (29.) wieder aufpassen – und selbst das 15:12 (30.) sah keineswegs wie eine Garantie aufs Finale aus.

Ab dem 19:17 (41.) begann das Duell sogar zu einem echten Sonntags-Krimi zu werden, weil sich die Löwen offensichtlich längst nicht geschlagen geben wollten. Das Duell mit vielen Höhen und Tiefen bot plötzlich auch eine Trefferflut, in der alleine vom 23:20 (48.) bis zum 25:25 (53.) sieben Tore fielen und am inzwischen eröffneten Tag der offenen Tür in den letzten acht Minuten weitere elf. Erfolgreichster Dormagener Werfer war Rechtsaußen Lennartz Leitz (acht Tore), doch das Erreichen der beiden Endspiele verdiente sich die kämpferisch überzeugende Mannschaft ebenso über ihren Teamgeist – und über jene Ludorf-Parade. Das sah David Röhrig später ähnlich: „Wir haben gut angefangen. Dann war es lange Zeit ein Abnutzungskampf und in der zweiten Halbzeit haben wir Probleme bekommen, aber da ist zum Glück gar nicht so viel passiert. Sehr wichtig war, dass Benjamin Ludorf diesen Gegenstoß gehalten hat.“ Noch viel wichtiger war für ihn und seine Spieler: Der TSV Bayer Dormagen steht im Finale um die Deutsche Meisterschaft. 

TSV Bayer Dormagen: Ludorf, Bang – Rehfus (3), Träger (2), Hinrichs, Wolfram, Wilhelm (4), Köster (2), Leitz (8), Lincks, Seesing (4), Steinhaus (4), Werschkull (4), Schoss.