07. Juni 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Füchse Berlin – TSV Bayer Dormagen 38:25 (18:13). Es ist eine ziemlich nüchtern zu stellende Prognose: Diese Hypothek wiegt schwer, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu schwer. Der Traum der Dormagener, den Favoriten aus Berlin im Finale irgendwie gefährden oder wenigstens unter Druck setzen zu können, ging am Montagabend jedenfalls nicht über die komplette Distanz auf. Was sehr hoffnungsvoll begonnen hatte, entwickelt sich später immer mehr zu einer richtig klaren Angelegenheit – die dem phasenweise guten Auftritt der Gäste in dieser Höhe nicht gerecht wurde. „Für mich waren wir spielerisch 40 Minuten auf Augenhöhe, bis sich Fehler eingeschlichen haben und wir taktisch nicht so kluge Würfe genommen haben“, fand TSV-Coach David Röhrig, „und die Jungs haben bis zum Schluss versucht, ein besseres Ergebnis zu erzielen. Aber die Füchse haben eine unglaubliche Dominanz entwickelt.“ Sein Gegenüber Bob Hannig, „nebenbei“ Geschäftsführer der Berliner und Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes, bedachte den Verlierer sogar mit viel Lob: „Das waren heute die beiden stärksten Mannschaften, die wir zurzeit in Deutschland haben. Wir haben in den ersten 20 Minuten gesehen, was die Dormagener können.“
Dieses Urteil traf definitiv zu, weil der TSV Bayer hinten mit dem Innenblock aus Aron Seesing und Christian Wilhelm leidenschaftlich arbeitete und vorne mutig nach Lösungen suchte – was gegen ebenfalls konsequent zupackende Gastgeber eine kraftraubende Angelegenheit wurde. Bis zum 4:3 (11.) von Seesing legte Dormagen jeweils vor und es ließ sich kein Leistungs-Unterschied zwischen beiden Teams erkennen. Nach dem 6:8 (16.) glichen Rechtsaußen Lennart Leitz (16.) und Kreisläufer Seesing (18.) zum 8:8 aus, ehe Sören Steinhaus den 8:10-Rückstand (19.) auf 9:10 verkürzte (20.). Mit dem 13:15 (28.) von Finley Werschkull blieb der TSV Bayer weiter voll in der Partie, doch die letzten 162 Sekunden des ersten Durchgangs trafen Röhrigs Team hart – 13:16 (28.), 13:17 (29.), 13:18 (30.).
Keine zwei Minuten brauchten die Füchse im zweiten Abschnitt, um durch Tim Freihöfer auf 19:13 (31.) und 20:13 (32.) zu erhöhen. Dass Moritz Köster und Finn Wolfram die Differenz mit ihren Treffern zum 14:20 (33.) und 15:20 (34.) in einen erträglichen Rahmen zurückholten, blieb ein Strohfeuer, zumal sich die Berliner praktisch keine Schwächephase erlaubten. Ein Beleg: Linksaußen Freihöfer als Top-Werfer der Partie landete unter dem Strich bei 16 Toren – und in der Bilanz fand sich unter anderem eine makellose Ausbeute von sieben verwandelten Siebenmetern. Ab dem 19:29 (47.) stand schließlich fest, dass die Dormagener auf der Heimreise ein Niederlage mit mehr als zehn Toren Unterschied im Gepäck haben würden. Anschließend mussten die meisten bei der Schluss-Sirene natürlich erst einmal schlucken – obwohl sie sich wenig und schon gar keinen Mangel an Einsatz oder Leidenschaft vorzuwerfen hatten. Zumindest ein Ziel bleibt außerdem noch für das Rückspiel am kommenden Sonntag (16 Uhr) im Bayer-Sportcenter. „Es ist nach so einer Klatsche natürlich nicht der richtige Zeitpunkt für eine Kampfansage“, erklärte Röhrig, „aber wir werden im letzten Spiel noch einmal alles reinlegen.“ Dass die Hypothek zu schwer wiegt, macht vielleicht sogar manches einfacher.
TSV Bayer Dormagen: Wollert, Ludorf – Rehfus (5/2), Träger, Hinrichs, Wolfram (2), Wilhelm (1), Köster (4), Leitz (4), Lincks (1), Seesing (2), Steinhaus (2), Werschkull (3), Schoss (1).