12. Juni 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
EHV Aue – VfL Gummersbach 29:26 (13:15). Vielleicht ist ein Ende mit Schrecken sogar besser und auf jeden Fall gibt es seit Samstagabend um 18.30 Uhr eine bittere Tatsache: Gummersbach muss seine „Mission Aufstieg“ verschieben und in der kommenden Saison einen neuen Anlauf für die Rückkehr in die Bundesliga nehmen. Nach der Pleite in Aue hat der VfL mit 49:17 Punkte nahezu keine Möglichkeit mehr darauf, einen der beiden Aufstiegsplätze einzunehmen – die fester denn je an den Ersten Handball Sport Verein Hamburg (54:12) und den Zweiten TuS N-Lübbecke (54:14) vergeben sind. Doppelt und dreifach bitter: Gummersbach scheiterte nicht zum ersten Mal auswärts vor allen Dingen an sich selbst – und konnte als schlüssige Erklärung nicht das Fehlen der drei Stammkräfte Timm Schneider (Kapitän/stand nur auf dem Spielbericht), Raul Santos und Fynn Herzig anführen. Die Gäste scheiterten zudem nicht an einem haushoch überlegenen Gegner, der allerdings kämpferisch alles aus sich herausholte – obwohl es für ihn nicht mehr um besonders viel ging (jetzt Vierter/37:31 Zähler). Gummersbach packte in den wichtigen Szenen nicht zu, sondern eher die schwachen Momente aus. Manchmal sogar die ganz schwachen.
Es war irgendwie eine unterhaltsame erste Halbzeit, in die der VfL gut startete und ab dem 0:1 (1.) schnell die Federführung übernahm. Bis zum 5:2 (5.) und 8:5 (11.) schaltete der VfL den Turbo ein, ehe er seine Fehlerquote drastisch nach oben schraubte. Erstes Beispiel: Beim Stande von 9:7 (12.) holte Gummersbach hinten den Ball, doch Lukas Blohme ließ die Chance zum 10:7 beim Gegenstoß liegen (13.). Zweites Beispiel: Beim Stande von 10:8 wehrte Keeper Matthias Puhle stark ab (16.), doch auf der anderen Seite ging der Ball sofort wieder verloren. Ähnlich machte es ein paar Minuten darauf Malte Meinhardt beim 12:9 nach der Puhle-Parade (22.). Unter dem Strich sah die offensive Ausbeute für das zweite und dritte Drittel im ersten Abschnitt überhaupt höchst bescheiden aus, weil neben den ersten acht nur weitere sieben Tore gelangen. Dass es der VfL deutlich entschlossener kann, bewies er immerhin auch noch: Puhle hielt und passte zum Gegenstoß auf Blohme – 14:11 (29.). Weil den Gästen insgesamt trotzdem oft die Konsequenz fehlte, verkürzte Aue auf 13:14 (30.) und erst der vierte Treffer von Julian Köster zehn Sekunden vor der Pause ließ Sigurdssons Mannschaft wieder etwas ruhiger in die Pause gehen.
Als Julian Köster das 21:17 (42.) erzielt hatte, schien der Tabellendritte relativ klar auf den Weg zu einem wichtigen Sieg einzubiegen – was sich zunehmend als größter möglicher Irrtum erwies. Erstens: Der EHV dachte nicht im Geringsten daran, Geschenke zu verteilen. Zweitens: Die machte jetzt Gummersbach in Hülle und Fülle. Dass Malte Meinhardt beim Stande von 21:18 an Aues Schlussmann Sveinbjörn Petursson scheiterte (42.), sollte sich später als Anfang vom Ende erweisen. Und ab dem 22:22 (48.) begann eine Zitterpartie ohne Happy End – 23:23 (50.), 24:24 (52.). Was sich nun abspielte, werden die Gummersbacher vermutlich selbst in einer intensiven Analyse nicht so rasch ergründen können – weil sie hinten gar keinen Zugriff mehr fanden und vorne keinerlei Mittel mehr, dafür jedoch eine inzwischen aberwitzige Fehlerquote und eine unterirdische Wurfausbeute. Logisch: Der EHV ließ sich mit dem 25:24 (53.), 26:24 (55.) und 27:24 (59.) in einer quälend schwachen Schlussphase nicht ewig bitten. Die restlichen vier Tore in den verbleibenden 80 Sekunden – so belanglos, wie die Einschätzung der Kommentatoren am Mikro des übertragenden Senders falsch war: „Was für ein schönes Handballspiel.“ Für den VfL war es eher ein Horrorstreifen. Aber vielleicht ist ein Ende mit Schrecken tatsächlich besser.
VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter (2), Fanger (5), Vidarsson (2), Da Rocha Viana, Köster (5), Blohme (3), Kontrec, Hermann (3), Schneider, Meinhardt (1), Kiesler, Haller, Stüber (1), Bozovic (4/1).