2. Bundesliga
Stimmungstest: Wie reagieren Gummersbachs Fans?
Der VfL ist im Aufstiegskampf kein Faktor mehr - und das Heimspiel gegen Dresden trotzdem wichtig. 1000 Zuschauer dürfen rein.

Der VfL und seine Fans: Bis auf eine Ausnahme durften in dieser Saison keine Zuschauer in die Schwalbe-Arena. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (stehend) und seine Mannschaft konnten sich aber immer auf die Unterstützung durch trommelnde Aufbauhelfer oder die beim Aufbau helfende Trommler verlassen. Gegen Dresden und Konstanz sollten die Tribünen wieder voller sein, (Foto: Thomas Schmidt)

Die Wunde schmerzt noch immer. Und wie. Ob sie bis zum Saisonende verheilen kann oder erst danach? Ob sie überhaupt so schnell heilen kann, dass sie den VfL Gummersbach nicht sogar bis weit in die Sommerpause hinein beschäftigt? Bittere Tatsache ist, dass Gummersbach seit dem 26:29 vom vergangenen Samstag beim EHV Aue im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga keine Rolle mehr spielt. Die beiden vor ihm platzierten Teams brauchen aus zwei Spielen nur noch einen Punkt – den sie holen werden. Dass ausgerechnet der Handball Sport Verein Hamburg am Sonntagabend als Tabellenführer weiteres Salz in die Wunde streuen musste, hat die Gummersbacher vermutlich erneut zusammenzucken lassen und zu einer entscheidenden Frage gebracht: Was wäre alles möglich gewesen? Obwohl Hamburg beim HC Elbflorenz Dresden mit 31:37 den Kürzeren zog, braucht sich die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen keine größeren Sorgen zu machen. Hamburg und der TuS Nettelstedt teilen sich mit jeweils 54:14 Zählern die Tabellenführung, während der VfL als Dritter bei 49:17 Punkten bloß den Rest des Feldes anführt und von der Hamburger Niederlage wenig hat. Das liegt nicht nur am 27:35 in Nettelstedt (28. Mai), sondern eher am 24:28 bei der DJK Rimpar Wölfe (8. April) und am 25:27 beim Nachbarn TuS Ferndorf (24. April). Es ist mathematisch nicht besonders schwierig: Hätte Gummersbach aus diesen drei Partien zum Beispiel die Hälfte der möglichen Ausbeute eingefahren, stünde es bei 52:14 Punkten – und wäre in der Verlosung für die Aufstiegs-Tickets nicht nur dabei, sondern mittendrin. Nun wird das Nachholspiel am Mittwochabend (19 Uhr) gegen Dresden vor allen Dingen ein Testlauf, der mit Blick in die Zukunft spannend sein könnte.

Bereich eins betrifft die Mannschaft selbst. Sie muss sich dem stellen, was in Psychologie und Philosophie wohl als „Charakterfrage“ zu verstehen ist. Das meint in diesem Fall: Wie geht die Mannschaft mit der Situation um? Kann sich Gummersbach aufraffen oder lässt es die Dinge treiben, weil sowieso nichts mehr viel zu ändern ist? Die Heimbilanz spricht für einen vernünftigen Auftritt: Zu Hause ist die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit 30:2 Zählern die Nummer eins der 2. Bundesliga – sogar klar vor Hamburg (28:6) und N-Lübbecke (27:7). Um Wiedergutmachung geht es nun trotzdem nicht mehr, weil sich der auswärts entstandene Schaden einfach nicht reparieren lässt. Hier finden sich extrem übersichtliche 19:15 Punkte, die um Lichtjahre schlechter sind als die Bilanzen von Nettelstedt (27:7) und Hamburg (26:8). Was die Aufgabe nicht einfacher macht: Angeschlagene Gummersbacher bekommen es mit einem offenbar unberechenbaren Kontrahenten zu tun. Nach Niederlagen etwa beim Wilhelmshavener HV (25:27), gegen den TuS Ferndorf (30:32) und beim ThSV Eisenach (27:31) folgte wie aus heiterem Himmel der 37:31-Coup des HC gegen den HSV. Der Dritte VfL wird gegen den Vierten Elbflorenz (38:28 Punkte) vielleicht mit allem rechnen müssen.

Bereich zwei wird auf der Zielgeraden der in vielerlei Hinsicht extrem fordernden Corona-Saison 2020/2021 ein echter Stimmungstest im Oberbergischen. Zum ersten Mal seit dem 10. Oktober 2020, also seit mehr als acht Monaten, sind wieder Zuschauer in der Schwalbe-Arena zugelassen. Damals gewann Gummersbach am zweiten Spieltag vor offiziell 845 Fans gegen den TuS Fürstenfeldbruck mit 40:25 und die sportliche Welt war bei 4:0 Punkten komplett in Ordnung. Nun dürfen gegen Dresden und am Samstag (18 Uhr) gegen die HSG Konstanz erneut maximal 1000 Besucher rein  – für die es wohl kein Hinderungsgrund sein dürfte, dass sie unter anderem ein spezielles Anmeldeverfahren befolgen sowie einen höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test mitbringen müssen. Normalerweise sollte die Kapazität diesmal unbedingt an die Grenze kommen, wenn die Einschätzung aus einer Mitteilung in der vergangenen Woche zutrifft. Da erklärte der VfL, dass es eng werden könnte, „da die Anzahl verkaufter Dauerkarten und Ticket-Kontingente der Partner die maximal genehmigte Zuschaueranzahl von 1000 übersteigt“.

So sähe im Fall der Fälle die Lösung aus: „Sollten mehr Anmeldungen erfolgen als Zuschauer zugelassen werden, wird per Losverfahren über den Zutritt zur Partie entschieden. Nicht berücksichtigte Anmeldungen erhalten in einem möglichen nächsten Losverfahren den Vortritt. Alle für die kommende Partie ausgelosten Dauerkarteninhaber werden am Dienstag benachrichtigt.“ Daraus lässt sich ganz einfach ableiten, dass für den Verein eben doch eine Menge auf dem Spiel steht. Es geht um Rückhalt und Vertrauen bei denjenigen, die dem Traditions-Klub finanziell wie emotional die Treue gehalten haben. Der Blick durch die Halle wird deshalb schon vor dem Anwurf zeigen, wo die Gummersbacher hier stehen. Den Rest an sportlicher Schmerzbekämpfung muss die Mannschaft unten auf dem Feld abliefern.