16. Juni 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Gummersbach – HC Elbflorenz Dresden 32:29 (17:14). Natürlich lässt sich dadurch die Saison nicht mehr retten. Das Kind, das in diesem Fall „Mission Aufstieg“ heißt, ist ja seit Kurzem endgültig in den Brunnen gefallen. Trotz des Sieges am Mittwochabend über zuletzt starke Dresdener (Vierter/38:30 Punkte) wird dem Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson mit jetzt 51:17 Zählern sportlich nur die am Ende nicht so wichtige Nebenrolle des Dritten hinter dem TuS N-Lübbecke und dem Handball Sport Verein Hamburg bleiben (jeweils 54:14), die zwei Runden vor dem Ende der Saison fest vom Aufstieg in die Bundesliga ausgehen dürfen. Dennoch wirkten die Gummersbacher erleichtert, weil sie im ersten Spiel vor Fans seit acht Monaten von Anfang an viel Rückhalt spürten. Und die Mannschaft zahlte den Vertrauensvorschuss mit einer engagierten Leistung zurück. Dabei machte sich unter anderem die Rückkehr von Raul Santos (nach Verletzung) bezahlt, denn der Linksaußen steuerte elf Treffer bei (davon drei Siebenmeter). Fast noch auffälliger: Im Rückraum verdienten sich die jungen Julius Fanger (18) und Julian Köster (21) beste Noten. Köster, im Winter vom Zweitliga-Konkurrenten TSV Bayer Dormagen gekommen, hatte sich am Ende derart verausgabt, dass er sich fast in den Siegerkreis mit den Teamkollegen tragen lassen musste.
Manchmal reichen ja knapp 60 Sekunden, um den Kopf wieder aus der Schlinge zu ziehen. Gummersbach hatte gerade nach einem perfekten Start mit dem 4:1 (6.) und 8:4 (11.) wegen sich einschleichender Ungenauigkeiten vier Gegentreffer hintereinander zum 8:8 (14.) kassiert, sodass der schöne Start vorübergehend zu versanden drohte – 9:9 (17.), 10:10 (17.), 11:11 (20.). Dann kam die 23. Minute voller irrwitziger Geschwindigkeit, die Lukas Blohme mit dem Tempogegenstoß zum 12:11 eröffnete. Beide Teams verloren nun jeweils einmal das Spielgerät, ehe Ellidi Vidarsson aus dem klugen Zuspiel von Moritz Köster das 13:11 machte und der VfL hinten erneut den Ball eroberte. Diesmal ließ sich Alexander Hermann nicht zweimal zu einem Tempogegenstoß bitten – 14:11. Bis zum 15:11 (25.) durch den von Raul Santos verwandelten Siebenmeter vergingen dann tatsächlich geschlagene zwei Minuten und Dresden durfte sich kurz neu sortieren. Viel näher kamen die Gäste, die erst am Wochenende mit einem 37:31 gegen den Tabellenführer Hamburg überrascht hatten, aber vor der Pause nicht mehr, weil den Hausherren oft eine richtige Antwort einfiel.
Dass der HC relativ lange in der Partie bleiben durfte, lag im zweiten Durchgang zuvorderst an der rapide in den Keller sinkenden Chancenverwertung der Hausherren. Beim Stande von 18:16 klinkte sich selbst Top-Werfer Santos ein, als er den von Fanger herausgeholten Strafwurf ebenso an die Latte setzte wie den Nachwurf. Ellidi Vidarsson (38.), Jonas Stüber (42.) oder Kapitän Timm Schneider (43.) machten es bei ihren Gelegenheiten nicht viel besser: Gummersbach schien seinen Fans einen Krimi bieten zu wollen – 24:22 (49.), 26:24 (51.). Als der VfL erneut das Diktat der Geschwindigkeit auflegte, erhöhten Santos (52./53.) und Köster (54.) allerdings aufs 29:24, von dem sich Dresden nicht mehr erholte. Dass Julius Fanger nach vielen starken Aktionen und seinem zauberhaft schönen Treffer zum 32:26 (59.) einmal den Ball verlor (59.) und einmal glatt über das Tor warf (60.), nahm ihm am Ende keiner wirklich übel.
Sehr erleichtert war VfL-Trainer Sigurdsson, der seine Anfangsformationen ohne die erfahrenen Janko Bozovic und Alexander Hermann aufs Feld stellte – und sich darin bestätigt sah, den Rückraum mit Köster (links), Fanger (Mitte) und Schneider (rechts) zu besetzen. „Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen und eine deutlich bessere Leistung gebracht haben als gegen Aue. Mir war es wichtig, eine Reaktion der Mannschaft zu sehen. Obwohl wir meiner Meinung nach auch viel verworfen haben, haben wir auf der anderen Seite sehr gute Angriffe gespielt. Größtenteils bin ich auch mit der 5:1-Abwehr zufrieden, auch wenn es dort auch ein paar Lücken gab. Vor allem hat es mich aber riesig gefreut, dass wir wieder einmal Zuschauer in der Halle hatten. Man merkt einfach, dass es dann viel mehr Spaß macht.“ Kollege Rico Göde sah das alles für den HC Elbflorenz nicht wesentlich anders: „Glückwunsch an den VfL und großes Lob. Es war schön, wieder einen Wettbewerb vor Zuschauern auszutragen, das macht immer mehr Spaß. Am Ende sind 32 Gegentore in Gummersbach zu viel.“
VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter, Fanger (5), Vidarsson (4), Köster (4), Blohme (5/1), Kontrec, Hermann (3), Schneider, Meinhardt, Santos (11/3), Kiesler, Haller, Stüber, Bozovic.