2. Bundesliga
Gummersbach und die große Puhle-Schröter-Show
Zwei Spieler, die den Verein verlassen, drücken dem 28:21 gegen Konstanz ihren Stempel auf. TSV Bayer Dormagen verliert in Eisennach nach hartem Kampf mit 23:24.

Es war ’ne geile Zeit: Robin Haller, Matthias Puhle und Malte Meinhardt (von links) sind drei der Spieler, die Gummersbach verlassen – und sich nach dem Sieg über Konstanz mit einem guten Gefühl aus der Schwalbe-Arena verabschieden konnten. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Gummersbach – HSG Konstanz 28:21 (12:10). Der Sieg war letztlich ungefährdet und die Gummersbacher festigten ihre Position als erfolgreichste Heim-Mannschaft in der 2. Bundesliga,  denn mit 34:2 Punkten und nur einer Niederlage hat das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson in dieser getrennten Wertung Maßstäbe gesetzt. Klar: Viel wichtiger wäre für den  Tabellendritten (53:17) gewesen, den TuS N-Lübbecke und den Handball Sport Verein Hamburg im Kampf um die beiden Aufstiegsplätze in größere Bedrängnis zu bringen. Das ist im Fall der am Wochenende spielfreien Hamburger (54:14 Punkte) eher theoretisch möglich – und im Fall der Nettelstedter sogar ein kleines bisschen denkbarer, weil der TuS (54:16) am Samstagabend bei der DJK Rimpar Wölfe überraschend mit 23:29 verlor und jetzt nur noch knapp vor dem VfL liegt. Deshalb gibt es am nächsten Samstag tatsächlich ein Fernduell zwischen dem TuS N-Lübbecke (gegen den TuS Ferndorf) und den Gummersbachern (beim TV Großwallstadt).

Der Sieg über Konstanz bildete trotzdem nur den Auftakt zu einer späteren Viertelstunde der großen Gefühle, die mit der Verabschiedung jener Spieler begann, die den Klub aus verschiedenen Gründen verlassen werden. Besonders bei zwei Akteuren, die in die Mitte des Feldes gerufen wurden, kletterte der Emotionspegel richtig in die Höhe. Ihren Keeper Matthias Puhle, siebeneinhalb Jahre beim VfL, und ihren Rechtsaußen Tobias Schröter, der sogar 14 Jahre für Gummersbach unterwegs war, feierten Fans und Teamkollegen mit Gesängen und donnerndem Applaus.

Passend zum finalen Heimspiel gab es die nächste große Puhle-Show, denn der 35-Jährge bestätigte durch zahlreiche brillante Paraden sehr eindrucksvoll, warum er die Rangliste der Zweitliga-Torhüter anführt – und warum sein Karriere-Ende als Profi (wechselt zum derzeit in der Regionalliga angesiedelten OSC Rheinhausen) ein herber Verlust für Gummersbach ist. Ein nicht weniger überzeugender Abschied aus der Schwalbe-Arena gelang Tobias Schröter, der diesmal von Anfang an auf dem Feld stand und sich dafür mit fünf Treffern bedankte. Ebenfalls passend: Schröter, der zum HC Gelpe/Strombach und demnach ebenfalls in die Regionalliga wechselt, durfte sich als bester Feldtorschütze seiner Mannschaft feiern lassen.

Die Abschieds-Vorstellung der Gummersbacher war mindestens vor der Pause viel mehr Last als die Lust. Das Bemühen war erkennbar, aber die Zahl der Fehler erreichte phasenweise astronomische Werte, sodass es sogar zum 6:8 (21.) und 7:9 kam (23.), ehe der 5:0-Lauf bis zum 12:9 (29.) die Basis für die Halbzeitführung bildete. Weil Puhle seine Gala fortsetzte, die Abwehr allgemein noch entschlossener zupackte und der HSG immer weniger einfiel, hatte Gummersbach das Geschehen fortan fest im Griff – und bereits beim 17:13 (40.) eine ordentliche Ausgangslage, die durch eine zweite Serie von fünf Toren in Folge zum 22:13 (47.) wuchs. Dass es ab dem 26:17 (54.) wieder wilder zuging, hatte einen einfachen Grund: Der VfL hatte inzwischen reichlich gewechselt und weitere Spieler eingesetzt, die demnächst nicht mehr zum Kader gehören. Darum passte auch das: Robin Haller, in seinen zwei Gummersbacher Jahren oft durch eine Verletzung ausgebremst, setzte 13 Sekunden vor der Sirene mit dem 28:21 den Schlusspunkt. 

VfL Gummersbach: Valerio, Puhle – Schröter (5), Fanger (1), Vidarsson (1), Köster (3), Blohme (5/4), Kontrec (1), Hermann (1), Schneider (2), Meinhardt (1), Santos (3/1), Kiesler (2), Haller (2), Stüber (1), Bozovic.

 

ThSV Eisenach – TSV Bayer Dormagen 24:23 (13:14). Viel mehr Dramatik geht kaum und die Dormagener verpassten in der vom Kampf bestimmten Partie in Thüringen nur knapp den Auswärtssieg, den sie unbedingt mitnehmen wollten. Bis zum 15:13 (32.) und 16:14 (35.) lag das Team von Trainer Dusko Bilanovic in der zweiten Halbzeit vorne, ehe sich das Duell auf Augenhöhe erst recht zu einem Krimi entwickelte – in dem Eisenach ein Happy End gelang. Nachdem Benjamin Richter per Siebenmeter das 22:21 (56.) für den TSV erzielt hatte, kippte die Partie innerhalb von 138 Sekunden – 22:22 (57.), 22:23 (58.), 22:24 (59.). Aaron Seesing verkürzte auf 23:24 (59.), ehe zuerst Eisenachs Coach Markus Murfuni seine letzte Auszeit nahm – und ziemlich bald einen Ballverlust der Hausherren erleben musste. Bilanovic antwortete sofort mit der letzten Dormagener Auszeit – doch in den verbleibenden zwölf Sekunden gelang dem TSV Bayer selbst der Ausgleich nicht mehr.

Die knappe Niederlage war für die Gäste doppelt schmerzhaft, weil sie vor dem Wechsel zunächst geführt hatten – 2:0 (3.), 3:1 (4.), 8:7 (12.). Selbst die Wende zum 11:12 (23.) steckte Dormagen gut weg und es antwortete mit der nächsten eigenen Führung  – 14:13 (30.). Spätestens mit dem nächsten Umschwung zum 18:20 (46.) stand dann endgültig fest, dass sich beide Mannschaften bis zur letzten Sekunden freiwillig keinen Zentimeter Raum schenken würden. Ein wichtiger Faktor für Eisenachs Sieg: Thomas Eichberger, österreichischer Nationalkeeper, erreichte mit einer Quote von über 36 Prozent gehaltener Bälle einen Top-Wert. Schmerzhafter für den TSV klingt es aber so: Dormagen nutzte seine Chancen nicht gut genug und neun Treffer in einer zweiten Halbzeit sind einfach zu wenig. In der Tabelle rutschte der bisherige Sechste auf Rang sieben zurück (36:32 Punkte wie die SG BBM Bietigheim).

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Bartmann – Seesing (1), Senden (3), Meuser (5), Richter (5/3), Iliopoulos, I. Hüter (5), Reimer, Skroblien, Görgen, Noll, P Hüter (2), Sterba (1), Mast (1).