2. Bundesliga
Happy End: Dormagen dreht Spieß im Krimi um
Benjamin Richter trifft fünf Sekunden vor Schluss per Siebenmeter zum 29:28 in Ferndorf.

Hinein ins Glück: Alexander Senden (Nummer 6) war in Ferndorf mit sieben Toren der erfolgreichste Dormagener Werfer. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS Ferndorf – TSV Bayer Dormagen 28:29 (15:16). Vielleicht gibt es im Laufe der Saison doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. Am 21. April 2021 verliert Dormagen zu Hause mit 26:27 gegen den TuS und kassiert den entscheidenden Treffer erst kurz vor Schluss. Am Mittwochabend liefern sich beide Kontrahenten im Nachholspiel das nächste Duell auf Augenhöhe. Ferndorf gleicht 50 Sekunden vor dem Ende zum 28:28 aus – durch Josip Eres, der die Gäste auch damals aus vielen Träumen gerissen hatte. Jetzt beraten sich beim TSV erst Kapitän Patrick Hüter und Ian Hüter am Mittelkreis, ehe Trainer Dusko Bilanovic kurz darauf die letzte Auszeit nimmt. Und die gemeinsamen Absprachen funktionieren offensichtlich, denn Ian Hüter holt einen Siebenmeter heraus – als die Uhr acht Sekunden Restzeit anzeigt. Die Angelegenheit wird ein Fall für Benjamin Richter, der die Nerven behält. Sein sicher verwandelter Strafwurf bringt fünf Sekunden vor der Schluss-Sirene das 29:28, auf das Ferndorf keine Antwort mehr findet. Dormagen darf zwei Punkte feiern, verbessert sein Konto auf 38:32 Zähler, klettert um eine Position auf Rang sechs – und kann am nächsten Samstag (18 Uhr) durch einen finalen Sieg im letzten Saisonspiel gegen den aktuellen Vierten HC Elbflorenz Dresden (40:30) vielleicht einen weiteren Platz nach oben rücken.

Beiden Seiten war über die 60 Minuten mehr als einmal anzumerken, dass die Saison 2020/2021 tatsächlich bald zu Ende gehen sollte. Hohes Tempo gab es vor allen Dingen in den ersten 15 Minuten, die bis zum 10:9 (16.) durch Jakub Sterba für ein torreiches Duell sorgten. Die Partie bog aber bald in ein ruhigeres Fahrwasser ein – was auf Dormagener Seite vor allem an Keeper Martin Juzbasic lag, der sich besonders in den wichtigen Momenten mit starken Paraden einschaltete. Das zahlte sich in der zweiten Halbzeit der permanent engen Auseinandersetzung erst recht aus, als Dormagen nach dem 18:16 (35.) durch drei Gegentore in Folge plötzlich mit 18:19 (38.) ins Hintertreffen geraten war. Mit der Wende zum 22:20 (45.) bewiesen die Dormagener ebenso eine gute Moral wie die Hausherren, die keinen Zentimeter nachgaben – 23:23 (50.), 25:25 (54.), 26:25 (55.). Der Siebenmeter von Richter (56.), der siebte Treffer von Alexander Senden (57.) und das 28:26 (58.) von Patrick Hüter waren anschließend immer noch keine Entscheidung, sondern nur der Auftakt ein letztes Krimi-Kapitel – diesmal mit dem Happy End für Dormagen.

Trainer Bilanovic, der sich an der Seitenlinie fast so verausgabt hatte wie sein bis an die körperlichen Grenzen kämpfendes Team, machte hinterher einen extrem zufriedenen Eindruck: „Wir haben heute wieder zwei gute Mannschaften gesehen und wir hatten ja gesagt, dass wir nicht gegen einen zweimal verlieren wollen. Das haben wir geschafft. Unsere Abwehr und unser Torwart haben eine hervorragende Leistung gezeigt.“ Erstaunlich: Juzbasic lag in der offiziellen Statistik mit 31,71 Prozent gehaltener Bälle sogar eine Winzigkeit hinter den Ferndorfern Marin Durica (32,26) und Tim Hottgenroth (33,33). Daraus folgt: Eine Statistik sagt manchmal nicht alles. Auch das könnte in diesem Fall ausgleichende Gerechtigkeit sein.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Seesing (1), Senden (6), Meuser (5), Richter (7/5), Iliopoulos, I. Hüter (4), Reimer, Skroblien, Görgen, Noll, P. Hüter (2), Wilhelm, Sterba (3), Mast (1).