DHB-Pokal
Klar: Gummersbach und Dormagen müssen gewinnen
Die Zweitligisten starten mit Erstrunden-Aufgaben bei Drittligisten in die neue Saison.

Rein oder nicht rein? Ellidi Vidarsson (rechts/“mit“ Ball) und seine Gummersbacher haben diesmal auf jeden Fall dasselbe Ziel wie Torhüter Martin Juzbasic und André Meuser (Nummer 8) mit den Dormagenern. (Foto: Thomas Schmidt)

Natürlich hätte es diese beiden Zweitligisten bei der Auslosung für die erste Runde des DHB-Pokals härter treffen können. Schließlich wäre sogar ein direktes Duell zwischen dem VfL Gummersbach und dem TSV Bayer Dormagen möglich gewesen – oder eines mit dem HSV Hamburg, dem Zweitliga-Meister der vergangenen Saison. Es ging allerdings eine Etage tiefer: Gummersbach tritt am Freitag (19 Uhr) im Nordwesten von Baden-Württemberg bei der SG Pforzheim/Eutingen an, Dormagen am Samstag (19 Uhr) beim ATSV Habenhausen in Bremen. Was die beiden Favoriten wissen: Die Aufgaben sind besonders deshalb schwierig, weil jeder einen Sieg als selbstverständlich voraussetzt – um dann für die Auslosung zur zweiten Runde auf eine der Traumpaarungen gegen Kiel oder Flensburg hoffen zu können. Die Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (Gummersbach) und Dusko Bilanovic (Dormagen) werden deshalb wenigstens einen Teil der Vorbereitung darauf verwenden, die allgemeine Gefahrenlage zu skizzieren. Niemand will sich zwei Wochen vor dem Beginn der Meisterschaft einen die Stimmung drückenden Ausrutscher leisten.

Profitieren dürfte der aufgrund einiger Zu- und Abgänge personell umgebaute VfL von der Routine eines Janko Bozovic, der mit 36 Jahren in der weiter verjüngten Mannschaft der Vorsitzende des „Ältestenrates“ ist – deutlich vor Kapitän Timm Schneider (33) und noch weiter vor Alexander Hermann und Raul Santos (beide 29) oder Lukas Blohme (26). Bozovic glaubt natürlich an seine Gummersbacher: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gut spielen und am Ende auch gewinnen werden, wenn wir unsere Leistung wie im letzten Testspiel gegen Ferndorf auf die Platte bringen.“ Grund für den Optimismus: Im Derby gegen den Klassen-Konkurrenten zeigte der VfL beim 40:31 (19:17) besonders in der zweiten Halbzeit eine überzeugende Vorstellung – mit Bozovic (sieben Treffer) als bestem Werfer. Trotzdem verlangt der erfahrene Linkshänder hundert Prozent Einsatz: „Natürlich wissen wir, dass es ein schweres Spiel wird. Wir wollen von Anfang an Gas geben, gut in der Deckung stehen und unser Spiel machen.“ Was ihn wie alle Handball-Fans auf jeden Fall begeistern wird: Inzwischen steht fest, dass 2000 Zuschauer in der Bertha-Benz-Halle dabei sein dürfen.

Dormagen bezieht aus einer bislang überzeugenden Vorbereitung viel Zuversicht. Dass die Tests gegen die Bundesligisten TBV Lemgo Lippe (24:27) und TSV Hannover-Burgdorf (26:30) verloren gingen, konnte Dusko Bilanovic ganz gut verschmerzen – weil die Leistung jeweils stimmte. Als echte Verstärkung erweist sich dabei immer mehr der aus Stettin (Polen) ins Rheinland gekommene Rückraumspieler Patryk Biernacki (25), der den Angriff belebt und die Abwehr noch stabiler macht. Biernacki ist einer von nur zwei Neuen im Team neben Last-Minute-Zugang Jaka Zurga (23) aus Ljubljana (Slowenien). Zurga wird sich mit Tim Mast die Linksaußen-Position teilen, weil der Zeitpunkt fürs Comeback von Joshua Reuland (nach einem Kreuzbandriss vor knapp fünf Monaten) offen ist. Auf Eis liegt für die kommenden Wochen zudem Alexander Senden (Schulter).

Den Pokal-Auftritt in Habenhausen sieht Bilanovic realistisch – und sein Team ziemlich deutlich in der Favoritenrolle. Eine Voraussetzung, die er bei den Dormagenern immer als gegeben ansieht: Die Einstellung muss stimmen. „Ich denke, dass wir gewinnen werden“, sagt der TSV-Coach, der sich gerne demnächst auf einen der ganz großen Brocken freuen würde: „Am liebsten aber so spät wie möglich, am liebsten im Final Four.“ Der Traum von jenem Viererturnier in Hamburg ist zulässig. Und er beginnt in Habenhausen – bei jenem Klub, der sich in der Elbmetropole im Übrigen auskennt. Vor gut zwei Jahren gewann der ATSV schließlich das Finale des Deutschen Amateur-Pokals nach Verlängerung und Siebenmeterwerfen mit 31:29 gegen den BTB Aachen aus der Regionalliga Nordrhein. Dass er jetzt unter Umständen für den nächsten Paukenschlag sorgen will, kann Dormagen verstehen. Trotzdem hat es eigene Ziele.