Oberliga Mittelrhein
Schon der erste Kracher: Refrath erwartet Dormagen II
Die beiden Titelkandidaten bekommen am zweiten Spieltag eine echte Standort-Bestimmung. Für andere geht es darum, einen Fehlstart zu verhindern.

Ich schreib es dir schnell auf: Dormagens Trainer David Röhrig (Mitte) führt eine Mannschaft, die am Wettbewerb „Jugend forscht“ teilnehmen könnte. Moritz Köster (links) zum Beispiel ist noch 18, Florian Träger (rechts) „schon“ 19. Das Spitzenspiel bei der HSG Refrath/Hand dürfte spannend werden. (Fot0: Thomas Schmidt)

Gemütlich in die Saison reinkommen und sich in aller Ruhe der besten Form nähern, weil nach der langen Handball-Pause noch nicht alle Abläufe funktionieren? Diese schöne Idee lässt sich jedenfalls für die Top-Teams der Oberliga Mittelrhein kaum verwirklichen. Eher ist das Gegenteil der Fall: Zwei der ernsthaften Kandidaten auf die Meisterschaft treffen schon am zweiten Spieltag aufeinander – und dass die HSG Refrath/Hand am Samstagabend (19.30 Uhr) in der Halle Steinbreche die eigenen Fans hinter sich weiß, ist ein Vorteil. Wegen der Modus-Änderung, nach der alle Teams zunächst nur eine einfache Hinrunde absolvieren, gibt es kein direktes Rückspiel – und eine Niederlage ist schlecht zu reparieren. Immerhin ist davon auszugehen, dass sowohl Refrather als auch Dormagener einen der ersten acht Plätze für die Meisterrunde erreichen und nichts mit der Abstiegsrunde der übrigen acht Klubs zu tun haben. 

Das direkte Duell dürfte zeigen, welcher der beiden Trainer mit seiner vorsichtig-zurückhaltenden Taktik für die eigenen Chancen richtiger liegt – Refraths Christopher Braun, der vor dem Start eher dem TSV Bayer und dem Pulheimer SC die Rolle der Top-Favoriten zugeschanzt hat, oder David Röhrig, der immer wieder auf die Tatsache hinweist, dass sich beim Dormagener Unternehmen „Jugend forscht“ erst viele Dinge einspielen müssen.  Beim Auftakt-Erfolg über den SC Fortuna Köln (30:21) standen in Keeper Benjamin Ludorf (18), Moritz Köster (18), Lennart Leitz (18) und Alexander Schoss (18) alleine vier 18-Jährige aus der aktuellen Bundesliga-A-Jugend im Aufgebot. Johannes Emmerich und Leon Seyb (beide erst 17) waren sogar aus dem Jahrgang 2004 mit von der Partie. Für die Gäste geht die Aufgabe deshalb als Reifeprüfung durch und beide Seiten bekommen direkt eine echte Standort-Bestimmung. Die HSG Refrath/Hand freut sich bei allem Respekt vor dem Gegner riesig drauf: „Wir fiebern alle gemeinsam unserem ersten Heimspiel entgegen, das gegen Dormagen direkt das erste Top-Spiel ist.“ Ganz nebenbei geht es darum, ob die Hausherren nach dem 40:26 bei der SG GFC Düren ihre Tabellenführung verteidigen können.

Der Pulheimer SC, der mit dem 30:17 beim CVJM Oberwiehl trotz personeller Probleme ebenfalls einen deutlichen Auftaktsieg erzielte, wird das direkte Aufeinandertreffen der beiden Titel-Kontrahenten sehr sorgfältig beobachten. Gleichzeitig will das Team von Trainer Kelvin Tacke gegen den vor einer Woche noch spielfreien TuS 82 Opladen II (Auftakt gegen SSV Nümbrecht auf 13. November verlegt) zwei weitere Punkte holen. Unterschätzen werden die Hornets ihren Gegner sicher nicht, obwohl die Opladener wegen der seit der Flutkatastrophe im Juli gesperrten Bielerthalle eine schwierige Vorbereitung hinter sich haben. Gleichfalls vor seinem ersten Einsatz in dieser Saison steht der SSV Nümbrecht (hätte vor einer Woche gegen Opladen antreten sollen), der den Spieltag mit dem oberbergischen Derby gegen den TuS Derschlag eröffnet – der wiederum zum Start beim 23:29 gegen den Turnerkreis Nippes eine so nicht zu erwartende Niederlage hinnehmen musste.

Klar, dass auf der anderen Seite Trainer Frank Rösgen und seine Nippeser gegen den Longericher SC II mit Rückenwind zu ihrer Heimpremiere antreten: „Wir dürfen endlich mal wieder und nach einer gefühlten Ewigkeit zu Hause in Nippes antreten. Wir freuen uns alle sehr.“ LSC-Kollege Frederic Rudloff hält jedoch vermutlich nichts von einem größeren Entgegenkommen, weil die Longericher das 26:28 gegen den Birkesdorfer TV als Ballast mit sich herumtragen. Bereits so etwas wie Druck spürt Trainer Philipp Havers, dessen HC Weiden II  mit dem 25:30 beim MTV Köln einen missglückten Start erwischte und nun vor dem Derby gegen den ASV SR Aachen steht – der seinerseits das 26:25 aus dem Aachener Derby gegen den BTB II mitbringt. „Wir stehen bereits unter Zugzwang“, sagt Havers, „wir haben weiterhin Personalprobleme im Rückraum und zusätzlich am Kreis und. Wir werden sehen müssen, wir wir diese kompensieren. Ich hoffe, dass wir das Derby dennoch offen gestalten können.“