02. September 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es war theoretisch eine erdrückende Übermacht im Düsseldorfer Castello. Hier standen im Finale der German International Youth Championships (GIYC) die Füchse – jener in der deutschen Nachwuchs-Arbeit führende Verein aus der 3,6-Millionen-Metropole Berlin. Auf der anderen Seite standen die B-Junioren aus einem kleinen dänischen Dorf: Gudme. Das liegt auf der Insel Fünen, rund zehn Kilometer nordöstlich von Svendborg und hat, wenn eine halbamtliche Statistik richtig liegt, etwas mehr als 900 Einwohner. Die Gemeinde beherbergt trotzdem einen namhaften Verein: Gudme Oure Gudbjerg Håndbold (GOG) war schon sieben Mal Meister und neun Mal Pokalsieger. Er hatte bereits Weltklasse-Handballer wie Anders Eggert, Mikkel Hansen, Lasse Svan oder Thomas Mogensen in seinen Reihen. Bis zum Ende der kommenden Saison gehört Markus Gidsel noch zu den Stützen des dänischen Erstligisten, der jedoch bald auf die Dienste des 22-Jährigen verzichten muss. Gidsel, eins der aktuell größten Talente im Welt-Handball und kürzlich bei den Olympischen Spielen in Tokio zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt, ist inzwischen einem Lockruf aus der Bundesliga gefolgt. Und hier schließt sich irgendwie der Kreis: Der Rückraumspieler trägt ab 2022/2023 das Trikot des Hauptstadt-Klubs. Während die Füchse der versammelten europäischen Konkurrenz einen Top-Handballer vor der Nase wegschnappten, nahmen sie GOG Handbold nun den GIYC-Turniersieg weg. Die Mannschaft von Trainer Fabian Lüdke, die im Laufe der drei Tage von Düsseldorf immer mehr zulegte, gewann das Finale verdient mit 31:25 (16:12). Trotz der Niederlage war auch GOG-Coach Peter Ipsen mit dem Gesehenen und dem Anschneiden seines Teams einverstanden: „Wir haben eine komplett neue Mannschaft. Vor dem Turnier hatten wir erst drei Wochen gemeinsam trainiert und nur ein Spiel bestritten. Die Mannschaft hat mich mit ihrer Leistung überrascht.“
Das war bei den Füchsen unter dem Strich ein bisschen anders, weil die Berliner diesmal nach dem 23:30 aus dem Premierenfinale von 2019 gegen Skanderborg Handbold (Dänemark) den großen Wurf schaffen wollten. Dann fielen die Auftakt-Leistungen trotz der drei Vorrunden-Siege gegen BFKA Veszprem (Ungarn/21:19), Rhein Neckar Löwen (16:25) und TSV Bayer Dormagen (16:13) eher durchwachsen aus, sodass sich Lüdke doch Sorgen zu machen begann. Entsprechend erleichtert zeigte er sich hinterher: „Nach unseren Spielen am Montag hatte ich eine schlaflose Nacht. Aber wir haben uns zum Dienstag gesteigert und den Höhepunkt haben wir uns für das Finale aufgehoben. Es war eine Leistungs-Explosion und eine Stimmungs-Explosion nach dem Abpfiff. Über den Endspiel-Einzug hatten wir uns noch verhalten gefreut.“ Ein 30:16 über die SG Flensburg-Handewitt im Viertelfinale und das 24:20 im Halbfinale gegen die Rhein Neckar Löwen brachten das Ticket fürs Endspiel, das der Deutsche Meister der B-Junioren über weite Strecken klar dominierte.
Mehr wäre vermutlich für die Dormagener drin gewesen, die mit dem 13:11 über den Vizemeister Löwen und dem 19:13 gegen Veszprem begannen, ehe sie im sich oft wiederholenden Duell mit den Berlinern eine 13:16-Niederlage hinnehmen mussten – nach dem 26:33 im DM-Halbfinale (Juni) und dem 18:15 im Finale des Sauerland-Cups. Weil Trainer Peer Pütz zur Belastungssteuerung vermehrt jüngere Spieler einsetzte, fand er die Niederlage gegen die Füchse nicht tragisch: „Die haben das super gemacht.“ Knackpunkt war dann das Viertelfinale mit dem 13:16 gegen RK Celje (Slowenien), als der TSV Bayer unter seinen Möglichkeiten blieb. „Da haben wir leider ein sehr schlechtes Spiel gemacht“, fand Pütz. Er sah bis zum 6:2 (8.) einen Blitzstart der Dormagener, die ab jetzt aber den Faden verloren – und am Ende alle Chancen aufs Halbfinale. So ging es nach einem weiteren Erfolg über Veszprem (25:23) ins Spiel um den fünften Platz, das mit dem 32:23 über Flensburg-Handewitt und dem erneuten Einsatz vieler jüngerer Spieler ein guter Abschluss war. Das Fazit fiel für den Bayer-Coach insgesamt positiv aus: „Ärgerlich war nur die Niederlage gegen Celje, durch die wir eine bessere Platzierung verpasst haben. Das Turnier war super organisiert und hatte ein gutes Niveau. Es war auch sehr interessant mit den anderen Nationen. Wir waren sehr zufrieden, dass wir teilnehmen konnten.“ Einen Titel nahm der DM-Dritte im Übrigen sowieso mit: Jan-Christian Schmidt wurde zum besten Abwehrspieler des GIYC 2021 gewählt.