3. Liga
Burscheid ist das neue Zentrum und „Valle“ Inzenhofer der größte Pechvogel
Die Bergischen Panther, TuS 82 Opladen und Leichlinger TV sind vorübergehend in einer Stadt zu Hause. Der Longericher SC muss monatelang ohne seinen Keeper auskommen.

Traurig: Auch Valentin Inzenhofer hatte sich sehr auf den Start gefreut, Wegen eines Kreuzbandrisses wird er aber lange ausfallen. (Foto: Thomas Schmidt)

Eins steht schon vor dem Saisonstart fest: Burscheid ist ein Ballungsraum der 3. Liga – jene Stadt, die nach der jüngsten Erhebung vom 31. Dezember 2020 über rund 18.500 Einwohner verfügt. Es ist natürlich zuerst die Heimat der Bergischen Panther, die mit Trainer Marcel Mutz vor beinahe einem Jahr am 23. Oktober ihren bisher letzten Meisterschafts-Einsatz hatten – und entsprechend heiß darauf sind, dass es nun weitergeht. „Wir freuen uns alle drauf. Endlich wieder Adrenalin, endlich wieder Wettkampf“, sagt Mutz – und er spricht allen aus der Seele. Während die Panther am Samstagabend ab 19 Uhr gegen die ESG Gensungen/Felsberg kaum zu Kompromissen bereit sein werden, haben sie als Stadt bereits ihre Bereitschaft gezeigt, mit unverschuldet in Not geratenen Nachbarn zu teilen. Davon profitieren in diesem Fall der TuS 82 Opladen und der Leichlinger TV, die unverändert unter den Folgen der Flutkatastrophe Mitte Juli leiden – weil sie ihre gewohnten Heimspielstätten bis auf Weiteres nicht benutzen können. Beide Vereine mussten bereits über den gesamten letzten Teil der Vorbereitung von Woche zu Woche improvisieren und beide wurden auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Partien der 3. Liga in Burscheid fündig – wofür sie sehr dankbar sind. Während die Panther in der Max-Siebold-Halle antreten, steigt die Opladener Premiere mit dem „Heimspiel“ gegen die SG Menden Sauerland Wölfe am Samstag um 19.30 Uhr in der knapp sechs Kilometer entfernten Schulberghalle. In zwei Wochen treten dann alle drei Mitglieder der etwas anderen Handball-Spielgemeinschaft im Bergischen an – die Panther am 17. September gegen den Longericher SC, die Opladener am 18. September gegen Gensungen/Felsberg, die Leichlinger am 19. September gegen die Sauerland Wölfe. 

Durchaus hohe Ambitionen sind beim Longericher SC zu finden – erst recht nach den teilweise sehr überzeugenden Leistungen in Tests gegen Zweitligisten wie TuSEM Essen, TV Großwallstadt, ASV Hamm-Westfalen oder TSV Bayer Dormagen. Das klare Ziel, das Trainer Chris Stark und sein Team verfolgen: Sie wollen in den Kampf um einen der beiden ersten Plätze eingreifen – was sich in der nach dem Staffel-Umbau neuen Gruppe D aus zwölf Teams auch anbietet, weil jene zwei Teams nach der Hin- und Rückrunde an der Aufstiegsrunde teilnehmen dürfen. „Unser Kader ist ausgewogen und gut besetzt“, sagt Stark, der gleichzeitig Sportlicher Leiter ist, „an einem guten Tag können wir gegen jeden Gegner gewinnen.“ Gleichzeitig weiß der LSC, dass keine einzige Partie ein Selbstläufer wird und Vereine wie die HSG Krefeld oder SG Schalksmühle-Halver äußerst starke Mitbewerber sind. Im Gespräch für unser Harzhelden-Saisonheft hat es Stark so ausgedrückt: „Man muss erst seinen Rhythmus finden und sicher auch Glück haben, bezogen auf Verletzungen.“ Genau da gab es jetzt aber im Training am Montag einen ganz bitteren Rückschlag: Keeper Valentin „Valle“ Inzenhofer erlitt einen Kreuzbandriss, wird bald operiert und sehr wahrscheinlich für die komplette Serie 2021/2022 ausfallen. „Das war natürlich ein Schock für uns“, erklärt der Longericher Coach, „jetzt wollen wir am Samstag auch den Sieg für Valle holen.“ Dass die Aufgabe bei der Gummersbacher Zweiten mit dem neuen Trainer Goncalo Miranda schwierig wird, steht für Stark trotzdem fest: „Das ist eine starke Truppe. Ich sehe uns aber gut gerüstet.“ Die Hautplast bei den Keepern trägt der zuletzt bärenstarke Philipp Ruch und als zweiter Mann rückt David Fischbach aus der LSC-Zweiten für die Aufgabe in Gummersbach hoch.

Für die Opladener waren die vergangenen Wochen mit der Dauer-Suche nach geeigneten Trainings-Möglichkeiten eine echte Herausforderung und trotzdem oder gerade deswegen ist das Team von Trainer Fabrice Voigt ebenfalls richtig heiß auf den Start in die Saison. Über ein Jahr nach dem Aufstieg aus der Regionalliga und fast elf Monate nach dem bislang einzigen Drittliga-Spiel der Vereinsgeschichte geht das Abenteuer nun unter erneut ungewöhnlichen Vorzeichen von vorne los. „Wir hoffen, dass uns ein paar Fans anfeuern werden“, sagt Voigt, der grundsätzlich zuversichtlich gestimmt ist. Sollte den Opladenern ein Erfolg gelingen, würde er im Übrigen amtlich als Heimsieg gelten – und eine gute Basis für den Kampf um den Klassenerhalt abgeben. Aaron Ellmann (Knorpelschaden), Philipp Krefting (Schulter) und Torhüter Jascha Schmidt (Fuß) werden die Premiere verpassen. Der Leichlinger TV, Leidensgenosse des TuS 82 bei der Hallensuche, hat dasselbe Ziel wie der Lokalrivale: Für die Mannschaft von Trainer Lars Hepp geht es in allererster Linie um den Klassenerhalt – entweder direkt (mindestens Platz sechs) oder anschließend über die Abstiegsrunde. Das Unternehmen beginnt mit der schwierigen Aufgabe bei der SG Schalksmühle-Halver.

Für viele als Top-Favorit Nummer eins gilt die personell erneut umgebaute und verstärkte HSG Krefeld Niederrhein, die in ihren eigenen Medien die „Mission Angriff“ ausgerufen hat. Alles andere wäre angesichts weiterer namhafter Neuverpflichtungen aus der 2. Bundesliga (unter anderem Torhüter Sven Bartmann vom TSV Bayer Dormagen und Regisseur Merten Krings vom ASV Hamm-Westfalen) auch unglaubwürdig. HSG-Trainer Maik Pallach äußerst sich dennoch lieber etwas zurückhaltender und er rückt seinen Plan, die Eagles mittelfristig als Gesamt-Konstrukt anzuschieben, in den Mittelpunkt. Wie weit die „neue“ HSG in ihrer Entwicklung tatsächlich ist, wird sich direkt zum Auftakt gegen TuSEM Essen II zeigen. Das ist jener Klassen-Neuling. der in der Aufstiegsrunde der Regionalligisten formschön die vermeintlich viel besser besetzte SG Ratingen in Einzelteile zerlegte (27:19) und ganz offensichtlich keine Angst vor großen Namen hat. Dass eine Hürde wie die in Krefeld normalerweise zu hoch sein dürfte, ist den Essenern klar: „Wir kriegen direkt die volle Breitseite“, findet Trainer Nelson Weisz. Weil die TuSEM-Zweite allgemein überhaupt nichts zu verlieren hat, ist sie vielleicht sogar doppelt gefährlich. Für jeden Gegner. Auch das steht schon vor dem Saisonstart fest.