08. September 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Du sieht das. Du siehst zweimal hin. Und dann weißt du nicht, ob du lachen oder weinen sollst. Der Handball, der in den vergangenen anderthalb Jahren so viel erleiden und einen Kampf mit zahlreichen Widrigkeiten durchstehen musste, war tatsächlich nicht in der Lage, für einen Punkt mit beträchtlicher Außenwirkung in diesem langen Zeitraum eine passende Lösung zu finden. Das Problem begann eigentlich mit einem Wechsel des Ergebnisdienstes, der sich jetzt unter dem Namen „Nuliga“ als die „neue Kommunikationsplattform des Verbands“ bezeichnet. Das sind im Harzhelden-Gebiet der Niederrhein und der Mittelrhein. Sollte Kommunikation auch Information bedeuten, was wohl logisch wäre, funktioniert der Betrieb allerdings hinten und vorne nicht – was weniger an der Software der Erfinder-Firma liegt, sondern viel mehr mit Restriktionen von „oben“ zu tun hat. Das Problem ploppte zum ersten Mal am Anfang der Saison 2018/2019 auf – also lange, bevor Corona entscheidend in das Leben des Sports eingriff. Die NRW-Datenschützer hatten aufgrund einer bei ihnen eingegangenen Beschwerde das Verbot ausgesprochen, die Spielberichte wie zuvor für jedermann verfügbar auf die Ergebnisseite zu stellen. Da war doch vorher tatsächlich die Trefferfolge nachzulesen – versehen mit dem Namen des jeweiligen Torschützen, sodass sich in einer Aufstellung schön kompakt eine Übersicht finden ließ. Zeitstrafen und Siebenmeter (sogar verworfene) ließen sich ebenfalls zuordnen. Das war praktisch von heute auf morgen vorbei, erst am Niederrhein und ein bisschen später am Mittelrhein.
Es gab denn jene, die das für blanken Unsinn und im Sinne des Handballs für kontraproduktiv hielten. Es gab immerhin Bemühungen, mit einem relativ hohen Aufwand eine Behelfs-Lösung zu finden. Soll sollten Spieler über eine hinterlegte E-Mail-Adresse die Freigabe ihrer „Daten“ anstoßen können – was von manchen offensichtlich erfolgreich durchgeführt wurde. Eine Hürde: Die Parteien schienen sich bisweilen immer wieder den schwarzen Peter zuzuschieben. Geht nicht, ist viel zu kompliziert, sagen die einen. Und tatsächlich schien/scheint es in den Jahren 2020 und 2021 manchmal gar nicht so einfach zu sein, einen Namen mit Umlaut wie „ä“ oder „ü“ im System unterzubringen. Die Vereine, die zuständig sind, könnten allerdings definitiv für mehr Klarheit sorgen, wenn sie das Thema intern vorantreiben. Wer da richtig liegt? Schwer zu sagen. Weniger schwer zu sagen: Es. funktioniert. einfach. nicht. Der offizielle Ergebnis-Dienst ist alles, aber kein Informationsdienst im Sinne seiner Sportart. Er ist meistens ein Flickenteppich und manchmal sogar eine Wüste. Eine Welt der Anonymen.
Nachweisen lässt sich das wunderbar am Fall der Oberliga Mittelrhein, die am vergangenen Wochenende ihren zweiten Spieltag hinter sich brachte. Klarer Sieger in der Wertung mit den Klarnamen ist im Übrigen der CVJM Oberwiehl, der rund um die 23:24-Niederlage beim SC Fortuna Köln tatsächlich eine Quote von etwa 70 Prozent erreichte – eine absolute Ausnahme. Deutlich häufiger kommt vor, dass ein Verein komplett anonym bleibt, was zwangsläufig eine relativ brotlose Angelegenheit erzeugt. Es gab sogar eine Partie, die den Handball-Interessierten mit dem völligen Verzicht der Namens-Nennung verwöhnte. Kleiner Hinweis: Es ließ sich kein Sieger ermitteln und es fielen insgesamt nur überschaubare 44 Treffer. Ob das alles so sein muss?
Dass der Handball nicht ohne Weiteres in die Welt zurückkehren wird/kann, die bis zum Frühjahr 2019 als normal galt, ließ sich am vergangenen Wochenende beim Pixum-Supercup in Düsseldorf beobachten. Rund 8000 Zuschauer hätten fürs Duell zwischen dem Deutschen Meister THW Kiel und dem Pokalsieger TBV Lemgo im großen PSD Bank Dome in Düsseldorf dabei sein dürfen. Genau 3007 Fans wies hinterher die offizielle Statistik der HBL aus – was unter anderem deren Geschäftsführer Frank Bohmann durchaus mit einiger Sorge zur Kenntnis nahm. Wenn der nur für die Profi-Ligen verantwortliche Bohmann wüsste, was die eine oder andere Etage weiter unten los ist, würde er vermutlich heftig den Kopf schütteln. Das würde uns dann zweifellos einen. Wir sind glücklich darüber, dass die Saison zunehmend an Fahrt gewinnt. Nach der 3. Liga und der Oberliga Mittelrhein folgt jetzt die 2. Bundesliga mit TuSEM Essen, dem VfL Gummersbach und dem TSV Bayer Dormagen, ehe die Regionalliga Nordrhein und die Oberliga Niederrhein am 17./18. September so etwas wie die Nachhut bilden – vermutlich bestehend aus einer Menge an Anonymen. Und dann weißt du wieder nicht, ob du lachen oder weinen sollst. Klar: Vermutlich werden wir daran nichts ändern können. Deshalb bleibt das hier für alle, die so lange darauf gewartet haben, die Botschaft, um die es geht: Endlich. wieder. Handball.