09. September 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Das haben die Spielplan-Gestalter definitiv ganz gut hinbekommen. Und die Partie am Freitagabend ist für den Longericher SC sogar eine echte Premiere – weil er in der immer noch ziemlich neuen Halle an der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule zum ersten Mal um Punkte in der 3. Liga spielt. Das war eigentlich für den 2. Oktober 2020 geplant, doch das Derby gegen den TuS 82 Opladen musste damals ausfallen. Die Mannschaften hatten bereits mit dem Warmmachen begonnen, aber die Hallentechnik kein Herz für die Handballer: Das Licht funktionierte nicht, es blieb trotz aller Bemühungen dunkel. Anschließend kehrte der LSC vorsichtshalber in die vorherige Halle des Heinrich-Mann-Gymnasiums am Fühlinger Weg zurück und gewann dort am 17. Oktober gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (27:21). Das wars dann allerdings weitgehend mit der Saison 2020/2021. Und jetzt? Können sie in Köln kaum den Anwurf erwarten. Es sind alle Zutaten für einen tollen Abend da. Erstens: Direkt am zweiten Spieltag kommt die HSG Krefeld Niederrhein, einer der Favoriten auf die Meisterschaft in der Gruppe D. Zweitens: Die Longericher wollen ebenfalls oben mitmischen. Drittens: Das Team von Trainer Chris Stark tritt nach der 28:32-Niederlage vom Auftakt beim VfL Gummersbach II mit Wut im Bauch an. Alles zusammen hat dafür gesorgt, dass sämtliche zur Verfügung stehenden Tickets bereits vergeben sind. Die Halle ist ausverkauft. Damit bietet sich beiden Teams die Gelegenheit, jeweils für sich selbst die Werbetrommel zu rühren – und für den Handball insgesamt. Der Westen schaut am Freitagabend auf Köln.
HSG-Coach Maik Pallach, dessen Team gegen den Aufsteiger TuSEM Essen II nach einigen Anlaufschwierigkeiten mit 33:30 gewann, weiß sehr genau, was auf die Eagles zukommt: „Ich habe den Jungs schon gesagt, der Preis ist heiß, den es am Freitag zu gewinnen gibt. Longerich spielt eine sehr gute kompakte Abwehr und sie haben einen überragenden Rückraum. Es gibt bei keinem Drittligisten eine ähnliche Qualität auf diesem Level. Wir sind sehr gespannt, wie wir dieses Spiel angehen. Wir werden alles in die Waagschale werfen und wir sind gut vorbereitet.“ Pallach geht davon aus, dass sich nur mit der entsprechenden Einstellung, einer verbesserten Trefferquote und einer starken Defensiv-Leistung etwas mitnehmen lässt. Seine grundsätzliche Einschätzung zu Longerich ist von Respekt geprägt: „Wir sind ein Spitzenteam, der LSC sicherlich auch. Und so ist es schon am zweiten Spieltag ein Aufeinandertreffen der beiden vermeintlich besten Mannschaften in dieser Gruppe.“ Dass die Krefelder unter dem Strich etwas entspannter sein können, liegt vornehmlich an der Niederlage der Kölner in Gummersbach, die Stark mit der Mannschaft inzwischen durch- und aufgearbeitet hat. Sein Urteil über die HSG ist ebenfalls von Respekt geprägt: „Wir stehen vor der schwierigsten Aufgabe in der 3. Liga. Krefeld ist ja eine verkappte Zweitliga-Mannschaft. Wir hatten aber eine gute Trainingswoche und wir rechnen uns natürlich eine Chance aus. Wir versuchen, unsere Bestform zu präsentieren, und hoffen dann, dass es für eine Überraschung reicht. Wir hoffen auf ein tolles Handballspiel und auf das, was wir so lange vermisst haben – am besten natürlich mit einem guten Ausgang für uns.“
Die vielleicht größte Überraschung am ersten Spieltag waren wohl die Gummersbacher, denen vermutlich nicht viele einen Erfolg über Longerich zugetraut hätten. Beim Blick auf die Aufstellung lässt sich manches jedoch ein bisschen besser erklären: Der neue Trainer Goncalo Miranda hatte mehrere Spieler aus dem Zweitliga-Kader an Bord – die wie selbstverständlich tragende Rollen einnahmen. Weil der VfL eine Etage höher erst am nächsten Dienstag in die Saison startet, spricht nun einiges für eine Fortsetzung dieses intensiven Leihgeschäfts in der Partie beim Leichlinger TV. „Für uns wird wichtig sein, schnell in unser Spiel zu kommen“, sagt Leichlingens Co-Trainer Achim Symmanek, „wir hoffen darauf, dass einige unserer Verletzten zurückkehren und wir dann mit einer engagierten Leistung sowie einer kleinen Steigerung unsere Chance suchen. Wozu es am Ende reicht, werden wir sehen. Wir hoffen das Beste.“ Gummersbachs Trainer Miranda leitet aus dem Sieg über Longerich keineswegs die ganz hohen Ziele ab: „Ich bin mit dem ersten Spiel zufrieden, aber wir sind ein junges Team und wir werden in dieser Saison viele Höhen und Tiefen haben. Jetzt erwarten wir eine Heim-Mannschaft, die viel Kampfgeist mitbringt.“ Eine der Schlüsselfiguren der Leichlinger, die zum Auftakt bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons verloren (23:29), ist nicht nur seiner Ansicht nach der erfahrene LTV-Regisseur Valdas Novickis. Dass der VfL dessen Kreise einengen will, dürfte die Gastgeber kaum überraschen.
Der TuS 82 Opladen, der mit dem 24:22 über die SG Menden Sauerland Wölfe den ersten Erfolg seiner Drittliga-Geschichte einfuhr, sieht sich trotz aller Freude nicht in der Rolle des Favoriten für die nächsten Aufgaben – sondern eher Luft nach oben. „Wenn du nach dem ersten Spiel sagen kannst, dass wir noch Steigerungspotenzial haben, stimmt mich das optimistisch. Wir wissen, dass wir vor allem im Angriff viel besser Handball spielen können“, findet Trainer Fabrice Voigt, „am Ende zählt vor allem, das wir die Punkte haben.“ Mit mehr Wirkung vorne, der bisherigen Qualität des Verbundes aus Abwehr/Torhüter und der Leidenschaft vom Auftakt will sich der TuS 82 der Aufgabe beim TuS Volmetal widmen – die wieder eine Herausforderung wird.
Die Bergischen Panther, nach dem überzeugenden 31:17 über die ESG Gensungen/Felsberg der erste Tabellenführer in dieser Saison, wissen die aktuelle Situation gut einzuschätzen – und sie werden/dürfen die Aufgabe beim Klassen-Neuling TuSEM Essen II nicht auf die leichte Schulter nehmen. Panther-Trainer Marcel Mutz wird sehr aufmerksam registrierte haben, wie die Essener mit ihrem Coach Nelson Weisz beim Start den klaren Favoriten HSG Krefeld Niederrhein streckenweise in größte Bedrängnis brachten. Beim 17:13 zur Pause lagen die Essener, der vielleicht größte Außenseiter der 3. Liga, deutlich vorne, ehe Krefeld mit acht Toren hintereinander die Wende schaffte – 21:17 (39.). Weil TuSEM danach wieder voll auf Augenhöhe unterwegs war und sich in die Partie zurückkämpfte, ging der Auftritt für Weisz insgesamt in Ordnung: „Ich kann meiner Mannschaft nur ein Lob aussprechen.“ Vorteil für beide Kontrahenten: Sie treten erst am Sonntag gegeneinander an. Deshalb steht ihr Programm für den Freitagabend höchstwahrscheinlich fest: Der Westen schaut schließlich nach Köln.