3. Liga
Eiskalt: Eagles gewinnen gegen Longericher Leidenschaft
Die HSG Krefeld Niederrhein nimmt vom LSC einen 27:26 mit - in einer Partie, die keinen Sieger verdient hatte.

Zu früh gefreut: Das 24:21 von Marian Dahlke machte eigentlich den Weg frei zum Longericher Sieg, doch der Vorsprung reichte nicht. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC – HSG Krefeld Niederrhein 26:27 (11:14). Der Kölner an sich feiert ja gerne zu jeder Jahreszeit Karneval, zur Not auch im ausgehenden Sommer oder im beginnenden Herbst. Und der Longericher SC war am Freitagabend im Top-Spiel zweier Spitzenteams gegen die HSG Krefeld Niederrhein auch drauf und dran, seine Fans in einen Freudentaumel zu versetzen. Beim Stande von 12:17 (33.) kurz nach der Pause waren wohl die meisten Krefelder von einem Sieg der Eagles überzeugt – und die meisten Kölner gedanklich zunächst schon auf dem Weg in die Niederlage. Doch es kam alles ganz anders, weil sich die Hausherren in einen Rausch spielten, das höchste Risiko zur höchsten Leidenschaft hinzugaben und mit der 24:21-Führung (50.) belohnt wurden. Entscheidend auf der Zielgeraden: Die Antwort der Gäste auf die Euphorie der Hausherren fiel vor allem nüchtern und sehr effizient aus. Die Mannschaft von Trainer Maik Pallach setzte einige Wirkungstreffer und nahm am Ende in einem Duell, das unter dem Strich keinen Gewinner verdient gehabt hätte, beide Punkte mit – die für den weiteren Kampf um die Meisterschaft  sehr wertvoll sind. Während die Eagles nun mit 4:0 Zählern zum Saisonstart eine gute Basis für die weiteren Aufgaben haben, liegt Longerich nach dem 28:32 vom Auftakt beim VfL Gummersbach II bei 0:4 Punkten hinter den eigenen Hoffnungen auf einen Spitzenplatz zurück. Viel Boden wird die Mannschaft von Trainer Chris Stark in den kommenden Wochen nicht mehr abgeben dürfen.

Bereits der erste Durchgang bot reichlich Zünd- und Diskussionsstoff – neben überragender Leistungen beider Torhüter. Was Longerichs Philipp Ruch und Krefelds Sven Bartmann abwehrten, hatte mehr als nur gehobenes Drittliga-Niveau. In der von beiden Seiten mit vielen Emotionen geführten Auseinandersetzung rannten die Gastgeber zunächst immer hinterher, ehe sie mit dem 6:6 (12.) durch Daniel Koenen den ersten Ausgleich erzielten und kurz darauf blitzartig aller Chancen beraubt zu sein schienen. Los ging es mit der Zeitstrafe gegen Dustin Thöne, dessen Berührung Eagles-Spielmacher Merten Krings dankend zu einem spektakulären Flug annahm (13.). Diese Entscheidung war deutlich übertrieben, weniger traf das jedoch auf die folgenden Zeitstrafen gegen Koenen (13.) und Marian Dahlke (14.) zu, durch die Longerich vorübergehend mit drei Mann weniger auskommen musste. Als das Personal wieder komplett war, hieß es trotzdem nur 7:8 (16.), weil die Gäste bis auf den Treffer von Lars Jagieniak nichts aus ihrer Überzahl machten.

Der zweite Abschnitt bot schnell den nächsten Aufreger, weil die Unparteiischen im Gerangel zwischen Thöne und Krings eine Tätlichkeit des Longerichers gesehen hatten – und ihm die Rote Karte zeigten (34.). Ausgerechnet diese Entscheidung setzte allerdings beim LSC neue Kräfte frei, denn praktisch sofort begann eine beeindruckende Aufholjagd – 18:18 (40.), 20:20 (44.). Mit dem Dreierpack von Marian Dahlke (46.), Benjamin Richter (47.) und Luca Tomassini (49.) zum 23:20 begab sich Longerich sogar auf den Weg zu einem Triumph – der mit dem 24:21 (50.) von Dahlke endgültig Formen annahm. Und wieder war es eine Rote Karte, die alles auf den Kopf stellte: Der nach dem Foul an Marian Dahlke des Feldes verwiesene Krefelder Matija Mircic durfte von draußen staunen, wie die Eagles mit dem Rückschlag umgingen. 

Beim 24:24 (55.) durch Krings, in der zweiten Halbzeit der erklärte Buhmann für die LSC-Fans, war die  HSG wieder dran, bevor sie das 25:24 (56.) der Kölner durch Koenen gekonnt beantwortete – 25:25 (57.), 26:25 (58.) und 27:25 (60.). Das 26:27 (60.) eine halbe Minute vor der Schluss-Sirene kam dann zu spät für Longerich, das bei aller Leidenschaft in der finale Phase den einen oder anderen Fehler zu viel einstreute und insgesamt zu viele freie Gelegenheiten ungenutzt ließ. LSC-Coach Chris Stark konnte zwar weniger mit dem Resultat, aber bei aller Enttäuschung insgesamt mit dem Auftreten seiner Longericher leben: „Meiner Meinung nach haben wir heute ein überragendes Handballspiel gesehen. Es war ein packender Kampf um zwei Punkte und wir waren schon in der ersten Halbzeit gleichauf, haben aber gute Einwurfmöglichkeiten nicht genutzt. Dann drehen wir das Spiel, führen mit 24:21 und haben es dann leider nicht mehr geschafft, für den Knockout für Krefeld zu sorgen. Wir hatten nicht mehr die ganz große Klarheit, haben aber weiter aufopferungsvoll gekämpft. Da brauchen wir uns gar nichts vorzuwerfen. Ich denke, wir hätten einen Punkt verdient gehabt.“ 

Longericher SC: Ruch, Briese – Koenen (7), Peters (3), Zerwas, Pyszora, Richter (1), Lux, Thöne (1), Wolf, Tomassini (1), Zimmermann (4), Schulz (5), Nolting, Dahlke (4).

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krings (3), Schnalle, Juric, Schneider (2), Noll (2), Hahn (4), Molz (1), Schulz (1), Braun (1), Brüren (8/4), Jagieniak (3), Obranovic (2), Mircic.