14. September 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
VfL Gummersbach – VfL Lübeck-Schwartau 31:22 (13:10). So oder ähnlich hatten sich die Gummersbacher den Start in die neue Saison und das Comeback von Zuschauern in der Schwalbe-Arena vorgestellt. Erstens: Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson steigerte sich am Dienstagabend nach für eine Auftakt-Partie typischen Anlauf-Schwierigkeiten zu einer überzeugenden Vorstellung, bekam die Gäste zunehmend besser im Griff und nach der Pause immer wieder einen guten Grund, nach der Zeit zu schauen. Es war 20.13 Uhr, als Julian Köster in der 43. Minute den Treffer zum 21:15 erzielte – und die Gummersbacher damit zum ersten Mal auf den ersten Tabellenplatz hievte. Lübeck verkürzte auf 16:21 (44.), ehe Janko Bozovic in derselben Minute um 20.16 Uhr auf 22:16 erhöhte und den Sprung wiederholte: Der VfL war erneut Erster. Weil die Hausherren nun endgültig Gefallen an der klaren Führung gefunden hatten, ließen sie nicht mehr locker und bauten ihr Polster bis zur Schluss-Sirene auf neun Treffer aus. Der Lohn in Zahlen: Gummersbach liegt mit 2:0 Zählern und dem deutlichsten Torverhältnis auf Rang eins – vor glatten neun weiteren Klubs, die ebenfalls mit Siegen gestartet waren. Dass die Top-Position nach dem ersten von 38 Spielen einer Mammut-Saison eher von überschauberer Aussagekraft ist, interessierte später trotzdem keinen – weder die Spieler noch die Fans, die ihre Mannschaft minutenlang feierten.
Sigurdsson hatte sich für eine Rotation von knapp 6o Prozent enschieden – und in seine Startformation vier Neuzugänge eingebaut: Torhüter Tibor Ivanisevic, Mittelmann Ole Pregler, Kreisläufer Stepan Zeman und Linksaußen Hakon Styrmisson. Zu ihnen gesellten sich Julian Köster im linken Rückraum, Lukas Blohme auf Rechtsaußen und im rechten Rückraum Janko Bozovic – der mit 36 Jahren so etwas wie der Alterspräsident des Abends war. Und nicht nur das: Bozovic war mit sechs Treffern vor der Pause (insgesamt sieben) entscheidend daran beteiligt, dass die Hausherren aus dem 2:4 (6.) zuerst die Wende zum 11:6 (22.) schafften und zur Pause drei Treffer vorne lagen. Basis für den Vorsprung war aber nicht ein insgesamt überragender Angriff, sondern die konsequent zupackende Abwehr mit dem guten Torhüter Ivanisevic.
Lübeck kam mit dem festen Willen aufs Feld zurück, alles für ein Comeback zu investieren. Mit dem 11:13 (31.) und 12:13 (31.) innerhalb von kaum 30 Sekunden schien die Idee sogar aufzugehen, doch das 14:12 (32.) von Köster, das 15:12 (34.) von Lukas Blohme, die Siebenmeter-Parade von Ivenisevic (35.) und das 16:12 (36.) erneut durch Köster sorgten wieder für mehr Ruhe. Den Anfang vom Ende erlebte Lübeck, als beim Stande von 18:15 für den VfL rasch hintereinander Jasper Bruhn und Nils Versteijnen mit Zeitstrafen das Feld verlassen mussten (40.). Als das Personal das Gäste anschließend komplett war, führte Gummersbach durch das Blohme-Tor mit 20:15, dem Köster kurz darauf jenes wirkungsvolle 21:15 folgen ließ. Wie heiß die Gastgeber trotzdem blieben, zeigte unter anderem die glatte Rote Karte gegen Ellidi Vidarsson beim Stande von 25:19 (50.), die sich definitiv hätte vermeiden lassen. Ganz am Schluss hieß es 30:22 – und Sigurdssons Mannschaft hätte die Partie gemächlich austrudeln lassen könnte. Jonas Stüber hatte allerdings eine Menge dagegen und so setzte er noch einmal seine ganze körperliche Wucht ein, um acht Sekunden vor dem Ende den 31:22-Endstand zu besorgen. Es war das passende Finale eines Abends, den sich der VfL so ähnlich vorgestellt haben dürfte.
Trainer Sigurdsson zeigte sich allgemein einverstanden mit dem Auftritt der Hausherren: „Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Man hat gesehen, dass alle noch nervös waren, wieder vor Zuschauern zu spielen. Nichtsdestotrotz haben wir sehr gut gedeckt. Im Angriff waren wir etwas zu statisch, aber in der ersten Halbzeit hat Janko gut aus dem Rückraum getroffen.“ Für Keeper Tibor Ivanisevic hatte er ebenso ein dickes Lob wie für die gemeinsam deckenden Kreisläufer Vidarsson und Zeman oder für Julian Köster. „Im Großen und Ganzen muss ich der Mannschaft ein riesiges Kompliment machen“, fand der VfL-Coach. Kollege Piotr Przybecki aus Lübeck fand dagegen einige Haare in der Suppe: „Glückwunsch an Gummersbach, das verdient gewonnen hat. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht und versucht, das über die offensive Deckung wettzumachen. Da waren wir noch dran, aber in der zweiten Halbzeit haben wir einige falsche Entscheidungen getroffen.“
VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (4), Köster (6), Blohme (6), Hermann (1), Schneider, Pregler, Dzialakiewicz, Santos, Styrmisson (3), Kiesler, Stüber (3), Zeman (1), Bozovic (7/2).