Oberliga Niederrhein
Preisfrage: Wer kann die Borussia gefährden?
Mönchengladbach muss als erster Meisterschafts-Favorit gelten. Größer ist wohl die Zahl der Kandidaten für den Abstiegskampf.

Mach doch den Weg frei: Heider Thomas (mit Ball) und die Borussia aus Mönchengladbach streben den Aufstieg in die Regionalliga an. (Foto: Herbert Mölleken)

Alles beginnt von vorne und es spricht eine Menge dafür, dass sich manche Dinge gar nicht geändert haben. Als die vergangene Saison vor fast einem Jahr schon wieder vorbei war, obwohl sie gerade erst begonnen hatte, lagen zwei Mannschaften bereits deutlich vor dem Rest des Feldes: Borussia Mönchengladbach und der Bergische HC II standen bei jeweils 12:0 Punkten. Bei beiden waren knappe Siege gegen die DJK Adler Königshof auf dem Konto – 32:30 für den BHC in Solingen, 23:22 für die Borussia in Krefeld. Genau diese drei Teams, die damals zu den ersten Anwärtern auf die Meisterschaft und den Sprung in die Regionalliga gehörten, dürften auch diesmal mit den besten Chancen an den Start gehen. Borussia-Coach Ronny Rogawska lässt ohnehin keinen Zweifel daran, was er mit den Mönchengladbachern in dieser Saison vorhat: „Unser Ziel ist der Aufstieg.“ Alles andere wäre angesichts des zur Verfügung stehenden Personals tatsächlich unglaubwürdig und Rogawska, als Spieler und Trainer mit reichhaltiger Erfahrung in höheren Klassen ausgestattet, ist Anfang 2020 nicht für eine lange Zukunft in der Oberliga zur Borussia gestoßen.

Mit Rogawska kamen damals Heider Thomas vom Zweitligisten TSV Bayer Dormagen sowie Dennis Aust und Niklas Weis vom früheren Drittligisten Rhein Vikings. Nun folgte in Jonas Vonnahme (HSG Krefeld/2. Bundesliga und 3. Liga) eine weitere Verstärkung für den Rückraum, sodass Mönchengladbach in fast jeder Partie der natürliche Favorit sein wird – zum Auftakt gegen Mettmann-Sport ebenfalls. Die Mettmanner haben mit Trainer André Loschinski allerdings auf keinen Fall vor, sich freiwillig geschlagen zu geben: „Das erste Drittel wäre für uns super. Mönchengladbach und der BHC II sind wohl weiter als wir. Wir versuchen, dahinter zu kommen und sie zu ärgern.“

BHC-Trainer Mirko Bernau will ein konkretes Ziel erst nach dem sechsten Spieltag nennen und er sieht gleichzeitig kaum eine Chance, an der Borussia vorbeizukommen: „Gladbach hat ein klasse Gesamtpaket vorzuweisen. Ich erkläre sie zum absoluten Favoriten, wie in der letzten Saison.“ Immerhin bietet sich den Solingern die einmalige Gelegenheit, als erster Tabellenführer aus dem ersten Spieltag zu gehen – denn der BHC trifft zur Saison-Eröffnung der Oberliga Niederrhein bereits am Freitagabend auf den letztjährigen Aufsteiger TV Geistenbeck. Dessen Coach Thomas Laßeur gehört im Übrigen zu jenen, die den Auftaktgegner höher einschätzen als die Mönchengladbacher. „Als Profiverein hat er das bessere Umfeld, mehr Kadertiefe und mehr Professionalität“, findet Laßeur, der für seine eigene Mannschaft den Klassenerhalt als einziges Ziel ausgibt.

Ein weiterer fester Kandidat fürs obere Drittel der Klasse, die nach dem Rückzug der SG Langenfeld II in die Verbandsliga nur noch aus 13 Klubs besteht, ist die DJK Adler Königshof. Trainer Marius Timofte und Kapitän/Kreisläufer Sebastian Bartmann sind weiter die tragenden Säulen der Krefelder, die ihren Rückraum durch Sam Schäfer (SG Ratingen) und Marko Markovic (TS Lürrip) verstärken konnten. Der Start bei Unitas Haan wird aufschlussreich – zumal sich Haans Trainer Ronny Lasch durch den Zugang der Ex-Langenfeldern André Moser und Ole Völker über ein deutliches Qualitäts-Plus freuen kann. Laschs Blick geht zwar mittelfristig durchaus in der Regionalliga, aber kurzfristig bleibt er auf dem Boden der Tatsachen: „Wir wollen so schnell wie möglich alle Punkte gegen den Abstieg sammeln und vielleicht unter die ersten sechs kommen. Prämisse ist gutes, gesichertes Mittelfeld.“ Zumindest in den direkten Kampf gegen den Abstieg will niemand ernsthaft verwickelt sein. Und genau deshalb wird es wohl doch die halbe Klasse erwischen. Die Jagd beginnt von vorne.