2. Bundesliga
Gummersbach zieht Kopf aus der Schlinge
VfL macht in Eisenach aus Rückstand einen Erfolg. TuSEM wackelt nach der Pause gegen Hamm, Dormagen belohnt sich für tollen Fight.

Pure Erleichterung: Trainer Gudjon Valur Sigurdsson (rechts) konnte mit seiner Mannschaft (von links Julius Fanger, Alexander Hermann und Raul Santos) ein Happy End in Eisenach feiern. (Foto: Thomas Schmidt)

ThSV Eisenach – VfL Gummersbach 27:29 (17:13). Dass die Gummersbacher ihre mit dem 31:22-Auftaktsieg über den VfL Lübeck-Schwartau erworbene Tabellenführung wieder einbüßten, dürfte ihnen nach dem aufregenden Freitagabend ziemlich gleichgültig gewesen sein. Ihnen sollte am Ende eher noch einigermaßen leicht ums Herz geworden sein – weil sie am zweiten Spieltag rund 45 Minuten lang auf dem „besten“ Weg in die erste Saison-Niederlage zu sein schienen. Es war riskant, was die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson bis dahin vortrug. Und es blieb zunächst auch auf der Zielgeraden eine enge Angelegenheit, weil Eisenach mit seinem Gummersbacher Trainer Markus Murfuni nie gab. Eine Schlüsselfigur der Gäste zum hart erkämpften Sieg war Kreisläufer Jonas Stüber, der mit dem 22:21 (49.), 23:22 (50.) und 24:22 (53.) den Weg zu beiden Punkten ebnete. Richtig aufatmen durfte der VfL gegen nie aufsteckende Hausherren allerdings erst nach dem späten 29:27 (60.) durch Lukas Blohme. 

Der Auftakt entsprach wohl noch einigermaßen den Erwartungen der Gäste, die ein paar Fehler der Hausherren auch zu einfachen Toren nutzten und eine 4:2-Führung (7.) vorlegten. Der Rest der ersten Halbzeit war dann allerdings eher unterirdisch schlecht – und vor allem jene Phase von zehn Minuten bis zum 6:10 (17.) konnte der VfL unmöglich ernst gemeint haben, weil er nahezu alles an Qualität vermissen ließ. Die Abwehr wirkte fahrig, während vorne zu viele Fehler passierten und Zuspiele missglückten. Dass der VfL langsam zurück in die Partie fand, war nicht zuletzt ein Verdienst von Janko Bozovic: Der Rückraumspieler traf mehrmals aus der Distanz – unter anderem zum 13:16 (29.). Gummersbach schaffte es allerdings, sich eine Sekunde vor dem Ende der ersten Hälfte noch das 13:17 einzufangen. Torschütze war mit seinem siebten Treffer erneut Eisenachs Fynn Hangstein, den offensichtlich mal wieder niemand ernsthaft auf der Rechnung hatte.

Deutlich erkennbar: Die Gäste kamen mit einem Schuss mehr an Aggressivität zurück aufs Feld. Bis zum 17:20 (44.) und 18:21 (44.) deutete trotzdem wenig auf eine Wende hin, weil der ThSV immer wieder richtige Antworten fand. Das Plus in der Abwehr und eine damit verbundene Steigerung von Keeper Tibor Ivanisevic sorgten für eine ausgeglichener werdende Auseinandersetzung, in der die Vierer-Serie vom 22:22 (50.) bis zum 26:22 (56.) die Wende brachte. Eisenach kam 62 Sekunden vor dem Ende zwar noch auf 26:27 (59.) heran, doch Blohme erlöste die Gummersbacher endgültig.

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Köster (4), Blohme (3), Hermann (4), Schneider, Pregler (1), Dzialakiewicz, Santos (5), Styrmisson, Kiesler (1), Stüber (3), Zeman (1), Bozovic (7).

 

TuSEM Essen – ASV Hamm-Westfalen 29:26 (17:8). Am Ende fiel den Essenern mehr als nur ein Stein von den Herzen. In einer lange sehr einseitigen Partie mit einem absoluten Traumstart wurde es am Ende noch einmal enger als gedacht. Bis zum 19:9 (37.) hatte die Mannschaft von Trainer Jamal Naji eigentlich alles im Griff, geriet dann aber immer mehr unter Druck. Über das 21:15 (43.), 25:20 (52.) und 26:22 (54.) schmolz der Vorsprung des TuSEM. Spätestens mit dem 26:23 (56.) war auch dem Letzten klar, dass die Schlussphase richtig eng und hektisch werden würde.  Beim 27:25 eine Minute vor dem Ende riskierte Hamm alles. Die offene Deckung beantwortete Lukas Becher allerdings mit den Treffern zum 28:25 und 29:26 (jeweils 60.) und erlöste so seine Mannschaft. „Ich bin sehr froh über den Sieg. Wie der zustande gekommen ist, ist mir gerade erst einmal egal. Wir spielen eine überragende erste Halbzeit und überstehen eigentlich auch die ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte. Danach haben wir es verpasst, frühzeitig den Deckel drauf zu machen“, fand Naji.

Die starke Essener Abwehr um den noch stärkeren Keeper Lukas Diedrich ließ kaum etwas zu, vorne dagegen zeigte sich TuSEM voller Ideen. Als Eloy Morante Maldonado einen Kempa-Trick zum 4:0 (8.) abschloss, waren die Essener Anhänger bereits in Hochstimmung. Hamms Trainer Michael Lerscht nahm beim 1:6 (11.) seine erste Auszeit. Weil diese herzlich wenig brachte und sein Team weiter nur hinterherlief, folgte nach exakt 17 Minuten und dem Spielstand von 1:11 bereits die zweite. Zuvor hatte Essen bei den Toren durch Rozman (8:1/13.) und Becher (10:1/17.) demonstriert, was Hochgeschwindigkeits-Handball bedeutet.

Weil die Gastgeber nun auch die eine oder andere Ungenauigkeit im Angriff einstreuten und der ASV nicht willens war, frühzeitig die Waffen zu strecken, gestaltete sich die Begegnung in der Folge ausgeglichener. Nach dem 13:3 durch Lucas Firnhaber (20./erneut per Kempa-Trick) verkürzte Hamm auf 5:13 (23.). Der Essener Vorsprung hielt sic in der Folge zunächst stabil zwischen acht und zehn Treffern – bis die TuSEM-Aktionen plötzlich immer nervöser wurden und die Begegnung immer knapper.

TuSEM Essen: Bliss, Diedrich – Beyer, Glatthard, Rozman (2), Dangers (1), Homscheid, Becher (9), Ingnatow, Szczesny (1), Bergner, Müller (2), Firnhaber (3), Seidel, Morante Maldonado (5), Klingler (6/2).

TSV Bayer Dormagen – SG BBM Bietigheim 21:20 (12:8). Wie gewinnt man ein Spiel, wenn einem der halbe Rückraum ausfällt? Sicher fehlt es in so einer Situation an Durchschlagskraft – weshalb TSV Trainer Dusko Bilanovic eine einfache und effektive Lösung auffuhr: „Wir machen die Abwehr so stark, dass wir nicht viele Tore brauchen werden, um zu gewinnen.“ Gestützt  auf einen herausragenden Martin Juzbasic im Tor, hielt Bilanovic auf diese Art die Formel für einen Heimsieg gegen die SG BBM Bietigheim in der Hand. Als der Spielstand im Sportcenter nach knapp acht Minuten ein 3:2 für die Hausherren zeigte, ließ sich schon erahnen, dass kein offensiver Leckerbissen geboten werden sollte. Dormagen und Bietigheim arbeiteten in der Abwehr mit großer Leidenschaft – und beide konnten sich auf glänzend aufgelegte Keeper verlassen.

Ab dem 8:8 (23.) vernagelte Jusbazic den Dormagener Kasten völlig und er ermöglichte es seinen Vorderleuten, sich einen Vorsprung für die zweite Halbzeit zu erspielen. Das 12:8 (30.) hatte dann geschlagene sieben Minuten Bestand, bis Gäste-Linksaußen Alexander Pfeifer den Bann mit dem 9:12 (38.) aus Bietigheimer Sicht brach. Dormagen schlug aber zurück – 15:11 (43.). Da Bilanovic angesichts der vielen Verletzten die Wechselmöglichkeiten fehlten, wurde die Partie zunehmend mühseliger für die Hausherren – 16:14 (49.), 18:17 (55.). Der Einsatzwille war am Ende ausschlaggebend, dass Dormagen den Vorteil wieder auf seine Seite zog: Aaron Seesing hatte trotz harter Arbeit im Mittelblock die Kraft, den Gegenstoß zum 20:17 zu verwandeln (56.). Das 19:20 (58.) reichte den Gästen nicht mehr, zumal André Meuser mit seinem sechsten Treffer das 21:19 (58.) erzielte – das Dormagen über die Zeit retten konnte.

Bilanovic wird sehr zufrieden sein mit dem überragenden Jusbazic zwischen den Pfosten und der Leidenschaft der aufopferungsvollen kämpfenden Deckung. Offensiv wird der TSV Bayer Dormagen ohne die verletzten Rückraumspieler Alexander Senden, Joshua Reuland und Ante Grbavac weiter nach Lösungen suchen müssen, um die verbliebenen Kräfte gerade nicht zu überlasten.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Meuser (6), Leitz, Eugler, Biernacki (4/1), I. Hüter (2), P. Hüter (2), Johannmeyer, Sterba (3), Seesing (3), Steinhaus, Mast (1).