3. Liga
Eagles gegen Panther: Viel Respekt und viel Klasse
Zwei Teams mit 6:0 Punkten bestreiten das Spitzenspiel. Überraschende Opladener sind in Essen gefordert, Longerich wartet verzweifelt auf ersten Sieg.

Fingerzeig: Sven Bartmann, bis zum Ende der vergangenen Saison beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen im Tor, scheint mit dem Stand der Dinge in Krefeld zufrieden zu sein. Gegen die Panther dürfte er wieder reichlich Gelegenheit haben, sein Können zu zeigen. (Foto: Thomas Schmidt)

Mehr Top-Spiel geht kaum. Beide Mannschaften haben 6:0 Punkte auf dem Konto. Beide gehören zu denen, die auch am Ende relativ weit vorne zu erwarten sind. Ein Unterschied: Während der Kurs der HSG Krefeld Niederrhein eher unverschlüsselt in Richtung 2. Bundesliga geht, sind die Bergischen Panther so etwas wie ein eigentlich gar nicht so geheimer Geheimfavorit auf einen Spitzenplatz. Wer da im direkten Duell am Samstag um 19 Uhr im Enni-Sportpark Rheinkamp (Moers), der zweiten Heimspiel-Stätte der Eagles, die Oberhand behält? Kaum vorherzusehen. Die bisherigen Kontrahenten hatten eine vergleichbare Qualität und sowohl Krefelder als auch die Gäste haben bereits gegen den vor der Saison ebenfalls oben erwarteten Longericher SC gespielt. Doch dieser Quervergleich bringt ebenfalls wenig: Während die HSG in Longerich einen Krimi mit 27:26 gewann, setzten sich die Panther zu Hause etwas deutlicher mit 32:29 durch. Wenn es dann noch nach der gegenseitigen Wertschätzung geht, kann es fast keinen Sieger geben. Jeder hat eine Menge Respekt vor dem anderen, jeder traut jedem grundsätzlich alles zu.

„Krefeld ist eine der Top-Mannschaften drittligaweit“, sagt Panther-Coach Marcel Mutz, „sie haben sich noch einmal verstärkt und fast auf jeder Position Zweitliga-Spieler dazugeholt. Das ist eine sehr hohe individuelle Qualität. Sie können dem Anspruch gerecht werden, eine Spitzenmannschaft zu sein. Krefeld ist damit in der Situation, dass sie uns schlagen müssen.“ Die Panther haben trotzdem nicht vor, die Punkte freiwillig abzugeben – im Gegenteil. „Wir freuen uns einfach auf dieses Spiel“, betont Mutz, „wir gehen da mit breiter Brust rein. Und wir gehen natürlich auch mit der Idee rein, zu gewinnen. Wir werden uns nicht verstecken, wir wollen unser Spiel durchziehen. Hauptaugenmerk wird wie immer sein, dass wir eine sehr gute Abwehr stellen und einen sehr guten Rückzug haben – denn da ist die HSG gnadenlos. Sie hat ein unfassbar hohes Tempo. Wir wollen die gute Entwicklung und den positiven Lauf, den wir gerade haben, fortsetzen. Das wird sicher spannend.“

HSG-Coach Maik Pallach gibt die aus dem Bergischen überreichten Blumen gerne zurück: „Die Panther sind für mich eine Top-Mannschaft. Sie sind auf jeder Position doppelt besetzt. Einzige Ausnahme ist vielleicht die Kreisläufer-Position – aber genau da sind wir meiner Ansicht nach schon beim entscheidenden Spieler.“ Im erfahrenen Kreisläufer Maximilian Weiß (32), der einst für den Bergischen HC in der 1. und 2. Bundesliga unterwegs war, sieht Pallach den wichtigsten Faktor bei den Gästen: „Er ist mit Abstand der wichtigste Schlüsselspieler, in Abwehr und Angriff. Er schafft es auch immer wieder, für seine Rückraumspieler gute Wurfpositionen zu kreieren und seine Abwehr zusammenzuhalten.“ Die Partie insgesamt gehört für Krefelds Coach „nur“ in die Kategorie „vernünftig“, weil es seiner Ansicht nach für ein Top-Spiel noch zu früh in der Saison ist. Als top bewertet er dagegen das gesamte spielende Personal der Gäste – mit Weiß oder dem besonders routinierten Jens-Peter Reinarz (39), mit den über eine intelligente Spielsteuerung verfügenden Regisseuren Justus Ueberholz und Simon Schlösser. Besonders lobend äußert sich Pallach außerdem über den Trainer-Kollegen Mutz: „Ich finde es echt imponierend, wie Marcel es immer wieder schafft, seine Mannschaft top auf den Gegner vorzubereiten. Er hat es wirklich geschafft, aus grauen Kätzchen echte Panther zu machen. Das wird eine harte Aufgabe. Wir müssen über ein sehr starkes Tempospiel kommen.“ 

Die bisherige Überraschungs-Mannschaft in dieser Saison sind weder die Eagles noch die Panther, denn dieser Titel geht zuerst an den TuS 82 Opladen. Der Aufsteiger von 2019/2020 begann mit einem 24:22 über die SG Menden Sauerland Wölfe, brachte anschließend ein 30:24 vom TuS Volmetal mit und schraubte sein Konto durch das 31:24 über die ESG Gensungen/Felsberg auf 6:0 Punkte. Daraus folgt in erster Linie die für Trainer Fabrice Voigt wichtige Erkenntnis, dass die Opladener eine realistische Chance auf den Erhalt der Klasse haben sollten. Und aussichtslos muss das nächste Unternehmen ebenfalls nicht sein – denn die Opladener treten jetzt beim sieglosen Aufsteiger TuSEM Essen II an. Größtes Problem beim Klassen-Neuling: Das Team von Trainer Nelson Weisz wirbelt mit viel Leidenschaft und Spaß am Handball durch die Liga, konnte allerdings zumindest zweimal den Lohn für eine couragierte Leistung nicht einfahren. Beim 30:33 in Krefeld und beim 25:26 als Gast des GSV Eintracht Baunatal reichten zum Teil klare Führungen nicht zu etwas Zählbarem. 

Suchende: Marian Dahlke, Daniel Koenen und Luca Tomassini (von rechts) vermissen ein paar Punkte auf dem Konto des LSC. (Foto: Thomas Schmidt)

Mit jenen Baunatalern bekommen es die hinter den (eigenen) Erwartungen zurückhängenden Longericher zu tun, die natürlich die ersten Punkte holen und durch einen Erfolg den kompletten Fehlstart vermeiden wollen. Einfach wird die Aufgabe auf keinen Fall, weil der GSV aktuell zum Quintett der unbesiegten Mannschaften mit jeweils 6:0 Punkte gehört. „Baunatal hat unheimlich viel Qualität“, findet LSC-Trainer Chris Stark, „sie verfügen über einen brillanten Rückraum. Sie stehen mit Recht im oberen Tabellendrittel – da, wo wir auch gerne stehen würden.“ Longerich will jetzt nach dem missglückten Start vorerst „von Spiel zu Spiel schauen“ und sich zunächst zu einem Erfolgs-Erlebnis kämpfen.  „Unsere Leistungen waren nicht überragend, aber auch nicht schlecht“, sagt Stark, „was wir aber auf jeden Fall brauchen, sind mehr abgewehrte Angriffe und ein besseres Torwart-Abwehr-Spiel.“ Grundsätzlich geht es ihm darum, wohl eine Art Jetzt-erst-recht-Stimmung zu erzeugen: „Gejammert wird nicht. Natürlich wird in manchen Momenten ganz klar, wie sehr uns die Verletzung von Valle schmerzt. Grundsätzlich geht es aber darum, den Kopf oben zu behalten und weiter als Gemeinschaft zusammenzustehen.“ Valle, der Keeper-Kollege von Philipp Ruch, fällt wegen eines Kreuzbandrisses für viele Monate aus. Dass gegen Baunatal in Marian Dahlke und Matthias Peters zwei weitere Stammkräfte verletzt fehlen, macht die Partie gegen Baunatal noch komplizierter. Trotzdem heißt die Devise: „Volle Kraft voraus.“

Richtungsfragen stellen sich dem VfL Gummersbach II (bei der SG Menden Sauerland Wölfe), der nach dem Auftaktsieg über den LSC zweimal verlor, und dem Leichlinger TV, nach dessen bisherigem Kurs aus Niederlage, Sieg und Niederlage beim Tabellenletzten Volmetal vielleicht wieder beide Punkte drin sein könnten. „Bei uns ist nach der schlechten Vorstellung der vergangenen Woche der Wille zur Wiedergutmachung da“, betont Co-Trainer Achim Symmanek, der eine bittere Schwächung des Kaders direkt nachschiebt: LTV-Abwehrchef Thomas Bahn droht wegen eine Fußverletzung für mehrere Wochen auszufallen. „Wenn in Volmetal etwas zu holen ist, wird es eine hartes Stück Arbeit“, vermutet Symmanek, „die stehen zwar ganz weit unten, aber das hat nichts zu sagen. Wir werden versuchen, hart an uns zu arbeiten und etwas Zählbares mitzunehmen.“