2. Bundesliga
Millimeter-Freitag: Gummersbach fehlt ein Tor zur Spitze
VfL gewinnt gegen Dessau nach durchwachsener erster Halbzeit noch mit 35:27.

Die Welt kann so schön sein: Szymon Dzialakiewicz erzielte mit dem 31:25 gut sechs Minuten vor dem Ende den spektakulärsten Treffer des Abends in der Schwalbe-Arena. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – Dessau-Roßlauer HV 35:27 (17:16). Es war am Ende ein schöner Einstieg ins Wochenende für die Gummersbacher, die im dritten Saisonspiel den dritten Sieg holten und den zweiten sehr deutlichen in der Schwalbe-Arena (nach dem 31:22 vom Auftakt gegen den VfL Lübeck-Schwartau). In der Addition steht das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson deshalb bei 6:0 Zählern und 95:76 Treffern – einer Differenz von plus 19. Und es hätte deshalb fast zur Rückkehr an die Tabellenspitze gereicht. Weil jedoch der VfL Eintracht Hagen am Freitagabend eine halbe Stunde darauf beim 28:22 letztlich ebenfalls glatt gegen den ThSV Eisenach gewann, liegt Gummersbach über die etwas schlechtere Tordifferenz  vorerst Millimeter zurück „nur“ auf Rang zwei – vor Hagen (6:0/93:73/plus 20). Beide Positionen nach drei Partien garantieren für die weiteren Monate ohnehin erst mal nichts, taugen allerdings vor allen Dingen aus Gummersbacher Sicht als Zeichen an die Konkurrenz. Die bisher ebenfalls unbesiegten TV Hüttenberg, TuSEM Essen und HC Empor Rostock (alle 4:0) können übers Wochenende nachziehen.

In der ersten Hälfte mussten sich die Gummersbacher wie im falschen Film vorkommen, weil Dessau mit hohem Einsatz auf Augenhöhe unterwegs war. Beim 0:1 (1.) und 4:5 (7.) lag der VfL hinten, ehe er das Heft in die Hand zu nehmen schien und bis zum 13:12 (21.) immer vorlegte. Die Antwort der Gäste aus Sachsen-Anhalt – 13:13 (21.). Beim folgenden Anwurf leistete sich Ellidi Vidarsson einen Ballverlust mit Folgen – 13:14 (21.) nur 13 Sekunden nach dem Ausgleich. Sigurdsson reagierte prompt mit einer Auszeit, um sein Team wieder auf die richtige Spur zu bringen, was aber bis zum 15:16 (28.) eher bedingt gelang. Dass die Hausherren trotzdem mit einem knappen Polster in die Pause gehen konnten, war dem bis dahin großen Auftritt von Janko Bozovic zu verdanken: Das 16:16 (29.) erzielte der Linkshänder mit einem seiner insgesamt zehn Tore selbst, ehe er Kreisläufer Stepan Zeman schön zu dessen sehenswertem 17:16 (30.) bediente.

Dessau blieb bis zum 18:19 (33.) dran und war sieben Minuten später geschlagen: Der 6:0-Lauf der Gummersbacher, die vor allem defensiv eine Welt zulegten und sich nun zusätzlich auf die Paraden des vor dem Wechsel glücklosen Keepers Tibor Ivanisevic stützen konnten, brachte durch das Tor von Jonas Stüber den entscheidenden 25:18-Vorsprung (41.). Weil sich später wieder ein paar Nachlässigkeiten zu viel zurückschlichen, nahm Sigurdsson beim Stande von 30:25 (53.) erneut eine Auszeit, in der er wohl die richtigen Worte gefunden haben muss. Direkte Folge: Szymon Dzialakiewicz, inzwischen im rechten Rückraum für Bozovic auf dem Feld, nahm den hohen Pass von Ole Pregler auf und erzielte per Kempa-Treffer die 31:25-Führung (54.). Den Rest des Abends brachte der VfL weniger spektakulär und dafür immerhin sehr seriös über die Bühne.

VfL-Coach Sigurdsson, der selbst nach noch höheren Erfolgen nicht in Euphorie ausbricht, kommentierte das Resultat – wie üblich – außerordentlich sachlich. „Wir sind wir überglücklich, dass wir gewonnen und 35 Tore geworfen haben, auch wenn wir noch einige Chancen ausgelassen haben. Im ersten Durchgang lief es in der Abwehr nicht gut bei uns“, sagte der Isländer,  „super waren die ersten zehn Minuten im zweiten Durchgang. Da haben wir befreit aufgespielt. Mit acht Toren zu gewinnen und nicht zu hundert Prozent zufrieden zu sein, ist schon ein komisches Gefühl. Wir waren in der ersten Halbzeit zu statisch, auch im Angriff können wir uns noch verbessern. Aber insgesamt bin ich natürlich zufrieden.“

VfL Gummersbach: Nagy, Ivanisevic – Fanger, Vidarsson (1), Köster (1), Blohme (3), Schroven, Schneider, Pregler (1), Dzialakiewicz (3), Santos, Styrmisson (10/1), Kiesler, Stüber (3), Zeman (3), Bozovic (10/5).