30. September 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Natürlich jagen sie im Oberbergischen auch den VfL Eintracht Hagen – was kein Wunder ist, weil dem VfL Gummersbach nur ein Treffer zur Spitzenposition fehlt. Der Aufsteiger steht bei 8:0 Punkten und 93:73 Toren (plus 20), der VfL bei 8:0 und 95:76 (plus 19). Nahziel ist aber ein anderes: Die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson will die Aufgabe beim TV Großwallstadt überstehen – was im Duell zweier Traditionsklubs in Elsenfeld schwierig genug werden dürfte. Der TVG, der bereits mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet war (27:30 beim HSC Coburg, 23:25 gegen HC Elbflorenz Dresden), hatte am Mittwochabend noch nachzusitzen – und musste bei den ähnlich gestarteten Eulen Ludwigshafen erneut beide Zähler abgeben (27:36). Dass der TVG deshalb mit 0:6 Punkten zurzeit sogar Tabellenletzter ist, macht die Aufgabe für den VfL eher noch gefährlicher.
Gummersbach bestand seine bisher zwei Heim-Auftritte ungefährdet, tat sich jedoch im bisher einzigen Auswärtsspiel beim ThSV Eisenach schwer und bekam die Partie erst in der letzten Viertelstunde einigermaßen unter Kontrolle (29:27). Ob der Rückblick auf den 26. Juni hilft? Damals gewann der VfL am letzten Spieltag der Saison 2020/2021 in Unterfranken am Ende klar mit 33:27 – und selbst Großwallstadts immer gefährlicher Rückraumspieler Savvas Savvas (drittbester Feldtorschütze der vergangenen Serie) konnte daran wenig ändern. Und klar: Sigurdssons Team will daran und an die bisher guten Resultate in der neuen Saison anknüpfen, um die Konkurrenz im Kampf um die Spitzenplätze weiter unter Druck zu setzen. Für Julian Köster (21), Anfang des Jahres vom TSV Bayer Dormagen nach Gummersbach gewechselt, steht das zum Erfolg erforderliche Mittel fest: „Zuletzt hat uns unsere mannschaftliche Geschlossenheit ausgezeichnet und sie wird auch für die kommenden Spiele sehr wichtig sein.“ Besonders im Oktober mit sechs Meisterschafts-Aufgaben sowie der zweiten Runde des DHB-Pokals (7. Oktober gegen den Nachbarn TuS Ferndorf) warten sowieso reichlich Gelegenheiten, jene Tugenden in der Praxis anzuwenden.
Eine der größten Tugenden des Bundesliga-Absteigers TuSEM Essen war in den ersten drei Partien eine stark ausgeprägte innere Ruhe – die sich besonders am vergangenen Sonntag beim HC Elbflorenz Dresden zeigte. Da lag die Mannschaft von Trainer Jamal Naji neuneinhalb Minuten vor dem Ende mit 27:29 hinten, ehe sie anschließend Beton produzierte, keinen Gegentreffer mehr zuließ und deshalb noch als 31:29-Gewinner vom Platz ging. „In diesem Punkt haben wir eine erkennbare Entwicklung genommen“, sagt Naji, der natürlich trotzdem kein Träumer ist: „Es wird Spiele geben, die in der Crunchtime gegen uns kippen. Und sicher wird sich erst zeigen müssen, ob das ein Strohfeuer war oder von Dauer ist.“ Seine Hoffnung geht allerdings dahin, dass TuSEM gegen den HSC Coburg erneut die Oberhand behält und dann bei 8:0 Punkten unverändert oben mitmischt. Geht es alleine nach der Tendenz, werden die Essener ohnehin einen Sieg landen – allerdings einen hauchdünnen. Nach dem 32:28 (plus vier) beim EHV Aue, dem 29:26 (plus drei) gegen den ASV Hamm-Westfalen und dem 31:29 (plus zwei) in Dresden läuft theoretisch alles auf ein Tor Vorsprung gegen Coburg hinaus. Naji wäre damit voll einverstanden: „Würde ich sofort nehmen.“
Schaltzentrale bei den Coburgern ist der schwedische Spielmacher Tobias Varvne (34), den Trainer Alois Mraz kaum ersetzen kann – wie sich zuletzt gerade beim hauchdünnen 28:27 über den TSV Bayer Dormagen zeigte, als der Mittelmann verletzt fehlte. Grundsätzlich rechnet TuSEM-Coach Naji jetzt ebenfalls mit einem sehr engen Duell: „Wir spielen gegen einen direkten Konkurrenten um den Aufstieg. Wir bewegen uns von der Kader-Qualität her auf einem ähnlichen Niveau.“ Grundsätzlich hat Essen an den Mit-Absteiger aus der vergangenen Saison in der Bundesliga gute Erinnerungen, denn zu Hause (29:27) und in Coburg am letzten Spieltag (32:31) gab es jeweils einen knappen Erfolg. Den würde Naji im Übrigen nicht nur wegen einer zufällig entstandenen mathematischen Reihe direkt unterschreiben, sondern selbst nach einer weniger überzeugenden Leistung gerne aufs Konto überweisen: „Ich bin sicher, dass du den einen oder anderen dreckigen Sieg brauchst, sowohl oben als auch unten im Kampf gegen den Abstieg.“ Logisch: Deutlich lieber wäre ihm die Kombination aus überzeugend und siegreich.
Dem würde sich Dusko Bilanovic mit dem TSV Bayer Dormagen am liebsten direkt anschließen. Die Dormagener begannen mit einem 22:24 beim ASV Hamm-Westfalen – in einer Partie, deren Endspurt sie mit einer 22:21-Führung eröffneten. Danach gesellte sich Ante Grbavac zu den verletzten Alexander Senden und Lucas Rehfus, sodass der linke Rückraum auf einmal verwaist war und Dormagens Trainer mit seiner Mannschaft fortwährend kreative Lösungen suchen musste. Lohn für den leidenschaftlichen Einsatz und eine großartige Defensiv-Leistung war das 21:20 gegen die SG BBM Bietigheim, auf das ein 27:28 beim HSC Coburg folgte – obwohl beim Stande von 26:26 (57.) alles offen und kurz darauf bei eigenem Ballbesitz rund 90 Sekunden vor der Schluss-Sirene eine späte Führung möglich war. Dass es letztlich trotz insgesamt ausreichend vorhandener Chancen nicht zu etwas Zählbarem reichte, nahm Bilanovic seinem Team trotzdem nicht übel: „Uns fehlt immer noch ein bisschen die Erfahrung. Wir sind auf einem guten Weg.“
Das Heimspiel gegen die DJK Rimpar Wölfe ist in diesem Zusammenhang tatsächlich wegweisend, weil die aus der Nähe von Würzburg kommenden Gäste ebenfalls mit 2:4 Zählern ausgestattet sind. Es ist eine einfache Rechnung: Wer verliert, muss sich für die kommenden Wochen ein paar unangenehmere Gedanken machen. Deshalb streben die Dormagener, obwohl sich personell nichts geändert/gebessert hat, den zweiten Heimsieg an – wobei die Abwehr vermutlich erneut der wertvollste Baustein sein dürfte. Der Blick in die offizielle Statistik weist bei Bayer mit lediglich 70 Gegentreffern in drei Partien den zweitniedrigsten Wert der Klasse auf (hinter dem verlustpunktfreien Vierten HC Empor Rostock/71). Entscheidend daran beteiligt ist Keeper Martin Juzbasic, der mit insgesamt 37 Paraden und 35,58 Prozent gehaltener Bälle im Moment der beste Torhüter in der 2. Bundesliga ist. Kehrseite der Medaille: In der Torschützenliste folgt der erfolgreichste Dormagener erst auf Rang 27. André Meuser (14 Treffer) von der rechten Seite liegt intern vor Ian Hüter (Platz 33/13 Tore) und Patryck Biernacki (41/12), die regelmäßig auf der linke Seite aushelfen. Sollten sie – wie jetzt in Coburg – zusammen erneut auf 19 Treffer kommen, hätte in Dormagen keiner was dagegen.