3. Liga
Licht an: Opladen und Longerich sind heiß aufs Derby
TuS 82 sieht seine 8:0 Punkte realistisch, LSC kommt mit Rückenwind. Titelkandidat HSG Krefeld Niederrhein steht vor Härtetest in Baunatal.

Überflieger? Für Maurice Meurer (beim Wurf) und den TuS 82 läuft die Saison bisher tatsächlich glänzend. Aber die Opladener bleiben realistisch und wollen weiter „nur“ Klassenerhalt. (Foto: Thomas Ellmann)

Dieses Duell hatte schon immer das gewisse Etwas und viele der Beteiligten erinnern sich noch ganz gut an die früheren Derbys in der alten Regionalliga oder der Oberliga Mittelrhein – aus der sich der Longericher SC irgendwann in die 3. Liga verabschiedete. Dann zog der TuS 82 Opladen vor einem Jahr nach, indem er als Meister der inzwischen installierten Regionalliga Nordrhein ebenfalls befördert wurde. Und nun hatten es die Terminplaner gut mit den beiden Nachbarn gemeint, als sie für den ersten Spieltag der Saison 2020/2021 am 2. Oktober unter anderem die Partie zwischen den Longerichern und den Opladenern angesetzt hatten. Bis heute unvergessen: In der neuen Halle an der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule funktionierte das Licht nicht – und weil Handball im Dunkeln keine so gute Idee ist, mussten alle Beteiligten ihre Sachen wieder zusammenpacken. Jetzt spricht alles dafür, dass ein Wiedersehen zwischen den Nachbarn stattfinden kann. Die durch die Flutkatastrophe im Juli entstandenen Schäden an/in der Bielerthalle sind beseitigt und beide Mannschaften bereit, durch einen tollen Handball-Abend die Werbetrommel für ihren Sport zu rühren – und am besten das eigene Konto weiter aufzufüllen. Dass der TuS 82 ungeschlagen ist und als Überraschungszweiter nach vier Partien bei 8:0 Punkten steht, während der LSC als Achter nur über 2:6 Zähler verfügt, bringt zusätzlichen Reiz. Opladen als klarer Außenseiter? Es gibt Argumente dafür. Und welche dagegen.

Abzuheben gedenken sie beim TuS 82 nicht, obwohl die bisherige Bilanz eine ansehnliche Moment-Aufnahme ist und für den weiteren Kampf gegen den Klassenerhalt viel Selbstbewusstsein bringt. „Wir wissen das genau einzuschätzen“, sagt Trainer Fabrice Voigt, „wir haben bis jetzt gegen Mannschaften aus dem unteren Drittel gespielt. Longerich zählt sicher zu den Top-Mannschaften der Liga und von daher interessiert mich die Punktzahl wenig. Für uns ist das der erste richtig dicke Brocken. Wir werden sicher wieder der Underdog sein und ich bin sehr gespannt darauf, wie wir gegenhalten können. Wir wissen, dass wir mithalten können, wenn wir unser Potenzial abrufen.“ Unter dem Strich freut sich ganz Opladen darauf, den Fans ein Spektakel zu bieten: „Endlich mal wieder ein Derby gegen Longerich.“ Birger Dittmer und Johannes Sonnenberg sind angeschlagen, während Aaron Ellmann (Knorpelschaden) gar nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Jascha Schmidt, der mit Nils-Thorben Schmidt das Opladener Torhüter-Duo bildet, soll nach überstandener Fußverletzung in den Kader zurückkehren.

 

Keeper Nils-Thorben Schmidt ist neben Rückraumspieler Oliver Dasburg der zweite Spieler mit einer Longericher Vergangenheit – und für Chris Stark einer der Belege dafür, dass die Opladener absolut konkurrenzfähig sind. „Es war eine logische Folge der positiven Entwicklung, dass sie auch den Weg in die 3. Liga gefunden haben. Ich habe Opladen schon vor der Saison als starke Mannschaft eingeschätzt und auf Platz fünf bis acht gesehen. Wir treffen auf einen Gegner, der mit reichlich Drittliga-Erfahrung gesegnet ist.“ Spieler wie Johannes und Markus Sonnenberg, Maurice Meurer, Hendrik Rachow, Yannik Nitzschmann oder Jan Jagieniak fallen ihm da (neben Schmidt und Dasburg) auf Anhieb ein. Trotzdem sieht Longerich naturgemäß die Chance auf einen eigenen Erfolg, zumal es am vergangenen Wochenende nach drei Auftakt-Niederlagen mit dem 32:29 über den GSV Eintracht Baunatal vor allem dank einer starken Torhüter- und Abwehrleistung den ersten Sieg in dieser Saison gab. Eine gute Nachricht für Longerich: Keeper Tjorven Homberg (zweite Mannschaft) rückt für den verletzten Valentin Inzenhofer (Kreuzbandriss/inzwischen operiert) als zweiter Mann hinter Philipp Ruch fest in den Kader. Eine schlechte Nachricht: Dustin Thöne droht wegen einer Bänderverletzung im Fuß auszufallen. Stark sieht hinter dem Einsatz des Kreisläufers und dem von Rückraumspieler Marian Dahlke sehr große Fragezeichen. Keine Frage ist allerdings, dass die Longericher genauso heiß aufs Derby sind wie der TuS 82.

Ihr kriegt mich doch nicht: Krefelds Regisseur Merten Krings war zuletzt beim Sieg über die Panther (links Justus Ueberholz, rechts Henning Padeken) tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Eagles. (Foto: Herbert Mölleken)

Den Schwung aus vier Siegen am Anfang der Saison will die HSG Krefeld Niederrhein mit in die Aufgabe beim GSV Eintracht Baunatal transportieren – der mit dem 29:32 in Longerich am vergangenen Wochenende seine erste Niederlage hinnehmen musste. Eagles-Trainer Maik Pallach, der sich intensiv mit den Gastgebern beschäftigt hat, erwartet eine extrem herausfordernde Aufgabe. „Für uns gilt es einfach, das weiter abzurufen, was wir gegen die Panther über 40 Minuten wirklich gut gezeigt haben – mit einer starken Abwehr und gutem Tempospiel. Das wird im Grunde die Aufgabe für die nächsten Wochen sein, um Schritte nach vorne zu machen und mehr Sicherheit in Stress-Situation zu bekommen. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und sehr fokussiert sein. Ich bin gespannt, wie wir das in Baunatal annehmen.“ Erst danach soll der Blick des aktuellen Dritten auf die Ergebnisse der ebenfalls mit 8:0 Zählern ausgestatteten Konkurrenz gehen: Der Zweite Opladen erwartet Longerich, der Erste SG Schalksmühle-Halver Dragons trifft auf TuSEM Essen II.

Jene Essener, die sich nach dem Aufstieg selbst als krassesten aller Außenseiter gesehen hatten, warten trotz erkennbar guter Ansätze noch immer auf den ersten Punkt. Zuletzt gab es zweimal hintereinander Niederlagen mit jeweils einem Tor Differenz – 25:26 in Baunatal, 28:29 gegen Opladen. Das Team von Trainer Nelson Weisz wird es immer wieder versuchen, obwohl die bevorstehende Aufgabe in Schalksmühle zur Kategorie besonders schwierig gehört. Deutlich weiter im Kampf um den Klassenerhalt ist zurzeit der Leichlinger TV (4:4 Zähler), der gegen den Vorletzten ESG Gensungen/Felsberg (0:8) die Chance bekommt, sein Konto positiv zu gestalten. „Schaut man sich den Tabellenstand des Aufsteigers an, sollte es eine lösbare Aufgabe sein“, sagt Leichlingens Co-Trainer Achim Symmanek, „schaut man sich aber die Spiele an, sieht die Sache ganz anders aus. Daher sind von unserer Seite aus Respekt und Vorsicht angesagt. Trotzdem wollen wir natürlich mit einer konzentrierten Leistung die zwei Punkte bei uns behalten. Wir sollten als Mannschaft funktionieren und unsere Fehlerquote sollte möglichst niedrig sein. Einfach wird das sicher nicht.“ Einfach wird es auch nicht für den VfL Gummersbach II (4:4 Punkte) gegen die Bergischen Panther – die sich am vergangenen Wochenende in Krefeld (27:32)  trotz massiver personeller Probleme sehr ordentlich aus der Affäre zogen und mit Platz vier (6:2 Punkte) weiter sehr gut leben können.